Bilanz '23Nationalpark Eifel zählt 1,4 Millionen Besucher, 121 Wildkatzen und sieben Wölfe

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Forscher Sönke Twietmeyer mit Wildkatze (Präparat) beim Sprühen von Lockstoff auf einen Holzstab.

Projektleiter Sönke Twietmeyer, Forscher im Team der Nationalparkverwaltung Eifel, demonstriert, wie ein Baldrian-Spray auf einen Lockstock aufgesprüht wird. Mehr als 120 Wildkatzen wurden mithilfe dieser Methode im Nationalpark Eifel nachgewiesen.

Der Nationalpark Eifel hat den Jahresbericht 2023 vorgestellt. Die Besucherlenkung wird angesichts von 1,4 Millionen Gästen immer wichtiger.

Voller Wonne reibt sich ein Kuder – so nennt man die männlichen Wildkatzen in der Fachsprache – an einem Lockstock. Eine Wildkamera, die Forscher der Nationalparkverwaltung Eifel in der Nähe aufgestellt haben, hält die nächtliche Szene fest. „Auf diese Weise haben wir im vergangenen Jahr im Rahmen eines großen Wildkatzen-Monitorings insgesamt 121 Wildkatzen-Individuen im Gebiet des Nationalparks nachweisen können“, berichtet Michael Lammertz, der kommissarische Leiter der Nationalparkverwaltung.

Wildkatzenmonitoring im Nationalpark Eifel: Foto einer Wildkatze aus einer Wildtierkamera.

Die Aufnahme einer Wildtierkamera zeigt einen Kuder – so nennt man die männlichen Wildkatzen in der Fachsprache –, der sich genüsslich an einem Lockstab reibt.

Dass sich der graue „Eifeltiger“ im Nationalpark besonders wohlfühlt, war bekannt. Genaue Zahlen zum Bestand der Wildkatzen lagen bislang aber nicht vor. „Als Lockstöcke dienten insgesamt 150 Dachlatten, die wir mit einer Baldrian-Lösung besprüht haben“, erläutert Sönke Twietmeyer das Vorgehen. An den Lockstöcken blieben dann Haare haften, die per DNA-Analyse schließlich 81 Kudern und 40 Katzen zugeordnet werden konnten.

„Es ist von einem in etwa ausgeglichenen Geschlechterverhältnis auszugehen, weshalb wir mit noch mehr Wildkatzen rechnen, als nun nachgewiesen wurden. Damit liegen erstmals standardisierte Daten für den Bestand der Wildkatze vor“, so der Zoologe weiter: „Dass deutlich mehr männliche Tiere identifiziert wurden, liegt daran, dass die Kuder einen größeren Aktionsradius haben und besonders stark auf den Baldrian-Duft reagieren, vor allem in der Ranzzeit, wenn sie auf der Suche nach einer Partnerin sind.“

Belgisches Wolfsrudel ist im Nationalpark Eifel aktiv

Wildkatzen sind aber nicht die einzigen Raubtiere, die in dem am Freitag vorgestellten Jahresbericht 2023 des Nationalparks eine Rolle spielen: Dass auch Wölfe durch den Nationalpark streifen, zeigen deren Hinterlassenschaften, Fotofallen und Sichtungen. „Das bereits seit 2022 bekannte Wolfsrudel aus der belgischen Nachbarschaft hat seine Aktivität in diesem Jahr auf den Nationalpark Eifel ausgedehnt“, sagte Lammertz: „Insgesamt wurden bis zu sieben Tiere nachgewiesen.“

Gruppenfoto der Verwaltung mit Michael Lammertz, Jasmin Daus, Florian Krumpen, Sönke Twietmeyer und Annette Simantke und einem Wildkatzen-Präparat.

Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten Michael Lammertz (v.l.), Jasmin Daus, Florian Krumpen, Sönke Twietmeyer und Annette Simantke den Jahresbericht des Nationalparks Eifel 2023 vor.

Einen direkten Zusammenhang zu Rissen von Nutztieren in diesem Frühjahr im Kreis Euskirchen, die in Blankenheim, Nettersheim, Kall und auch im Gebiet der Stadt Schleiden stattfanden, will Lammertz hingegen nicht herstellen. Es sei Aufgabe des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), das zu untersuchen. „Da wird auch nichts unter den Tisch gekehrt, das wird vom Lanuv alles sehr transparent dokumentiert“, ging Lammertz auf Vorwürfe ein, die gelegentlich in der Region zu hören sind.

