Grundstücke wegen Altlasten wertlos?Wohnbauvorhaben in Kall ist gefährdet

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Die Altlasten auf dem Grundstück in der Mitte des Bildes müssen laut Eugebau  für viel Geld entsorgt werden. Deshalb soll die Gemeinde auf einen Kaufpreis verzichten.

Kall – Der Schock saß tief. Gerade hatte der Geschäftsführer der Euskirchener Baugesellschaft mbH, Oliver Knuth, den Mitgliedern des Ausschusses für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit schonungslos vorgerechnet, dass die beiden Grundstücke, die die Gemeinde der Gesellschaft in der Straße „Am Hallenbad“ für 335.000 Euro verkaufen will, gar keinen Wert haben.

Die Kommunalpolitiker brauchen Bedenkzeit

Denn die bislang nicht eingeplanten Mehrkosten für die Entsorgung der Altlasten vor allem auf einem Grundstück und die Mehrkosten für den Hochwasserschutz seien höher als der Kaufpreis. Deshalb schlug Knuth vor, dass die Eugebau die Grundstücke für höchstens einen symbolischen Euro kauft. Die Politik vertagte die Entscheidung in die Sitzung des Gemeinderats am Dienstag, 10. Mai.

Die Eugebau hatte das Projekt, das den Bau von rund 40 Wohnungen in drei mehrgeschossigen Häusern und eines dreigruppigen Kindergartens für 60 Kinder vorsieht, bereits im Juni 2021 vorgestellt. „Nach der Flut haben wir das Kindergartengebäude um 50 Zentimeter höher gesetzt“, berichtete Architekt Heinz Berger.

Doch die Untere Wasserbehörde beim Kreis Euskirchen habe signalisiert, dass sie der Planung nicht zustimmen werde, weil der Bereich am 15. Juli 2021 rund 1,50 Meter hoch überflutet worden war. „Wir haben daraufhin den Fußboden des Erdgeschosses auf 1,50 Meter über Straßenniveau angehoben“, so Berger. Das erschwere natürlich die barrierefreie Erschließung der Kita.

„Wir mussten jetzt am Eingang eine Rampenanlage vorsehen“, so der Architekt. Auch bei den Spielflächen im Außenbereich müssten Höhenunterschiede kompensiert werden. „Die Flächen kann man aber trotzdem attraktiv für die Kinder gestalten.“ Wegen der Gefahr, dass Wasser den Kindergarten bei einer Flut umströme, sei auch ein spezielles Streifenfundament notwendig. „Wir hoffen, dass die Untere Wasserbehörde zustimmt.“

Blei und andere Schadstoffe

Auf die wirtschaftlichen Eckdaten des Vorhabens ging dann Geschäftsführer Knuth ein: „Die Ergebnisse machen weder uns noch Ihnen Spaß.“ Trotzdem wolle man an dem Projekt festhalten. „Es sind aber noch einige Hürden zu nehmen.“ Die Eugebau habe die Grundstücke für rund 335.000 Euro kaufen wollen. Vor dem Kauf sei ein Bodengutachten erstellt worden. „Dass wir Blei finden werden, hatten wir erwartet und eingepreist, das kriegt man in den Griff“, so Knuth.

Der Kreis habe dann aber mitgeteilt, dass das Erdreich des Grundstücks für den Kindergarten wegen der Schadstoffe nicht im Abfallwirtschaftszentrum in Mechernich entsorgt werden könne. „Wir konnten das nicht glauben und haben den Gutachter noch einmal rausgeschickt.“

Die Werte blieben aber unverändert. „In der Tragschicht gibt es eine erhebliche Überschreitung der Bleiwerte, die nicht natürlichen Ursprungs ist.“ Noch schlimmer sieht es in dem darunter liegenden Hochflutlehm aus: „Dort sind die Grenzwerte für Arsen, Kupfer, Nickel und Zink überschritten. Irgendjemand hat da mal etwas verklappt.“

Deshalb gibt es laut Knuth noch ein „fettes Risiko“: „Es kann sein, dass wir bei den Bohrungen die Kontaminationsquelle wie beispielsweise auslaufende Fässer nicht gefunden haben.“

Flächen erst kürzlich gekauft

Deshalb brauche man für den Fall, dass eine solche Quelle gefunden werde, eine Rücktrittsklausel im Vertrag, weil dann die Entsorgungskosten aus dem Ruder laufen würden. Auf dem Grundstück könne also nicht ohne zusätzliche Ausgaben gebaut werden, und deshalb habe es keinen Wert.

Die Fläche für die geplante Wohnbebauung sei dagegen unproblematisch. Der Bodenaushub müsse nicht außerhalb des Kreises entsorgt werden. Aber auch hier müssten zusätzliche Kosten für den Hochwasserschutz berücksichtigt werden.

Der Ausschussvorsitzende Bert Spilles (CDU) dankte für die offenen Worte und die Bereitschaft der Eugebau, an dem Projekt festzuhalten. „Wir haben die Grundstücke erst kürzlich erworben. Wie war die Frage der Altlasten geregelt?“, wollte Manfred Wolter (FDP) wissen.

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„Die Fläche für die Wohnbebauung ist 2018 gekauft worden. Damals wurden Proben entnommen, die jetzt bestätigt wurden“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Zu dem Kauf des anderen Grundstücks mit den hohen Belastungen im Jahr 2017 wolle er sich nicht äußern: „Da muss vorher noch Einsicht in die Akten genommen werden.“

Guido Huppertz (Grüne) schlug vor, über einen Tausch der Flächen nachzudenken und den Kindergarten auf das weniger belastete Grundstück zu bauen. „Die Idee ist nicht schlecht“, meinte Knuth. Der Vorschlag soll nun von der Eugebau geprüft werden.