Vogelsanger „Kulturkino“Endlich wieder Filme im alten Kinosaal

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Voll besetzt bietet das auch für vielfältige andere kulturelle Aktivitäten geeignete Kino in Vogelsang mehr als 1000 Sitzplätze.

Voll besetzt bietet das auch für vielfältige andere kulturelle Aktivitäten geeignete Kino in Vogelsang mehr als 1000 Sitzplätze.

Schleiden-Vogelsang – Was lag näher als die Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Vogelsanger „Kulturkinos“ als Kino? Zelluloid-Fans aus der Großregion haben jetzt den Schulterschluss mit Vogelsang hergestellt und den Verein „Film- und Kinofreunde Vogelsang ip“ gegründet. Am Donnerstag stellte sich der Verein vor und präsentierte gleich eine Menge Ideen, die Zug um Zug in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. Einiges mutet dabei noch visionär an, anderes klingt sehr handfest.

Start im Herbst

Es erweist sich jetzt als Glücksfall, dass Vogelsang sich die Projektor-Anlagen des Gemünder Kinos komplett sicherte, als das Lichtspielhaus vor einigen Jahren geschlossen wurde. Wie Hans-Lothar Wißkirchen, der Vorsitzende des neuen Kinovereins, berichtete, ist es im Grunde eine Arbeit von wenigen Wochen, die Anlage wieder betriebsbereit zu machen.

In nationalsozialistischer Zeit ist das Vogelsanger Kino in einer eigens in den Fels gesprengten tiefen Grube als Hörsaal für 1400 Menschen erbaut worden, aber über Fundamentmauern und eine treppenartige Betonrampe für die Hörsaal-Sitzreihen nicht hinausgekommen.

Als das 1. belgische Korps Anfang der 50er-Jahre sein großes Bauprogramm in Vogelsang startete, um dort die Infrastruktur des Truppenübungsplatzes zu bauen, entstand das im Innern baulich wie akustisch bemerkenswerte spätere Kinogebäude. Wegen der Lage in der Grube bezeichneten die Belgier den Bau als „Crypta“.

Die Verwaltung von Vogelsang ist zurzeit in Nebenräumen untergebracht. Der Kinosaal wurde mit erheblichem Aufwand restauriert. Heute bietet der Raum maximal 1100 Sitzplätze. (fa)

Aber die Kinofreunde wollen erst richtig im Herbst loslegen. Und zwar gleich mit einer spannenden Veranstaltung, die weltweit als „Home Movie Day“ stattfindet. Am Samstag, 18. Oktober, 15 bis 18 Uhr, können die Besitzer privater Filmschätze auf Zelluloid ihre Filme in Vogelsang abgeben, wo sie gereinigt und am Veranstaltungstag im Kino vorgeführt werden. Dahinter steht, wie der Vogelsang-Historiker und Vereins-Geschäftsführer Klaus Ring berichtete, die Absicht, schlaglichtartig Alltagsszenen aus früheren Zeiten zu beleuchten. Ring beackert in Vogelsang seit Jahren das Thema Kino, er führte kommentierte NS-Filme im Winterprogramm auf und bot Open-Air-Kino mit spannenden Streifen am Adlerhof.

Weitere Veranstaltungen rund um das Thema Kino sind geplant. Dabei könnte der Film im Nationalsozialismus ein Kernthema sein. Beispielhaft erwähnte Wißkirchen „Shiva und die Galgenblume“, die vermutlich letzte und nicht fertiggestellte Produktion der NS-Filmindustrie mit Hans Albers in der Hauptrolle. Angesichts der Lage des Kinos mitten im Nationalpark kämen aber auch Naturfilme in Betracht, wie etwa Walt Disneys „Die Wüste lebt“.

Der Unterschied zu modernen Kinos liegt nicht nur im anspruchsvollen, kommentierten Programmangebot, sondern insbesondere in der Technik: original statt digital. So langsam werden allerdings die Filmaufführer („Operateure“) rar. Von bis zu 5000, die es in Deutschland einmal gab, sind nur noch rund 400 aktiv.

Für Vogelsang bietet der neue Verein eine perfekte Symbiose, wie Geschäftsführer Albert Moritz berichtete: „Das hat sich super gefügt. Wir hatten ja das Kino, das danach schreit, bespielt zu werden.“ Da schlummere ein Potenzial, das gemeinsam erschlossen werden soll. Eine Kooperation sei vereinbart worden.

Museum geplant

Nun soll also, wie Wißkirchen sagte, „dem Saal sein technisches Herz zurückgegeben werden“. Die Vereinsmitglieder bringen selbst das Know-how mit, um die Anlage zu reaktivieren. Kernstück ist eine Askania-Projektoranlage, die zu Beginn der 1910er-Jahre in Berlin-Friedenau gebaut wurde. Rund 350 Kilo bringen die beiden Projektoren, die einmal 40 000 D-Mark gekostet haben, auf die Waage. Sie ziehen ihre Energie aus der 380-Volt-Drehstromleitung. Was fehlt, sind noch ein paar spezielle Objektive und Xenon-Lampen mit rund 2000 Watt.

Bereits ab dem Herbst ist dann auch ein Kino-Museum zum Anfassen geplant, durchaus auch als Beispiel einer hochkultivierten optischen und feinmechanischen Industrie. Der Verein will sich unter anderem auch um die Fortsetzung der Open-Air-Kino-Angebote in Vogelsang kümmern.