GesundheitMechernicher Trainer machen Bitburger-Mitarbeiter fit

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Zwei Männer, Dr. Stefan Schmitz (l.) und Simon Wittig, stehen vor einem Tresen in der Bitburger Brauerei. In der Mitte hängt ein großes Bitburger-Logo.

Wollen gemeinsam für gesunde Mitarbeiter bei Bitburger sorgen: Dr. Stefan Schmitz (l.) und Simon Wittig.

Der Kreis Euskirchen und jetzt auch die Bitburger Brauerei setzen beim Gesundheitsmanagement auf Experten aus Mechernich.

Für die Macher von „Be My Personal Trainer“ ist das ein Meilenstein. Dem in Mechernich ansässigen Gesundheitsunternehmen ist es gelungen, mit der Bitburger Braugruppe ein weltweit agierendes Unternehmen als Kunden zu gewinnen. „Wir betreuen und unterstützen aktiv die Gesundheitschallenge von Bitburger, ein wesentlicher Baustein des gesamten Gesundheitskonzepts der Brauerei“, erklärt Simon Wittig, der zusammen mit André Haep die Firma leitet.

Die Nachfrage nach ihrer Gesundheitsplattform sei sehr groß. Auch der Kreis Euskirchen gehört mittlerweile zu den Kunden von Wittig und Haep.

Die Plattform „Be My Personal Trainer“ war 2018 gegründet worden. Ziel ist, Arbeitnehmer mit digitalen Trainingsprogrammen und Vor-Ort-Schulungen sowie mit Rezepten und Ernährungstipps fit zu machen. 2019 wurde das Unternehmen von der Zukunftsinitiative Eifel mit dem „Start-up Eifel Award“ ausgezeichnet. „Vom Land NRW werden wir im Rahmen der Digital-Förderung ,Mittelstand Innovativ Digital' mit einer fünfstelligen Summe gefördert“, berichtet Wittig, der in Barcelona und den USA internationales Management studiert hat.

Mechernicher geben Fitnesstipps und Präventionsangebote

„Früher war die Mitarbeitergesundheit noch ein Randthema, aber in Zeiten von Fachkräftemangel, Globalisierung und Digitalisierung ist es eines der entscheidenden Themen für Unternehmen“, betont der 37-Jährige. Die Arbeitgeber-Attraktivität und die Zufriedenheit der Mitarbeiter seien entscheidend, um gutes Personal zu finden und langfristig zu halten.

Daneben gebe es aber auch einen wirtschaftlichen Aspekt: „Im Negativ-Rekordjahr 2022 fielen durchschnittlich 5,5 Prozent der Mitarbeiter krank aus.“ Auch deshalb seien Betriebe nun bereit, gezielt in Gegenmaßnahmen investieren.

Trainer André Haep (M.) führt mit einer Gruppe Menschen in einem Konferenzraum einen Fitnesskurs durch.

Die Kurse mit Mitarbeitern werden von André Haep (M.) geleitet.

Bei „BeMyPersonalTrainer“ erhält jedes Unternehmen einen eigenen Account und damit den Zugriff auf seine individuell gestaltete Webseite. Dort finden Mitarbeiter verschiedene Angebote von Fitness- und Beweglichkeitsübungen über Präventionsangebote für den Rücken bis hin zu Ernährungstipps und speziellen Rezepten.

André Haep ist auch Referent an der Sporthochschule in Köln

„Wir wollen erreichen, dass sich die Menschen mit ihrer Gesundheit beschäftigen. Das ist gerade auch in Zeiten von Homeoffice sehr wichtig“, betont Wittig. „Vor allem langes Sitzen ist eine Gefahr für die Gesundheit", ergänzt Haep. Mitarbeiter hätten zum Beispiel immer häufiger mit chronischen Rückenschmerzen zu kämpfen. Der Sportwissenschaftler, Personal Trainer und Referent an der Deutschen Sporthochschule Köln führt die Kurse in den Betrieben durch.

