Weibliches SuchportalMit einer Website will Mechernicherin für mehr Gleichberechtigung sorgen

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Sabine Krink aus Mechernich-Floisdorf sitzt neben einem Aufsteller mit dem Logo ihres Unternehmens darauf: „Frauen kaufen bei Frauen“

Das Logo ihres Suchportals hat für Krink eine Bedeutung. Die gelben Taler stehen für Geld und die Wellenbewegungen sollen den Fluss des Geldes von Frau zu Frau symbolisieren.

Auf der Website „Frauen kaufen bei Frauen“ können Inhaberinnen ihr Geschäft präsentieren und Frauen ganz bewusst bei anderen Frauen kaufen.

Sabine Krink aus Floisdorf hat eine Vision. Eine Vision davon, wie die Welt sich verändern würde, wenn Frauen ihr Geld beinahe ausschließlich bei anderen Frauen ließen. Deswegen hat sie das weibliche Suchportal „Frauen kaufen bei Frauen“ gegründet.

Dort könnten zum einen Frauen, die ganz bewusst ihr Geld bei einer anderen Frau ausgeben wollten, frauengeführte Geschäfte finden, erklärt Krink. Dabei sei es möglich, nach Kategorien wie Kleidung, Cafés, Praxen und auch Postleitzahl zu filtern. Zum anderen könnten sich dort auch Inhaberinnen mit einem Unternehmen – das ihnen zu mindestens 51 Prozent gehört – präsentieren.

Die Idee zu dem Portal hatte die Gründerin vor drei Jahren

Auf die Idee dazu ist Krink vor drei Jahren gekommen. Damals hatte sie nichts als den Namen, eine reservierte Domain und das Vertrauen, das es schon gut werden wird. Der Grundstein – ein tief empfundenes Ungerechtigkeitsgefühl – wurde schon früher in ihrem Leben gelegt.

Damals hat sie in Köln in einem männerdominierten Betrieb für Home-Healthcare-Produkte als Marketing-Assistentin gearbeitet. Home-Healthcare, das seien etwa Blutdruck-Messgeräte für zu Hause, erklärt Krink. Damals hätten sie und ihr Kollege die Aufgabe gehabt, eine große Messe in Köln vorzubereiten.

„Aber ich habe das nahezu alleine gemacht“, sagt sie. Nicht mehr als zwei Stunden pro Woche habe sich der Kollege mit dem Aufbau beschäftigen wollen. „Immer hatte er etwas anderes zu tun – etwas ganz Wichtigem“, sagt Krink, nicht ohne Spott in der Stimme. Aber weil Krink wollte, dass die Messe gut wird, übernahm sie auch die Arbeit des immerzu abwesenden Kollegen. „Die Messe ist gigantisch gelaufen, viel besser als erwartet“, sagt sie: „Deswegen bekam der Kollege auch eine Gehaltserhöhung.“

In ihrem Job als Marketing-Assistentin hat sie die Ungerechtigkeit bemerkt

Als sie sich daraufhin beschwerte, hat der Kollege bloß geschwiegen. „Und das war der Moment, in dem ich gekündigt habe – jedenfalls der ausschlaggebende Moment.“ Denn Reibereien, so sagt sie, habe es schon vorher gegeben. Immer seien es Momente gewesen, in denen sie gemerkt habe, dass sie nicht weiterkommt, dass sie auf ihrem Karriereweg mit dem Kopf immer wieder an eine Decke stoße, die sie innerhalb dieses männergeführten Unternehmens einfach nicht durchbrechen könne. Deswegen kündigte sie und machte sich 2001 selbstständig. Sie wurde zu „Super Sabine“.

Sabine Krink aus Mechernich-Floisdorf sitzt vor ihrem Bildschrim. Sie hat die Website „Frauen kaufen bei Frauen“ aufgerufen.

Marketing und SEO-Expertin Sabine Krink will den Gründerinnen mit einem gut auffindbaren Website-Auftritt helfen.

