150 Jahre altDer Löschzug Gemünd ist die älteste Feuerwehr im Kreis Euskirchen

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Das Bild zeigt Hergarten mit Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings und Kreisbrandmeister Peter Jonas.

Mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber wurde Thomas Hergarten (M.) vom Löschzug Gemünd ausgezeichnet.

Vor allem die Flut war für die Schleidener Feuerwehr eine Herausforderung. Während des Festkommers wurden zahlreiche Mitglieder geehrt.

150 Jahre alt und immer noch in Bestform: So präsentierte sich der Löschzug Gemünd bei seiner Jubiläumsfeier. Während zur Musik der „Sound City Band“ im Feuerwehrgerätehaus in Gemünd gefeiert wurde, stand zur Frühschoppenzeit ein Festkommers auf dem Programm, mit dem der Jahrestag angemessen begangen werden sollte.

Schließlich kann Gemünd mit Stolz darauf verweisen, dass hier die älteste freiwillige Feuerwehreinheit im Kreis agiert. 1874 wurde sie gegründet, als freiwillige Nachfolgeorganisation für das Brandcorps, das Bürgermeister Tils im Jahr 1852 ins Leben gerufen hatte.

Schleidener Feuerwehr hatte viele herausfordernde Momente

Allein der Blick in die vergangenen Jahre zeige eindrucksvoll die Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr für das Stadtgebiet, hob Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings hervor. Da sei nicht nur die Brandserie 2018 und 2019, die das Tal und die Feuerwehren über Monate in Atem gehalten habe.

Noch herausfordernder sei die Flutkatastrophe gewesen, die vor fast drei Jahren das Schleidener Tal unter Wasser setzte und dabei neun Menschen im Stadtgebiet das Leben kostete. „Obwohl von vielen von Euch Wohnungen und Häuser betroffen waren, und Ihr alle Angehörige und Freunde in den Schadenszonen hattet, habt Ihr als Einheit weitergemacht und für die Allgemeinheit gekämpft“, sagte er anerkennend.

Das Bild zeigt einen Blick ins Festzelt. Auf der Bühne steht am Mikrofon ein Redner.

Vollbesetzt war das Festzelt in Nierfeld anlässlich des Festkommers zum 150. Jubiläum des Löschzuges Gemünd.

Ungezählt geblieben seien die Stunden, die die Feuerwehrleute damals geleistet hätten. Mit Unterstützung von benachbarten Wehren und bundes- und landesweiter Hilfe hätten die rund 200 Einsatzkräfte der Stadt Schleiden im Zeitraum von sieben Tagen vom 14. bis zum 21. Juli 2021 trotz des Verlusts von zwei Gerätehäusern und sechs Einsatzfahrzeugen mehr als 5500 Einsätze abgearbeitet.

Mittlerweile, da nach Corona viele Vereine ihre Aktivität zurückgefahren hätten, stelle die Feuerwehr auch noch ein gesellschaftliches Bindeglied dar. Trotzdem würden auch Einsatzkräfte immer häufiger angegangen – ein Phänomen, dass mit der Abkoppelung einiger aus der Gesellschaft zusammenhänge.

Wir werden nicht in zwei Jahren verändern können, was in 20 Jahren nicht stattgefunden hat.
Peter Jonas, Kreisbrandmeister

Anderen, aber kaum geringere Herausforderungen hätten sich die Feuerwehrleute vor 150 Jahren stellen müssen, sagte Kreisbrandmeister Peter Jonas. Mit Ledereimern, einfachen Haken und Leitern seien sie damals gegen die Feuer vorgegangen, als Atemschutz diente nur ein nasser Lappen.

Der Brandschutzbedarfsplan erfahre aktuell eine Renaissance und erfreue sich einer Aufmerksamkeit, die er sich vor Jahren schon gewünscht hätte. „Wir werden nicht in zwei Jahren verändern können, was in 20 Jahren nicht stattgefunden hat“, warnte er aber vor überzogenen Erwartungen.

Ausgelaufenen Treibstoff einfach angezündet

Auch der Schleidener Wehrleiter Wolfgang Fuchs erinnerte an die Probleme, die Feuerwehrleute in früheren Jahren zu bewältigen hatten. „Wie mögen sich unsere Vorgänger in den Weltkriegen gefühlt haben?“, fragte er.

