„Schönstes Schulgebäude der Stadt“Restaurierung des alten Gymnasiums zahlt sich aus

Lesezeit 3 Minuten
altes-gymnasium Aula

Die Aula des früheren Gymnasiums hat wieder ihre ursprüngliche Höhe, seit die in den 1950er-Jahren eingezogene Zwischendecke entfernt worden ist.

  • Die aufwendigen Restaurierungsarbeiten im ehemaligen Gymnasium an der Billiger Straße sind weit fortgeschritten.
  • Trotz Verzögerungen bei der sieben Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten ist man stolz auf den Bau.
  • „Das ist jetzt das schönste Schulgebäude in Euskirchen“ , sagt die stellvertretende ZIM-Leiterin

Euskirchen – Günter Schikorra erinnert sich gut an den Tag, an dem er zum ersten Mal den Dachstuhl des ehemaligen Gymnasiums an der Billiger Straße beging. „Hier bleiben wir nicht, das ist viel zu gefährlich“, habe er zu seinem Mitarbeiter gesagt, mit dem er die oberste Ebene des denkmalgeschützten Baus von 1906 erkundete.

Euskirchen: Umzug der Paul-Gerhardt-Grundschule verspätete sich

Hier fehlten Streben, dort waren Pfosten verwittert oder weggefault. An anderen Stellen hatte man Balken gekappt, sodass sie keine Last mehr aufnehmen konnten. „Rein rechnerisch hätte der Dachstuhl einstürzen müssen. Das haben Statiker festgestellt“, berichtete Schikorra, der bei der Stadt Euskirchen das Zentrale Immobilien-Management (ZIM) leitet, jetzt während eines Rundgangs.

Günter Schikorra und Renate Schulz

ZIM-Chef Günter Schikorra und seine Stellvertreterin Renate Schulz im Sangesraum, der sich nun wieder zur Aula öffnet. 

Dass die Dachkonstruktion – aus unbekannten Gründen – anders hergestellt wurde als in den Plänen verzeichnet und daher aufwendig ertüchtigt werden musste, führte bei der Sanierung zu Verzögerungen. Die Paul-Gerhardt-Grundschule konnte deshalb erst nach den Herbstferien einziehen und nicht, wie geplant, zu Beginn des laufenden Schuljahres.

Mehr Platz für die Gesamtschule

Die Paul-Gerhardt-Schule ist im Herbst 2019 von der Kölner Straße ins ehemalige Gymnasium an der Billiger Straße gezogen. Den alten Standort richtet die Stadt Euskirchen für die Gesamtschule her, die auf der anderen Straßenseite residiert. Sie wird in dem Trakt ihre Eingangsklassen unterbringen.

Das Zentrale Immobilien-Management geht derzeit davon aus, dass die Baumaßnahme in den kommenden Herbstferien abgeschlossen wird, wie Betriebsleiter Günter Schikorra dem Schulausschuss mitteilte. Der Zeitplan sei „sehr ambitioniert“, ergänzte er nach entsprechenden Fragen aus den Reihen der Ratsfraktionen.

Das Gebäude wird vor der Modernisierung komplett entkernt. Begonnen hatten die Arbeiten mit der Sanierung von asbestbelasteten Wand- und Deckenflächen. Auch die Sanitäranlagen werden saniert. (ejb)

Renate Schulz hebt aber auch das Positive hervor: „Das ist jetzt das schönste Schulgebäude in Euskirchen“ , sagt die stellvertretende ZIM-Leiterin mit Blick auf die umfangreichen Arbeiten, die alles in allem mehr als sieben Millionen Euro kosten. Mittlerweile hat auch die Offene Ganztagsschule ihre Räume bezogen, in denen alte und moderne Elemente eine für Euskirchen einzigartige Kombination bilden.

Aula ist kaum wieder zu erkennen

Nun wartet die Paul-Gerhardt-Schule nur noch auf die Fertigstellung der Aula. Die Restaurierung des Raumes, den das LVR-Amt für Denkmalpflege als „äußerst seltenes Beispiel eines repräsentativen Saalbaus“ einordnet, ist weit vorangeschritten. „Wir gehen davon aus, dass wir im Mai fertig werden“, so Schulz.

OGS der Paul-Gerhardt-Schule

Die OGS der Paul-Gerhardt-Schule ist in Räumen untergebracht, in denen alte und neue Elemente gut miteinander harmonieren.

Wer die Aula bisher nur mit der in den 1950er-Jahren eingezogenen Zwischendecke kannte, wird sie kaum wiedererkennen. Besagte Decke ist im Zuge der Sanierung ebenso entfernt worden wie Wandbekleidungen und eine Empore, die ebenfalls nachträglich eingebaut worden waren. Die Aula mit ihrer geschwungenen Holzdecke erstrahlt wieder in ihrer alten Pracht – und das in ihrer ursprünglichen Höhe.

Eine weitere Besonderheit ist der Sangesraum, der sich im Obergeschoss an die Aula anschließt, aber jahrzehntelang hinter einer Mauer verborgen war. Jetzt, da die Trennwand verschwunden ist, bilden die beiden Räume und die dazwischenliegende Rundbogenöffnung ein beeindruckendes Ensemble – wie in alten Zeiten. „Aula und Sangesraum sollen in einem geschlossenen Eindruck erscheinen und so ästhetisch wieder ansprechend wirken“, heißt es im Restaurierungskonzept, das die Stadt mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) abgestimmt hat.

Falschen Eindruck vermeiden

Auf eine komplette Wiederherstellung nach Vorlagen aus der Entstehungszeit haben die Experten bewusst verzichtet. Es dürfe „nicht der falsche Eindruck entstehen, dass die beiden Räume vollständig erhalten geblieben wären“, betont ZIM.

altes-gymnasium Wandmalerei

Alte Wandmalereien wurden rekonstruiert.

Zum Gesamtkonzept gehören auch die Konservierung der alten Stahlfenster, die Erneuerung des Uhrwerks samt Aufarbeitung der Uhrzeiger sowie die Rekonstruktion des Holzparketts und der Wandmalereien.

Unterhalb der Balustrade des Sangesraumes hatten die von der Stadt beauftragten Restauratoren die alte Gestaltung freigelegt, die irgendwann in den zurückliegenden Jahrzehnten übermalt worden war. Im Zentrum des aufgefrischten Wandgemäldes sitzt, umgeben von Ranken und Blumen, ein Uhu, der eine Papierrolle in den Krallen hält.