Im Rahmen einer Coaching-Offensive wollte sie nun anderen, selbstständigen Frauen zu größerem Erfolg und zu „mehr Sichtbarkeit“ verhelfen. Den Begriff „Sichtbarkeit“ verwendet Sabine Krink häufig. Für sie bedeutet er zweierlei: Zum einen gehe es dabei um simple Suchmaschinenoptimierung (SEO). Krink, als Marketing- und SEO-Expertin, wollte selbstständigen Frauen beibringen, wie eine Website gut auffindbar wird und was eine Internetpräsenz erfolgreich macht.

Zum anderen gehe es darum, dass Frauen sich ohnehin nicht gerne in die erste Reihe stellten. Das ist laut Krink kein individuelles, sondern ein „kollektives Frauenthema“. Auch gegen diese innere Zurückhaltung, die einem Erfolg häufig im Weg stehe, wollte sie mit ihrem Programm vorgehen.

Als „Super Sabine“ betreute Krink etwa 700 Frauen auf dem Weg zum Erfolg

Etwa 700 Frauen hat Krink innerhalb ihres Coachings betreut: Ungefähr 100 Frauen pro Jahr, sieben Jahre lang. „Wir hatten jeden Tag Kontakt“, sagt sie. Wochenenden oder freie Tage hatte Krink in der Zeit nicht. „Ich wusste, ich kann das nicht ewig so weitermachen.“

Aber Frauen zu Erfolg verhelfen, damit wollte Krink auf keinen Fall aufhören. Deswegen ließ sie ihr ganzes Marketing- und SEO-Expertenwissen sowie ihre Erfahrung als Coach in das Projekt „Frauen kaufen bei Frauen“ fließen, das laut Krink viel mehr sein soll, als ein weiblicher Marktplatz im Internet.

Es gebe Studien, die belegten, dass Frauen und Männer ihr Geld anders ausgeben, sagt sie. Während nachhaltige Produkte bei Männern auf den hinteren Plätzen rangierten, lägen diese bei Frauen immer unter den Top Ten. Wenn Frauen mehr mitbestimmen könnten und man ihnen mehr Mittel zur Gestaltung in die Hand gebe, dann würde das die Welt verändern. Davon ist Sabine Krink fest überzeugt. Ob sie die veränderte Welt selbst aber überhaupt noch erleben würde, weiß sie nicht. Schließlich sei sie schon 59 Jahre alt.

Bisher besteht ein Ungleichgewicht im Angebot auf der Website

Seit dem 5. Mai ist die Website online. Die Zahl der Anbieterinnen liege jetzt im guten dreistelligen Bereich, informiert Krink. „Das ist für die kurze Zeit schon viel“, sagt sie. Trotzdem: „Ich denke nicht in Hunderten, sondern in Tausendern.“

Aktuell gibt es auf der Website allerdings ein Ungleichgewicht in den Branchen. Coaching, Beratung und Yoga dominierten das Angebot. Die drei häufigsten Suchbegriffe seien bisher Coaching, Autorin und Aufräumen, verrät Krink und lacht. Deswegen werde sie Offensiven starten, und sich etwa nach einem Autohaus umsehen, das in Frauenhand ist. Oder, ihr großer Wunsch: Eine Unternehmerin, die ein Möbelhaus leitet.

Die meisten Frauen, die Krink bisher angesprochen hat, unterstützen ihr Projekt. Doch ist ihr auch schon Kritik und Ablehnung begegnet. „Mit so etwas will ich nichts zu tun haben“, habe eine Frau ihr gesagt. „Was auch immer so etwas ist“, kommentiert Krink. Auf Gegenwind sei sie aber eingestellt.

Eine andere Frau sagte ihr, sie wolle keine Männer ausschließen. „Das will ich auch nicht“, sagt Krink. Das langfristige Ziel sei die Gleichberechtigung. Die sei aber momentan noch nicht erreicht. Krink: „Auf dem Papier gibt es Gleichberechtigung, in der Realität aber nicht. Und wenn wir jetzt darauf warten, dass Männer Frauen freiwillig Platz machen, dann warten wir ewig.“