Psychiatrische Klinik in ZülpichMarienborner Team hat 180 Dosen für 260 Impflinge

Lesezeit 5 Minuten
marienborn

Ab dem 10. Februar sollen die Mitarbeiter der Psychiatrischen Fachklinik in Marienborn geimpft werden. Das Erstellen der Prioritätenliste  ist für Geschäftsführer Joachim Klein aber alles andere als einfach.

Zülpich –  Am kommenden Mittwoch ist es dann so weit. „Endlich“, sagt Achim Klein. „Bisher wurde auf dem gesamten Campus in Hoven noch in keiner Einrichtung geimpft“, erklärt der Geschäftsführer der Einrichtungen und Dienste der Marienborn gGmbH. Weder in der Behindertenhilfe noch in der Alteneinrichtung St. Elisabeth. Schuld seien die Lieferengpässe, so die Euskirchener Kreisverwaltung.

Am 10. Februar sollen nun aber die Mitarbeiter der Psychiatrischen Fachklinik in Marienborn ihren ersten Pieks gegen Covid-19 erhalten. So stehe es im Impfplan des Kreises, sagt Klein. Seine Freunde hält sich allerdings immer noch in Grenzen. Zum einem, weil es für das Altenwohnheim St. Elisabeth und die Behindertenhilfe noch keinen Termin gebe, zum anderen, weil für die Fachklinik 180 Impfdosen geliefert werden sollen, aber 260 der 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne geimpft werden möchten.

„Ich bin ja froh, dass die Impfbereitschaft steigt“, sagt Klein. Aber es sei äußerst schwierig, 80 Kräfte auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten zu müssen, der noch gar nicht feststehe. „Wir müssen jetzt den Mitarbeitern sagen: Du wirst geimpft oder du wirst vorerst nicht geimpft. Es ist ein ganz schweres Thema.“

Kategorisierung wie in Krankenhäusern sind nicht möglich

Es sei hier ja auch keine Kategorisierung wie etwa in den Krankenhäusern möglich, wo nach einem Stufenplan zunächst die Mitarbeiter auf den Corona-Stationen geimpft werden. Die zugesagten 180 Dosen decken laut Klein zahlenmäßig den Bedarf bei Ärzten und Pflegekräften ab, aber in der Fachklinik arbeiteten ja auch Spezialkräfte wie etwa Therapeuten oder Sozialarbeiter.

Joachim_Klein

Achim Klein, Geschäftsführer der Einrichtungen und Dienste der Marienborn gGmbH

Wer von ihnen mehr Kontakt zu Patienten habe als andere, lasse sich schwer feststellen. „Hier kann man nicht sagen: ,Da drüben ist ein Covid-Risikobereich und der da vorne ist es nicht’. Unsere Patienten laufen zu den Behandlungen in verschiedene Bereiche“, stellt Klein klar.

Die Patienten gingen etwa von der Sozialberatung ins Wohnheim und später möglicherweise zur Therapie. In einer Psychiatrie sei die Aufenthaltsdauer der Patienten zudem in der Regel länger als in Krankenhäusern, beschreibt der Geschäftsführer ein weiteres Problem: „Die sind ja über Wochen hier.“

Dass das nicht die Stimmung in einer ohnehin nicht einfachen Zeit hebe, sei nachvollziehbar. Mitarbeiter hätten auch schon Beschwerdeschreiben an das Gesundheitsministerium angekündigt, so Klein: „Aber was soll ich machen, wenn wir nicht mehr Dosen bekommen?“

Gesundheitsamt und Heimaufsicht bestimmen Reihenfolge

Wolfgang Andres, Pressesprecher der Kreisverwaltung in Euskirchen, sagt, es gebe eine Prioritätenliste der Senioreneinrichtungen, die das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht erarbeitet habe. Die werde nach und nach von den mobilen Impfteams abgearbeitet.

Von der Liste werde nur dann abgewichen, wenn es in einem Heim einen oder mehrere Coronafälle gebe. Dann gelte für diese Einrichtung zunächst ein Impfstopp, bis das Haus durch das Gesundheitsamt wieder freigegeben werde. Die Marienborn-Einrichtung sei im Übrigen aktuell gesperrt, so Andres.

