Vielfalt„Tafel der Demokratie“ in Euskirchen bringt Geflüchtete und Passanten ins Gespräch

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Das Bild zeigt Menschen unterschiedlichen Geschlechts und unterschiedlicher Hautfarbe, die an Tischen sitzen und sich unterhalten.

Zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund tauschten sich mit Passanten über die Bedeutung der Demokratie aus.

Am Tag vor der Europawahl hat der Euskirchener Jugendmigrationsdienst in der Innenstadt für Vielfalt und Demokratie geworben.

Die Vorfreude auf die Fußball-Europameisterschaft hält schon lange vor dem Eröffnungsspiel am Freitag Sportfreunde auf dem gesamten Kontinent in Atem. Wer keine Karte ergattern konnte, um die Spiele der Nationalmannschaften live im Stadion mitzuerleben, stellt bereits die Grillwürste bereit und die Getränke kalt oder begibt sich auf die Suche nach den besten Plätzen für ein Public Viewing mit Gleichgesinnten.

Fünf Tage vor dem Anpfiff der ersten Begegnung zwischen Gastgeber Deutschland und Schottland fand ein weiteres Ereignis statt, das ganz Europa betraf: die Wahl des europäischen Parlaments. Und für Samstag, den Vortag der Wahl, hatten die Organisatoren des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Euskirchen sowie des Euskirchener Jugendmigrationsdienstes zu einer „Tafel der Demokratie“ in die Kreisstadt eingeladen.

Menschen mit Migrationsgeschichte und Passanten kommen ins Gespräch

Gemeinsam mit Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationsgeschichte wollte man mit Passanten ins Gespräch kommen, um für Vielfalt und Weltoffenheit sowie die Bedeutung der Demokratie für jeden Menschen zu werben.

Robert Kuhlen (Kobiz), Epiphanie Uwimana und Norbert Weber stehen vor einem Pavillon der „Tafel der Demokratie“ in Euskirchen.

Luden zum Begegnungsfest: Robert Kuhlen (Kobiz, v.l.), Epiphanie Uwimana und Norbert Weber (beide vom Jugendmigrationsdienst).

Nicht nur die an dem Projekt Beteiligten, sondern auch die kulinarischen Köstlichkeiten, die sie auf ihrer „Tafel der Demokratie“ aufgetischt hatten, spiegelten diese Vielfalt eindrucksvoll wider. „Wir werden immer wieder gefragt, wo die einzelnen Gerichte herkommen, und es ist ein wirklich schöner Eisbrecher, um eine Unterhaltung zu starten“, freute sich Veranstalter Roland Kuhlen vom Integrationszentrum.

Iranerin berichtet in Euskirchen vom Wert der Demokratie

„Nachdem die Fragen rund um das Essen geklärt sind, kommt man dann auch viel lockerer auf Themen wie die anstehende Wahl und die Demokratie im Allgemeinen zu sprechen.“ Anders, als die in Deutschland geborenen Gäste, konnten viele der zugewanderten Gesprächsteilnehmer aus eigener Erfahrung von den Umständen berichten, die in nicht demokratisch geführten Ländern vorherrschen.

„Als ich 14 Jahre alt war, ist in meiner Heimat die Revolution ausgebrochen. Bis dahin hatte ich eine wirklich schöne Kindheit, doch seitdem wurde es von Jahr zu Jahr immer schlimmer“, berichtete Katayon Badalian, die vor mittlerweile 38 Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist. „Demokratie bedeutet für mich Freiheit und sollte ein Grundrecht für alle Menschen sein. Bei der Europawahl zählt darum jede Stimme, um dieses Recht nicht zu verspielen.“

„Tafel der Demokratie“ gibt es seit drei Jahren in Euskirchen

Die jüngsten Entwicklungen bei Landtagswahlen, die vielen Menschen Sorge um die demokratischen Werte bereite, beobachtet auch Hubert Dobers mit einem unguten Gefühl.

Doch der Euskirchener betonte auch die positiven Ereignisse in dieser Zeit. „Ich bin alt genug, um selbst noch die Zeit des Nazi-Regimes miterlebt zu haben. Damals gab es keine Menschen, die zu vielen Tausenden auf die Straße gegangen sind, um gegen diese Entwicklung zu demonstrieren und Stellung zu beziehen. Auch die Kirchen, die damals immer bemüht waren, Neutralität zu wahren, sind endlich aufgewacht. Alles Dinge, die mich positiv stimmen, dass sich diese schreckliche Zeit nicht wiederholen wird.“

Genau dieser Austausch sei der Grund, warum die „Tafel der Demokratie“ vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde, betonte Roland Kuhlen. „Wir wollen den Menschen, die noch unentschlossen sind, wie sie Ausgrenzung und Hass begegnen können, zeigen, dass sie nicht alleine sind. Und wir uns alle für die bunte Welt der Kulturen, Religionen und ganz allgemein für die Vielfalt des Menschen einsetzen.“