ResolutionSchleiden und Hellenthal wollen für die Notaufnahme im Krankenhaus kämpfen

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt das Krankenhaus in Schleiden.

Im Krankenhaus Schleiden stehen drastische Veränderungen an.  

Große Sorge herrscht um die schnelle Versorgung der Menschen Schleiden und Hellenthal, da die Notaufnahme geschlossen werden soll.

Bittere Pillen werden die Menschen im Südkreis schlucken müssen, wenn die geplanten Veränderungen im Krankenhaus Schleiden zum Jahreswechsel greifen: keine Intensivstation mehr, keine Innere, keine Geriatrie, keine Unfallchirurgie. Und die bitterste Pille von allen: keine Notfallversorgung mehr.

Gerade der Wegfall der Notfallversorgung besorgt die Menschen. Nach dem Schleidener Stadtrat im März und der Bürgermeisterkonferenz im April wird sich in Schleiden und Hellenthal erneut die Politik dieses Themas annehmen. In nahezu gleichlautenden Vorlagen wird eine Resolution vorbereitet, die am Dienstag, 11. Juni, 17 Uhr, im Hellenthaler Gemeinderat und am Donnerstag, 13. Juni, 18 Uhr, vom Hauptausschuss in Schleiden verabschiedet werden soll.

Auch die Minister Laumann und Lauterbach werden kontaktiert

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Die beiden Kommunen wollen damit die zuständigen Gremien und den Verwaltungsrat der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH auffordern, auch über den Jahreswechsel hinaus eine Notfallversorgung in Schleiden vorzuhalten. Die gleiche Aufforderung wird an die Adresse von Landrat Markus Ramers und den Gesundheitsausschuss des Kreises gerichtet.

Die Aussage der Geschäftsführung, dass durch die Veränderungen am Standort Schleiden niemand sein Leben verlieren wird, ist also voraussichtlich falsch.
Ingo Pfennings, Bürgermeister in Schleiden

Zusätzlich wollen die Bürgermeister Ingo Pfennings und Rudolf Westerburg die Landes- und Bundesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Karl Lauterbach kontaktieren, damit diese das Kreiskrankenhaus beim Erhalt des Schleidener Standorts unterstützen.

Die prekäre Finanzlage des Kreiskrankenhauses fußt schließlich in den sich kontinuierlich verschlechternden Rahmenbedingungen. Frust und Zorn richten sich daher unisono gen Düsseldorf und Berlin. „Das System Krankenhaus ist mit Ansage gegen die Wand gefahren worden“, hat es etwa Krankenhaus-Geschäftsführer Martin Milde formuliert.

Die Fahrtzeiten nach Mechernich sind für viele sehr lang

In beiden Vorlagen wird ausdrücklich betont, dass die Notwendigkeit von Veränderungen und Anpassungen unstrittig ist. Ebenso, dass es gar nicht um die schweren Fälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Politraumata geht, die ohnehin direkt zu spezialisierten Häusern gebracht werden.

Eine Notfallversorgung in Schleiden soll und muss aufrecht erhalten werden.
Rudolf Westerburg, Bürgermeister in Hellenthal

Es geht um die vielen weniger dramatischen Fälle, für die die Patienten deutlich längere Wege auf sich nehmen müssen. Es geht um die älteren Menschen, für die es zunehmend schwieriger ist, weiter entfernte Kliniken zu erreichen.

In erster Linie geht es um die Fahrtzeiten. In den Vorlagen werden die Rechnungen aufgemacht – bei bester Verkehrslage, versteht sich: 26 Kilometer und 28 Minuten von Hellenthal nach Mechernich, 36 Kilometer und 35 Minuten von Udenbreth, 27 Kilometer und 26 Minuten von Schöneseiffen, 21 Kilometer und 24 Minuten von Oberhausen. Die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen.

Schleidener Tal will nicht zu den „Abgehängten“ gehören 

Und das, obwohl der Krankenhausplan NRW eine Erreichbarkeit binnen 20 Minuten vorsieht – für 90 Prozent der Bevölkerung jedenfalls. Logisch: Das Schleidener Tal will nicht zu den 10 Prozent der „Abgehängten“ gehören.

Man schaut auf den Regelbetrieb und auf Krisen wie die Flutkatastrophe. Was Pfennings in der Schleidener Vorlage zu einem drastischen Schluss führt: „Die Aussage der Geschäftsführung, dass durch die Veränderungen am Standort Schleiden niemand sein Leben verlieren wird, ist also voraussichtlich falsch.“

Dass das System der medizinischen Versorgung ein vielschichtiges ist, in dem eine Veränderung Auswirkungen auf ganz viele andere Bereiche hat, wird in den Vorlagen durch den Blick auf die benachbarten Notaufnahmen deutlich: Sowohl Mechernich als auch Simmerath können die Patienten der Schleidener Klinik nicht mal eben so aufnehmen und versorgen.

Der Rettungsdienst muss die längeren Fahrzeiten einkalkulieren. Die Hausärzte müssen womöglich mehr Patienten versorgen. Und das alles im ohnehin hoch belasteten System, das unter dem Fachkräftemangel ächzt? Die Vielzahl der Faktoren führt zu dem Schluss in den Resolutionen, den Rudolf Westerburg klar formuliert: „Eine Notfallversorgung in Schleiden soll und muss aufrecht erhalten werden.“