Bei den Krankenhäusern verhalte es sich anders. Nachdem das Land für die Krankenhäuser spezielle Impfstoff-Kontingente bereitgestellt habe, habe der Kreis einvernehmlich mit den Krankenhäusern die Termine abgesprochen. Demnach war das Kreiskrankenhaus Mechernich/Schleiden am 19. Januar an der Reihe. Das Marien-Hospital in Euskirchen und die Zülpicher Klinik (Marienborn) waren für wenige Tage später eingeplant. „Zu diesem Zeitpunkt konnte aber niemand absehen, dass das Land zum 20. Januar einen Impfstopp verhängen würde“, so Andres. (sch)

Der Vorwurf, dass sich Führungskräfte aus einzelnen Bereichen schon hätten impfen lassen, steht inzwischen auch im Raum. Auch an die Redaktion dieser Zeitung sind solche Vorwürfe herangetragen worden – bisher anonym und ohne Belege. „Gegen den Vorwurf der systematischen Impfung von Verwaltungs-, Pflegedienst- oder Küchenpersonal in einem bestimmten Bereich verwahre ich mich“, begegnet Klein diesen Vorwürfen.

Das schließe nicht aus, dass einzelne Mitarbeiter schon geimpft worden seien, präzisiert der Geschäftsführer. Denn in Zülpich befinde sich die Zentrale von zwölf Alterseinrichtungen der Marienborn gGmbH mit Standorten im Kreis Euskirchen, in den Kreisen Rhein-Sieg und Rhein-Erft sowie in Köln.

Dass es dabei zu Beginn der mobilen Impfaktionen auch am Ende der Impfungen noch Reste von Impfstoffen gegeben habe, die dann an Mitarbeiter verabreicht wurden, bevor der Impfstoff aufgrund seiner zeitlich sehr eng bemessenen Haltbarkeit von sechs Stunden weggeschüttet werden müsste, sei ja bekannt, sagt Klein: „Zum Teil sind Mitarbeiter angerufen worden, weil der Impfstoff sonst hätte weggeschüttet werden müssen. Das ist aber die Vergangenheit, etwa vier Wochen her.“

Nachdem der Impfstoff knapp geworden sei, funktioniere das so natürlich nicht mehr. Es könne aber möglich sein, so Klein, dass etwa Mitarbeiter der Buchhaltung des Altenheims in Köln-Weiden, die in Zülpich ihren Arbeitsplatz haben, jedoch im Stellenplan der Weidener Einrichtung stünden, in dieser frühen Phase eine Impfung erhalten hätten. In Köln seien die Impfungen ja früher losgegangen.

Geschäftsführer kann sich Vorwürfe nicht erklären

„In St. Elisabeth ist aber noch kein Mensch geimpft worden. Dass da aus irgendeinem Grund jemand das Privileg erfahren hat, schon geimpft worden zu sein – etwa während einer Fortbildung im Kölner Bereich in der frühen Impfphase – kann ich natürlich nicht ausschließen“, sagt Klein. Auf die Frage, wie er sich solche Vorwürfe erkläre, antwortet Klein: „Die Frage stelle ich mir auch.“

Wenn der Kreis jetzt die Impfdosen so kontingentiere, dass irgendwer vor Ort entscheiden müsse, wer geimpft wird und wer nicht, werde es auch weiterhin Unbehagen und viele Gerüchte, Proteste und Diskussionen geben. „Was sage ich einem Techniker im Altenheim, der eine verstopfte Toilette eines Positiven reinigen muss? Was sage ich einer Putzhilfe, die täglich ins Zimmer muss? Sind Leitungen des Hauses, ohne die die Einrichtung nicht läuft, wichtiger? Was ist mit der Küche, ohne Verpflegung läuft ein Altenheim auch nicht, und, und, und...“, zählt Achim Klein Fragen auf, auf die es wohl keine Antworten gibt, die auch nur annähernd alle zufriedenstellen könnten.