SonderausstellungFreilichtmuseum Kommern erzählt Geschichte(n) aus dem Garten

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Margarethe Becker, Ausstellungskuratorin des Museums, schraubt mit einem Akkuschrauber eine Schraube fest.

Eine neue Sonderausstellung zum Thema Garten wird am Sonntag, 7. Juli, im LVR-Freilichtmuseum in Kommern eröffnet. Dipl.-Biologin Margarethe Becker, Ausstellungskuratorin des Museums, legt letzte Hand an den Exponaten an.

Unter dem Titel „Wink mit dem Zaunpfahl“ wird am bevorstehenden Sonntag eine Sonderausstellung zum Thema Garten eröffnet.

„Die Blumen machen den Garten, nicht der Zaun“, heißt es in einem deutschen Sprichwort, das dem Autor dieser Zeilen – zugegeben – bislang nicht geläufig war. Dabei gibt es nicht nur die unterschiedlichsten Gartenarten, sondern auch ganz grundverschiedene Gärtner: Während die einen die Gartenarbeit lieben – Blumen säen, Rosen züchten, Gemüse ernten und den Rasen trimmen – genießen andere lieber den bloßen Aufenthalt in diesem Stück mehr oder weniger befriedeter Natur.

Im Kommerner Freilichtmuseum beschäftigt sich ab Sonntag, 7. Juli, eine neue Sonderausstellung mit dem Thema Garten. Unter dem Titel „Wink mit dem Zaunpfahl“ hat die Ausstellungsmacherin Margarethe Becker verschiedene Aspekte thematisiert, die uns Deutsche immer wieder umtreiben, wenn es um die Zähmung und Gestaltung der Natur rund ums eigene Heim geht.

Kommerner Museum lädt zum Blick hinter den Gartenzaun ein

„Wir wollen mit der Ausstellung vor allem zeigen, welche Veränderungen und Entwicklungen es bei den verschiedenen Gartentypen gibt“, sagt die Diplom-Biologin, die die Schau fürs Freilichtmuseum konzipiert hat.

Auf einem lilafarbenen Holzzaun ist eine Museumstafel mit Bild und Text montiert. Links und rechts davon steht ein Jägerzaun.

An neun Erlebnisstationen werden unterschiedliche Aspekte rund ums Thema Garten beleuchtet.

Während Vorgärten stolz präsentiert werden, schirmen meterhohe Blickschutzhecken oder Steinmauern die Gärten hinter dem Haus ab. Dabei sind speziell die „öffentlichen“ Gärten vor dem Haus auch immer wieder Anlass für Streit und Missgunst in der Nachbarschaft: Mal sind es die zu üppig sprießenden „Unkräuter“, mal die Tatsache, dass in einem Schottergarten gar nichts mehr sprießt.

Einen Mini-Schottergarten hat Becker dann auch für die Ausstellung im Freilichtmuseum angelegt – nur zu Demonstrationszwecken versteht sich, denn eigentlich ist die Biologin ja für die Ökologie im Museum zuständig. „Da macht es schon mehr Spaß, den Apothekergarten mit seinen vielen verschiedenen Heilpflanzen zu betreuen“, verrät sie.

In Kommern geht es auch um die Renaissance der Nutzgärten

Becker, als Kind selbst mit den Vorzügen eines Gartens aufgewachsen und durch elterliche Anleitung mit den Grundzügen der Gartenarbeit vertraut, macht aber auch keinen Hehl aus der Tatsache, dass sie selbst eher zur „Gartengenießer-Fraktion“ gehört: „Ich halte mich aber sehr gerne in Gärten auf.“

Dabei sind es nicht per se die „jungen Leute“, die schweißtreibender Gartenarbeit abgeneigt sind: „Gerade während der Pandemie haben Themen wie Permakultur und Gemüseanbau zum Selbstverbrauch in weiten Teilen der Gesellschaft neue Anhänger gefunden“, so die Ausstellungsmacherin.

Dabei schien die große Zeit der Nutzgärten eigentlich schon lange vorbei zu sein. „Die Entwicklung vom Nutz- zum Erholungsgarten setzte in Deutschland spätestens in den 1960er-Jahren ein, als immer mehr Menschen angefangen haben, ihr Gemüse im Supermarkt zu kaufen“, sagt Becker.

Neun Erlebnisstationen sind übers Museumsgelände verteilt

An neun Erlebnisstationen, die übers ganze Museumsgelände verteilt sind, geht es neben den genannten Themen auch um Romantik, Botanische Gärten, repräsentative Gärten der Oberschicht und Vorgärten, die übrigens keine deutsche Erfindung sind, sondern ihren Ursprung in England haben.

Auch die große sowie die kleine Politik sind ein Thema der Ausstellung – hier speziell die Regulierungswut deutscher Behörden, Gemeindeverwaltungen und Kleingartenvereine in Bezug auf Nutzung, Gestaltung und Einfriedung des Gartens. Wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist.

Die Ausstellung „Wink mit dem Zaunpfahl“ wird am Sonntag, 7. Juli, um 11 Uhr offiziell im Kommerner Freilichtmuseum eröffnet und ist dann bis zum 31. Oktober 2025 im Außengelände zu sehen.


Zeitblende 1974: Freilichtmuseum blickt auf ereignisreiches Jahr zurück

Bei der Zeitblende nimmt das LVR-Freilichtmuseum Kommern in diesem Sommer das überaus ereignisreiche Jahr 1974 in den Blick. Am Wochenende vom 17. und 18. August erinnert die Traditionsveranstaltung im Museum an das, was vor fünfzig Jahren los war.

Der VW Golf löste den in die Jahre gekommenen Käfer ab, Willy Brand musste als Bundeskanzler zurücktreten, das schwedische Möbelhaus Ikea eröffnete seine erste Filiale in Deutschland. Außerdem wurde Deutschland mit einem Sieg gegen die Niederlande Fußballweltmeister.

Das Foto aus dem Jahr 1974 zeigt die Mitglieder der schwedischen Band Abba.

Die schwedische Band Abba hatte 1974 mit „Waterloo“ ihren großen Durchbruch.

„Als Musikact haben wir eine Abba-Coverband dabei“, freut sich Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig auf das Festwochenende im August. Denn ebenfalls 50 Jahre liegt inzwischen bereits der Triumph der schwedischen Band beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ zurück.

Zum Programm der Zeitblende gehört auch in diesem Jahr wieder die Oldtimerschau. „Wir erwarten mehr als zweihundert Oldtimer, die 1974 im Straßenbild zu sehen waren“, heißt es dazu vom Museum. Nachmittags werden die alten Schätze im Korso durch das Museumsgelände fahren. Auch den historischen Campingplatz, der von Jahr zu Jahr vielfältiger wird, wird es wieder geben.