Nationalpark Eifel: Engere Zusammenarbeit mit örtlichen Feuerwehren

Ein anderes, im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliches Thema ist die steigende Gefahr durch Vegetationsbrände. „Durch die regenreiche Witterung ist die Gefahr aktuell zwar nicht so hoch, aber wir haben uns im vergangenen Jahr intensiv mit der Thematik befasst“, betont Lammertz: „Nahezu alle Wald- und Flächenbrände in Deutschland werden durch unachtsames Verhalten von Menschen verursacht.“

Die Hauptaufgabe zur Brandvermeidung im Nationalpark sei es daher, bei den Gästen ein Bewusstsein für das Vermeiden von offenem Feuer und Rauchen im Nationalpark zu schaffen. „Zuwiderhandlungen können mit empfindlichen Geldstrafen von bis zu 150 Euro pro Person geahndet werden“, so Lammertz weiter. „Wir kontrollieren daher zum Beispiel regelmäßig die Uferbereiche des Rursees vom Wasser aus, um Wildcampern auf die Spur zu kommen.“

Im vergangenen Jahr sei die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren vor Ort und auf Kreisebene vertieft worden. Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, haben sich 38 Mitarbeitende der Nationalparkverwaltung praktisch im Umgang mit Löschgeräten fortgebildet.

„Neben Löschrucksäcken kommen dabei auch Werkzeuge wie das Gorgui zum Einsatz“, erklärt Florian Krumpen, Leiter Biotop- und Wildtiermanagement im Nationalpark: „Diese multifunktionelle Hacke stammt aus Spanien, wo es bereits länger Erfahrungen mit Waldbränden gibt.“ Zudem werden alle Wege regelmäßig kontrolliert, die von Feuerwehren befahren werden sollen.


1,4 Millionen Gäste im Nationalpark: Besucherlenkung immer wichtiger

Auch im 20. Jahr seines Bestehens (der Nationalpark wurde im Jahr 2004 gegründet) erfreut sich der erste und bislang einzige Nationalpark im Land NRW einer ungebrochenen Beliebtheit: 1,38 Millionen Gäste wurden 2023 gezählt. „Das ist eine Verdreifachung der Besucherzahlen im Vergleich zum Jahr 2007“, so Nationalpark-Chef Michael Lammertz.

Das Foto zeigt die Zufahrt zum Nationalpark Eifel und zur Burg Vogelsang am Walberhof an der B266.

Viele der 1,4 Millionen Gäste kamen mit dem eigenen Auto zum Nationalpark. Daher sollen ÖPNV-Angebote besser beworben werden.

In einigen Bereichen sei damit die Kapazitätsgrenze erreicht: „Das haben wir erstmals während der Corona-Pandemie erlebt“, blickt Lammertz zurück. Während der Narzissenblüte und bei besonders schönem Wetter gebe es aber auch jetzt immer wieder Wochenenden, an denen die Kapazitäten der Parkplätze überschritten werden. Ein Ziel müsse es daher sein, mehr Besucher zur Nutzung des ÖPNV zu motivieren und die Zahl der Mehrtagesgäste zu erhöhen.

Bei der digitalen Besucherlenkung vermeldet die Nationalparkverwaltung wichtige Fortschritte: „Bislang hatten sich Besucher, die im Nationalpark abseits erlaubter Wege angetroffen wurden, häufig auf Google Maps oder andere Quellen berufen“, sagt Jasmin Daus, die sich seit zwei Jahren mit dem Thema befasst. In Zusammenarbeit mit den großen Outdoor-Apps Komoot und Outdooractive habe die Nationalparkverwaltung nun wichtige Fortschritte erzielt. „Beide Plattformen arbeiten seit 2023 noch enger mit uns zusammen“, freut sich Daus.

Ein Meilenstein in der Besucherlenkung sei zum Beispiel das Bereinigen der Google-Maps-Karte gewesen, so dass darin nun nur noch die freigegebenen Wege angezeigt werden. „Das schafft Klarheit für alle, die im Nationalpark Eifel Erholung suchen“, so Daus.