Für Stromausfall gerüstetTHW Euskirchen lädt Handys der Einsatzkräfte mit Solarstrom

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Das Bild zeigt den Entwickler neben einer mobilen Solarfläche. Zudem bedient er die Ladestation.

Viel mehr als eine kleine Solarfläche ist nicht nötig, um im Falle eines Stromausfalls bis zu sechs Handys zu laden. Wolfgang Bremer vom THW hat die mobile Ladestation entwickelt.

Stromausfall, nichts geht mehr: Das THW Euskirchen hat für diesen Fall zwei preisverdächtige mobile Ladestationen mit PV-Anlage entwickelt. 

Wolfgang Bremer ist nicht nur Elektroingenieur – er ist auch der Daniel Düsentrieb des THW-Ortsverbands Euskirchen. In mühevoller Kleinarbeit und mit viel Können hat der 70-Jährige zwei mobile Ladestationen mit Solarmodulen konzipiert und gebaut.

Den ersten Einsatz haben die Ladestationen für Handys, Tablets und andere Geräte mit USB-Anschluss bereits hinter sich. Das THW hatte sie beim mehrtägigen Einsatz während des Brands auf dem Areal der Zülpicher Papierfabrik Smurfit Kappa aufgebaut. „Sehr zur Freude der Feuerwehrleute. Denn wer fährt schon mit einem aufgeladenen Akku in den Einsatz?“, berichtet Bremer.

THW Euskirchen ist für Helfende Hand in Berlin nominiert

Ihren großen Auftritt haben die beiden Ladestationen samt Solarmodulen wahrscheinlich am 27. November in Berlin. Der Grund: Das THW Euskirchen ist mit seinem Konzept „Solarenergie für Einsatzkräfte“ für den vom Bundesministerium des Innern und für Heimat gestifteten Förderpreis „Helfende Hand“ nominiert.

Ende November findet die Preisverleihung in der Hauptstadt statt. Ob dann die Handys an der Eigenkonstruktion geladen werden müssen, weil zahlreiche Glückwünsche beantwortet werden müssen, bleibt bis zur Preisverleihung offen.

Das Bild zeigt Wolfgang Bremer, wie er zwei Aufladekabel in der linken Hand hält. In der Rechten hält er sein Smartphone.

Wolfgang Bremer vom THW Euskirchen hat in mühevoller Kleinarbeit zwei Solarladestationen gebaut. Sie können genutzt werden, um alle technischen Geräte zu laden, die einen USB-Anschluss haben.

Bremer bezeichnet das Konzept als vorläufiges Sahnehäubchen des Ortsverbands. Und es ist längst nicht das einzige Projekt, das das THW in der Kreisstadt in Eigenregie und mithilfe des Helfervereins, eine Art Förderverein für das THW, umgesetzt hat. In der Fahrzeughalle stehen einige Container und Aufbewahrungsboxen der Marke THW-Euskirchen-Eigenbau.

Auch in der Umkleide gibt es Dinge, die so wohl kein weiterer der mehr als 600 Ortsverbände hat: einen Socken- und einen Stiefeltrockner. Beides ist ebenfalls in Euskirchen konzipiert und umgesetzt worden. Beides nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021.

Wir wurden vielfach angesprochen, ob an den Einsatzfahrzeugen eine schnelle Aufladung des Handys, der Taschenlampe oder des Laptops möglich sei.
Wolfgang Bremer, THW in Euskirchen

Auch die Idee für die Solarkraft für Einsatzkräfte resultiert aus den Erfahrungen, die die THWler während des Hochwassers gemacht haben, teilweise machen mussten. „Wir wurden vielfach angesprochen, ob an den Einsatzfahrzeugen eine schnelle Aufladung des Handys, der Taschenlampe oder des Laptops möglich sei, weil ja die Stromversorgung ausgefallen war“, erklärt Bremer: „Das ist grundsätzlich in begrenztem Umfang möglich, aber nicht zweckmäßig, weil nicht abschätzbar ist, wann ein Einsatzfahrzeug ad hoc verlegt werden muss.“

Zudem dauere auch der Einsatz der THW-Mitglieder oftmals mehrere Stunden. Deren Handy-Akkus leeren sich dann. „Und einige Einsatzgeräte wie Taschenlampen verfügen oft ebenfalls über einen USB-Anschluss. Auch sie können mit den Ladestationen aufgeladen werden“, so Bremer.

Mobile Ladestationen funktionieren auch ohne Solarfläche

Die mobile Ladestation des THW Euskirchen lädt über bis zu sechs USB-Anschlüsse gleichzeitig und verfügt über drei Betriebsprofile. „Die Boxen sind voll, wenn sie in den Einsatz kommen. Wir müssen also nicht unbedingt das Solarmodul aufbauen“, erklärt Bremer. Der eingebaute Akku sei so stark, dass man problemlos durch die Nacht komme – mit 10 bis 15 Handyladungen.

Zudem könne jede Box mit ihrem PV-Modul betrieben werden. Es können Bremer zufolge aber auch zwei Boxen an ein PV-Modul angeschlossen werden. „Natürlich sind die Boxen wasserdicht und auch Schlammzonen-resistent“, so der langjährige THW-Mitarbeiter: „Aber was nützt das, wenn die Handys im Regen, Schlamm oder Löschwasser liegen? Also haben wir auch noch Fächer für die Geräte eingebaut.“

Das Bild zeigt das Innenleben der Ladestation.

Die Holzbox Marke Eigenbau des THW wiegt keine 30 Kilo - eine interne Vorgabe des Ortsverbands.

Und die Boxen seien ungefährlich. Auf die Niederspannung habe man bei der Entwicklung des Konzepts geachtet, ebenso auf die Netzunabhängigkeit. „Bei 30 Volt ist Schluss. Da kann ein Biber reinbeißen, das kribbelt höchstens ein bisschen an den Zähnen“, so Bremer.

Bei der Materialwahl waren die Konstrukteure sehr kreativ

Das Konzept sei so ausgelegt, dass man kein Werkzeug braucht, um die Stationen in Betrieb zunehmen. „Es ist das berühmte Plug and Play. Eigentlich kann man nichts falsch machen“, erklärt der Entwickler. Für den Notfall hat er vorgesorgt: Es gibt sowohl eine ausführliche Betriebsanleitung in der Box als auch eine laminierte Folie auf der Ladestation. Das von Weber verbaute Material sei größtenteils gespendet und teils über den Helferverein finanziert worden.

Mitunter sei man recht kreativ gewesen. Den gelben Griff, mit dem die Box getragen werden kann, findet man laut Bremer sonst vor allem auf Kinderspielplätzen. „Das ist ein Griff, der sonst beispielsweise an Spielgeräten ist, an denen Kinder sich festhalten müssen.“ Während der Griff recht schnell zubekommen war, musste das THW auf so manches elektrische Kleinteil einige Wochen warten.

„Die Lieferketten waren teilweise durch Corona noch erheblich gestört“, erklärt er. Es dürfte nicht die letzte Idee sein, die das THW in Euskirchen in die Tat umsetzt. Denn auch wenn die Platzierung bei „Helfende Hände“ noch nicht feststeht, ein Preisgeld gibt es laut THW auf jeden Fall. Und das soll laut Bremer in neue „Sahnehäubchen“ investiert werden.