SchlagschattenRepowering der Windkraftanlagen am Kaller Ravelsberg sorgt für Probleme

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Die Drohnenaufnahme zeigt die derzeit sieben Windräder des Kaller Windparks Ravelsberg

Im Windpark Ravelsberg sollen drei alte Anlagen durch zwei deutlich höhere ersetzt werden.

Drei der sieben Windkraftanlagen im Kaller Windpark Ravelsberg sollen durch zwei größere Anlagen ersetzt werden. 

Zahlreiche Forderungen hat die Gemeinde Kall in ihrer Stellungnahme zum geplanten Repowering eines weiteren Bereichs im Windpark Ravelsberg gestellt. Dort will die e-regio mit den Partnern Cath Windenergie und der Vernet GmbH drei alte Windräder durch zwei deutlich höhere ersetzen. Problematisch ist vor allem die Prognose für den Schattenwurf, die eine Überschreitung der Grenzwerte an 62 Immissionsorten ergeben hat.

Insgesamt stehen auf dem Ravelsberg zurzeit sieben Anlagen, die mehreren Eigentümern gehören. Für ein weiteres Windrad gibt es bereits eine Genehmigung.

Die beiden Windräder werden rund 700 Meter von Dottel entfernt sein

Die drei Anlagen, die im Rahmen des Repowering ersetzt werden sollen, gehören der Cath Windenergie und der Vernet GmbH. Zwei sind 83 Meter, die dritte 87 Meter hoch. Projektingenieurin Nina Köth von der e-regio stellte die Planung im Entwicklungs- und Umweltausschuss vor. Die Anlagen stehen auf Mechernicher Stadtgebiet direkt an der Grenze zur Gemeinde Kall.

Die beiden geplanten Windräder vom Typ Enercon E-138 und E-115 sollen rund 700 Meter von Dottel entfernt errichtet werden und haben Gesamthöhen von 229 und 180 Metern. Sie erzeugen laut Köth mit rund 21 Millionen Kilowattstunden pro Jahr trotz der Reduzierung auf zwei Anlagen etwa sechsmal so viel Strom wie die alten Anlagen.

Die beiden neuen Anlagen könnten 6000 Drei-Personen-Haushalte versorgen 

Rechnerisch könnten rund 6000 Drei-Personen-Haushalte mit dem Strom versorgt und etwa 15 000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Köth hofft, dass die Genehmigung für das Vorhaben im Sommer dieses Jahres vorliegt. „Dann könnten die Windräder im dritten Quartal 2024 in Betrieb genommen werden.“

„Die Schallemissionen in Dottel, das jetzt schon sehr stark betroffen ist, werden im vorderen Bereich des Ortes reduziert“, sagte die Projektleiterin. Im hinteren Bereich gebe es allerdings geringe Mehrbelastungen. Auch in Keldenich werde es etwas lauter werden, ohne dass die Grenzwerte überschritten würden. Wesentliche Verschlechterungen gebe es beim Schlagschattenwurf.

Schlagschattenwurf nimmt in den Morgenstunden zu  

„Die Schallentwicklung ist für Dottel mehr oder weniger neutral“, erklärte Ortsvorsteher Hans Reiff (FDP). Anders sehe es beim Schlagschatten aus, der in den Morgenstunden um bis zu 60 Prozent zunehme. Beim Schlagschattenwurf liegen die Immissionsrichtwerte bei maximal 30 Stunden im Jahr und maximal 30 Minuten am Tag. An einigen Orten in Dottel und in Keldenich werden diese Werte bereits durch die anderen Anlagen überschritten.

Deshalb fordert die Gemeinde, dass dort jede weitere Belastung durch periodischen Schattenwurf vermieden werden müsse. „Wenn die Belastungen zu groß werden, müssen die Anlagen abgeschaltet werden. Das muss auch kontrolliert werden“, machte Reiff klar.

Wenn die Belastungen zu groß werden, müssen die Anlagen abgeschaltet werden.
Hans Reiff, Ortsvorsteher

„Bei den direkt Betroffenen ist die Stimmung nicht so gut“, sagte der Ortsvorsteher. Die Dotteler seien aber bereit, das Projekt mitzutragen. „Das Landschaftsbild wird auch nicht schöner, aber dafür gibt es erfreulicherweise auch Ausgleichsmaßnahmen“, so Reiff.

Frank Poll (AfD) widersprach dem Ortsvorsteher: „Die Dotteler sind massiv verärgert.“ Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) erinnerte daran: „Wir müssen zu dem Vorhaben eine Stellungnahme abgeben und nicht darüber entscheiden.“

„Der e-regio ist es wichtig, dass Kommunen und Bürger an den Gewinnen beteiligt werden“, betonte Köth. Kall könne aus der Abgabe an die Kommunen im 2,5-Kilometer-Radius mit 18 000 Euro pro Jahr rechnen. Hinzu komme Gewerbesteuer, wenn sich die Betreibergesellschaft wie geplant in Kall ansiedele. Zudem könne sich die Gemeinde auch an der Betreibergesellschaft beteiligen. Bürger könnten Genossenschaftsanteile erwerben oder Darlehen gewähren.

Dr. Guido Huppertz (Grüne) schlug vor, die Akzeptanz von neuen Windenergieanlagen durch einen Bürgerstromtarif zu verbessern: „Bei dem Modell erhalten die von Beeinträchtigungen betroffenen Haushalte einen ermäßigten Strompreis.“