Katholische Kirche„Auf ein Bier mit Gott“: Gemünder Aktion mit mobiler Theke kam gut an

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Menschen stehen miteinander im Gespräch vor der Kirche oder sitzen an Biertischen.

Bis zu 30 Gläubige fanden sich nach der Messe vor der Kirche zusammen, um über Gott und die Welt zu reden.

Unter dem Motto „Auf ein Bier mit Gott“ luden vier Katholiken in Gemünd zum geselligen Miteinander ein – Gläubige wie Ungläubige.

Na dann Prost. „Auf ein Bier mit Gott“ luden vier Katholiken nach der Abendmesse in Gemünd ein – Gläubige wie Ungläubige. Bis zu 30 Interessierte scharten sich um die aus zwei Europaletten gezimmerte, mobile Theke. Die Aktion hat auch einen ernsthaften Hintergrund: Immer weniger Menschen bekennen sich offen zum christlichen Glauben und zur Katholischen Kirche – ein Trend, den auch die Verantwortlichen der GdG Schleiden/Hellenthal beobachten.

„Wir wollen die Komfortzone verlassen“, nennt es Pfarrvikar Michael Krosch, der die Initiative zur Aktion ergriffen hat. Ein ähnliches Angebot gebe es auch in Zülpich, informierte Krosch. Die Aktion habe er seit vielen Jahren vorgehabt. Bei einer Predigt im Rahmen einer Messe im Kurpark habe er festgestellt: „Man soll die Fußgängerzonen nicht den Zeugen Jehovas überlassen.“ Doch dann sei Corona gekommen, solche Aktionen waren nicht mehr möglich.

Man will Gemünder Bürger miteinander ins Gespräch bringen

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Bewegung in die Idee war vor einigen Wochen gekommen, als Krosch in einer Predigt fragte, wer sich denn wohl außerhalb der Kirche offen zu seiner Mitgliedschaft in der katholischen Kirche bekenne.

Das führte dazu, dass sich Almut Bouschery, Susanne Leyendecker, Jörg Lenzen und Organist Andreas Warler zusammensetzten, um das Konzept zu dem Abend auszuarbeiten. „Wir wollen uns ganz bewusst kritischen Fragen stellen“, sagte Bouschery. Schlaue Antworten habe man sich nicht überlegt: „Grundsätzlich wollen wir ins Gespräch kommen.“

Andreas Warler, Jörg Lenzen und Michael Kroschstehen beieinander und stoßen mit Bierflaschen an.

Auf ein Bier mit Gott: Andreas Warler, Jörg Lenzen und Pfarrvikar Michael Krosch hatten mit Almut Bouschery und Susanne Leyendecker das Konzept ausgearbeitet.

Jeder sei dazu willkommen, seine Meinung zu sagen, so Krosch. Dafür sei er auch bereit, Anfeindungen auszuhalten. Inspirationen lagen auf Zetteln auf den Biertischen vor der Pfarrkirche St. Nikolaus aus – etwa: „Heute schon eine Hexe verbrannt?“

Das Bier wurde gestiftet, gegen die Kälte lagen Decken bereit

„Ich kann mich auch in der Kirche einschließen, aber Jesus war ein Wanderprediger, wir müssen zu den Leuten“, betonte Krosch. Es seien entsetzliche Geschichten in der Kirche passiert, zu denen er sich auch unmissverständlich geäußert habe.

Doch man habe auch eine Botschaft zu verkünden: „Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken.“ Getränke, Bierbänke und -tische sponsorte die Gemünder Brauerei, so Warler: „Ich habe Wolfgang Scheidtweiler angefragt, und er hat sofort seine Unterstützung zugesichert.“ Gegen die abendliche Kühle hatten die Organisatoren Decken bereitgelegt.

GdG Schleiden/Hellenthal macht Schritt auf die Menschen außerhalb zu

Nach dem „Aschenkreuz to go“, bei dem am Aschermittwoch unter anderem an Supermärkten das Aschenkreuz verteilt wurde, machte die GdG nun einen zweiten Schritt auf die Menschen außerhalb der Kirche zu. „Ich bin überrascht, wie viele Personen allen Unkenrufen zum Trotz gekommen sind“, so Warler. Auch Menschen aus Schleiden, Hellenthal, Mechernich und Dreiborn seien gekommen – nur ein Gespräch über den Glauben habe er noch nicht geführt.

Auch Pfarrer Thomas Schlütter hält den Versuch für gelungen: „Wir müssen über den Tellerrand gucken und mit ungewohnten Aktionen zu den Menschen kommen.“ Der Standort vor der Kirche sei ihm jedoch noch zu nah, zu sehr in der eigenen „Bubble“: „Ich will dahin, wo die Menschen sind, zu Einkaufsmärkten, Festen oder Fußgängerzonen.“ Dabei dürften auch Fehler passieren, aber wer gar nichts tue, habe bereits verloren.

Eine Fortsetzung des Konzeptes sei beabsichtigt, so Krosch. Allerdings sei noch nicht sicher, wann und wo. Die Kälte sei kein Problem: „Weihnachtsmärkte funktionieren ja auch, vielleicht kann man es ja einmal mit Glühwein machen.“