So erinnerte er an den ehemaligen Löschzugführer Rudolf Kehren, der einen „Gerätewagen Öl“ besorgte, „ein Novum damals im Kreis“, so Fuchs. Der Grund dafür sei der Tankwagenunfall eines belgischen Lasters in Nierfeld gewesen. Die hemdsärmelige Methode, den dabei ausgelaufenen Treibstoffs zu beseitigen, schilderte der Wehrleiter so: „Sägemehl drauf und drei Tage abgefackelt.“

Mit den Musikvereinen Manscheid und Schöneseiffen feierten die Feuerwehrleute und Gäste bis in den Abend hinein. Dann übernahmen die Bands „Ham Unplugged“ und noch einmal die „Sound City Band“ das musikalische Zepter, um die Gäste zu unterhalten. Mit einer umfangreichen Fahrzeug- und Geräteausstellung informierte die Löschgruppe über ihre vielfältigen Aufgaben.


Zahlreiche Ehrungen bei der Schleidener Feuerwehr

Eine Reihe von Ehrungen und Beförderung nahm Wehrleiter Wolfgang Fuchs im Rahmen des Festkommerses vor. So überreichte er Unterbrandmeister Hubert Zörnig das Ehrenzeichen in Gold des Landes NRW für 35-jährige aktive Mitgliedschaft. Hauptfeuerwehrmann Norbert Klein und Stadtbrandinspektor Klemens Hensen erhielten die Ehrennadel des Verbandes der Feuerwehren NRW (VdF NRW) für 50 Jahre Mitgliedschaft. Unterbrandmeister Josef Heck wurde für seine 70-jährige Mitgliedschaft mit der Ehrennadel des VdF NRW ausgezeichnet.

Stadtbrandinspektor Thomas Hergarten wurde für sein vielfältiges Engagement für die Feuerwehr im Kreis Euskirchen mit dem Deutschem Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Während der Feierlichkeiten wurden darüberhinaus Louis Ohnrich zum Feuerwehrmann, David Schmitz zum Oberfeuerwehrmann, Sven Bohnenkamp zum Oberfeuerwehrmann, Jan Poth zum Unterbrandmeister, Philipp Grossmann zum Oberbrandmeister und Christoph Hensen zum Hauptbrandmeister befördert. (sev)


Chronik der Gemünder Feuerwehr

Es war die Geburtsstunde der organisierten Feuerbekämpfung in Gemünd, als Bürgermeister Tils im Dezember 1852 die Gründung eines Brandcorps anordnete. Anlass war das Großfeuer in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1851 in der Dreiborner Straße. 42 Häuser, davon 34 total, 22 Stallungen und 13 Scheunen wurden zum Raub der Flammen. 45 Familien, insgesamt 211 Personen, wurden obdachlos und verloren ihr gesamtes Hab und Gut.

Doch stellte dieses Corps eine nachbarschaftliche Brandbekämpfung auf behördlichen Befehl dar. Freiwillig und wurde die Löscharbeit, als sich 1874 die Freiwillige Feuerwehr Gemünd gründete. Unterlagen aus dieser Zeit existieren kaum. Immerhin ist bekannt, dass die Löschgruppe 1886 20 Mitglieder hatte, die unter der Leitung des Kupferschmiedes Ferdinand Zeyen standen.

Massive Folgen für die Gemünder Wehr hatte der Zweite Weltkrieg. Während viele Mitglieder zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, musste auch noch der Flugplatz Walberhof bei Vogelsang mit betreut werden. Um die gelichteten Reihen aufzufüllen, wurden sogar Hitlerjungen der Feuerwehr zugeteilt.

Heute hat der Löschzug Gemünd 46 Mitglieder in der Einsatzabteilung, 17 in der Jugendfeuerwehr, Ehrenabteilung 17 Mitglieder. In dem Gerätehaus 2014 stehen fünf Fahrzeuge und ein Schlauchboot zum Einsatz bereit. Im vergangenen Jahr rückte der Löschzug Gemünd zu 124 Einsätzen aus. (sev)