Die beiden Gründer können auf ein Expertenteam von Gesundheits- und Ernährungsberatern, Trainern und Psychologen zurückgreifen, die die Mitarbeiter der Unternehmen und Arbeitgeber bei Bedarf betreuen. „Diese Experten können auch tiefergehende Fragen zu den verschiedensten Themenbereichen beantworten“, so Wittig.

Die Bitburger-Mitarbeiter können zu „Legenden“ werden

Mit einem speziellen Programm können zudem individuelle Trainingspläne für jeden Mitarbeiter erstellt werden. Für jede sportliche Aktivität im Unternehmen oder in der Freizeit sowie für die Teilnahme an Präventionsprogrammen erhalten die Teilnehmer Punkte. Die können dann vom Arbeitgeber in Gutscheine oder andere Prämien umgewandelt werden.

Wer fleißig Punkte sammelt, kann sich vom „Anfänger“ über den „Aufsteiger“ und „Sportler“ zum „Profi“ und zur „Legende“ hocharbeiten. „Bei allem sollte der Spaß aber im Fokus stehen“, betont Wittig. Bei allen Angeboten werde penibel darauf geachtet, dass der Datenschutz gewährleistet sei.

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) gebe es schon lange: „Das geht zurück auf die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation in Jahr 1986.“ Mit BeMyPT habe man den Bereich „zu einem digitalen, motivierenden und strukturierten Teil der Unternehmenskultur“ weiterentwickelt.

In den Unternehmen gibt's digitale Angebote und Kurse  

„Das Zusammenspiel von digitalen Angeboten und Kursen im Unternehmen hat uns bei dem Konzept von Simon Wittig und André Haep sehr gut gefallen“, erklärt Dr. Stefan Schmitz, Geschäftsführer Personal bei der Bitburger Gruppe. Das sei in einem Betrieb mit unterschiedlichen Arbeitszeiten sehr wichtig.

„Auch die Team-Challenge finden wir sehr interessant.“ Dabei treten verschiedene Mannschaften aus einem Unternehmen gegeneinander an und versuchen am Ende mehr Punkte zu haben als die Konkurrenz. Bei Bitburger sind es aktuell 35. „Die Challenge ist zurzeit überall im Betrieb ein Thema“, berichtet Schmitz. Der Wettkampf laufe noch bis zum Jahresende. Danach werde man sich ansehen, wie die einzelnen Angebote angenommen worden seien.

„Ein zentrales Ziel unseres Unternehmens ist es, das Gesundheitsmanagement zu strukturieren und damit langfristige Planungen von Angeboten zu ermöglichen. Insgesamt haben sich zu unserer Challenger mehrmals 400 Mitarbeiter angemeldet“, erklärt Schmitz. Die Rückmeldungen seien durchweg positiv.

Bitburger freut sich über geringe Krankenstände

Das Thema Gesundheit der Mitarbeiter stehe bei dem Familienunternehmen schon lange auf der Agenda: „Schon vor mehr als 20 Jahren gab es Sport- und Ernährungsangebote sowie psychologische Beratungen.“ Regelmäßig würden auch mit Unterstützung von Krankenkassen Gesundheitstage angeboten.

„Wir haben lange Betriebszugehörigkeiten von im Schnitt mehr als 20 Jahren. Deshalb brauchen wir sehr langfristige Ansätze, damit die Mitarbeiter während ihres Berufslebens möglichst gesund bleiben.“ Aktuell lägen die Krankenstände bei den 1500 Mitarbeitern unter denen vergleichbarer Unternehmen in der Industrie. „Die Mitarbeiter spüren, dass uns ihr Wohlbefinden wichtig ist.“

Das Thema Gesundheitsmanagement werde bei einer älter werdenden Bevölkerung immer wichtiger. „Die Lebensarbeitszeit wird länger und die psychischen Belastungen werden höher“, sagt Schmitz. Da wäre es falsch, bei der Gesundheit der Mitarbeiter zu sparen. Zudem gebe es in der Region viele attraktive Jobs und Vollbeschäftigung. Deshalb sei der Wettbewerb um neue Mitarbeiter hart.

„Die Menschen werden älter, aber die Zahl der gesunden Jahre stagniert“, sagt Wittig. Um das zu ändern, gebe es auch in Zukunft noch viel zu tun.