WiederaufbauKonzept für Café in Gemünd liegt vor – Stadt muss erst das Gebäude herrichten

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Blick auf das ehemalige Nationalparktor in Gemünd.

In das ehemalige Nationalpark-Tor in Gemünd sollen ein Erinnerungsort an die Flut und ein Café einziehen.

Der Verein „Fortuna hilft“ will ein Café im ehemaligen Nationalpark-Tor in Gemünd einrichten. Dafür müsste die Stadt die Räume aber herrichten.

Bürgermeister Ingo Pfennings war ein wenig angefressen: „Seit etwa zwei Jahren führen wir Gespräche mit potenziellen Betreibern für ein Café im ehemaligen Nationalpark-Tor im Haus des Gastes in Gemünd.“ Nun hat die Stadt mit dem gemeinnützigen Verein „Fortuna hilft“ aus Bad Homburg, der seit der Flut in Gemünd einen Malzirkus und einiges andere anbietet, einen passenden Interessenten gefunden, dessen Pläne auch im Stadtentwicklungsausschuss einhellig auf Zustimmung stießen.

Trotzdem gab es im Ausschuss kein grünes Licht für die Durchführung des Projekts, weil die Politiker die Haushaltsberatungen im Dezember abwarten und erst dann entscheiden wollen, ob sie die 280.000 Euro, die für die Renovierung der Räume im Etatentwurf 2025 vorgesehen sind, auch tatsächlich zur Verfügung stellen können.

Ehemaliges Nationalpark-Tor wurde bei der Flut zerstört

Das ehemalige Nationalpark-Tor war im Zuge der Hochwasserkatastrophe 2021 vollständig zerstört worden. Die Räume stehen seitdem leer. Der Stadtrat hatte im Juni 2023 entschieden, in Kooperation mit der Bürgerstiftung Schleiden im hinteren Teil des Gebäudes einen zentralen Erinnerungs- und Ausstellungsort für die Hochwasserkatastrophe 2021 einzurichten und für den vorderen Bereich einen Betreiber für ein zur Ausstellung passendes gastronomisches Angebot zu suchen.

Nun möchte der Verein „Fortuna hilft“, der bereits ein Café in Bad Neuenahr betreibt, in Gemünd die „Eifel Liebe“ eröffnen und regionale Produkte anbieten. Die Vereinsvorsitzende Klaudia Skodnik und Rebecca Müller, Leiterin des Malzirkus, stellten das Konzept für das Café im Ausschuss vor.

Klaudia Skodnik und Rebecca Müller stehen nebeneinander.

Das Konzept des Vereins „Fortuna hilft“ stellten Klaudia Skodnik (l.) und Rebecca Müller im Ausschuss vor.

„Neben Sandwiches, Suppen und Bowls sollen auch Kuchen und Torten sowie Smoothies angeboten werden“, sagte Skodnik. Großen Wert lege man auf die Verwendung regionaler Produkte. Für Kinder soll es spezielle Menüs und einen eigenen Spielbereich geben.

Darüber hinaus sind auch Veranstaltungen wie Kochkurse, Gesprächs- und Kulturabende sowie Workshops geplant. „Wir bieten einen Raum für Betroffene der Flutkatastrophe, Helfer und Touristen, um sich auszutauschen und ihre Eindrücke nach dem Besuch im Flutmuseum zu verarbeiten“, so die Vorsitzende. Die Öffnungszeiten sollen an das Museum angelehnt werden. 30 bis 40 Sitzplätze sind vorgesehen.

Stadt führte Gespräche mit rund 20 Interessenten

„Wir haben mit rund 20 Interessenten Gespräche geführt“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings. Doch oft seien die Konzepte wegen der baulichen Gegebenheiten nicht umsetzbar oder sie passten nicht zum Standort: „Wir können nicht neben einem Gedenkort und am Eingang zum Kurpark zum Beispiel eine Sportsbar ansiedeln.“ Eine vermeintliche Ideallösung habe sich zuletzt aufgrund persönlicher Gründe kurzfristig zerschlagen. Das Konzept des Vereins passe grundsätzlich zu den besonderen Begebenheiten der Räumlichkeit: „Ich bin froh, dass wir diese Lösung gefunden haben.“

Pfennings schlug vor, dass der Ausschuss dem Rat empfehlen solle, einen Mietvertrag abzuschließen und die 280.000 Euro bereitzustellen. Bei Manfred Müller (CDU) aus Gemünd rannte er damit offene Türen ein: „Das hört sich sehr positiv an. Wir sind jetzt drei Jahre nach der Flut und haben endlich einen kompetenten Betreiber.“ Das Vorhaben solle so schnell wie möglich realisiert werden.

Schleiden: Politik will die Haushaltsberatungen abwarten

Das sah die Ausschussmehrheit aber anders. Matthias Müller (FDP) und Stefan Groß (CDU) wollten keinen „Blankoscheck“ für das Projekt ausstellen und erst die Haushaltsberatungen abwarten. „Es gibt auch viele andere wichtige Vorhaben wie der Neubau der Kindertagesstätte in Olef oder das neue Feuerwehrgerätehaus in Herhahn“, meinte Groß. Jochen Kupp (CDU) sah das genauso und meinte: „Auf die zwei Monate, die die Haushaltsberatungen nach der nächsten Stadtratssitzung stattfinden, kommt es jetzt auch nicht mehr an.“

„Ich würde nicht bis zu den Etatberatungen im Dezember warten. Es sind ja Mittel im Haushalt eingeplant“, entgegnete der Bürgermeister. „Wir brauchen keinen Vertrag mit dem Verein auszuarbeiten, wenn nicht klar ist, dass finanzielle Mittel für die Herrichtung der Räume bereitgestellt werden.“

Kosten werden sich wohl noch reduzieren

So weit wollte der Beigeordnete Marcel Wolter nicht gehen: „Wir können einen Vertrag aushandeln, aber der Ausschuss sollte das Vorhaben schon grundsätzlich begrüßen.“ Eine Entscheidung im Rat sei wichtig, weil die Verzögerung um einige Monate ein Problem für den Betreiber sei: „Wenn das Café erst im Oktober oder November eröffnet, sind kaum noch Touristen in Gemünd. Hinzu kommen hohe Betriebskosten im Winter für die Heizung.“

Damit der Verein zumindest Teile des Sommergeschäfts noch mitnehmen könne, müsse der Betrieb spätestens im Juli oder August an den Start gehen. Deshalb sei es schon wünschenswert, wenn in der nächsten Stadtratssitzung im September eine Entscheidung gefällt werde.

Wolter geht davon aus, dass die eingeplanten 280.000 Euro nicht komplett benötigt werden: „Weil keine große Küche vorgesehen ist, reduzieren sich zum Beispiel die Kosten für die Haustechnik.“ Pfennings ergänzte, dass das Mobiliar komplett von „Fortuna hilft“ finanziert werde.

Die Sanierung der Räume muss aber komplett von der Stadt übernommen werden, obwohl das Gebäude bei der Flut zerstört worden war. „Die Gelder aus dem Wiederaufbaufonds für die Sanierung der Tourist-Information wurden auf das Ose-Gebäude übertragen.“ Dorthin soll die Einrichtung, die aktuell noch in der Dreiborner Straße 59 untergebracht ist, umziehen, sobald das Ose-Gebäude saniert ist.