Heimat-CheckQuettingen entwickelt sich zur „Schlafstadt“

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In den 60er-Jahren lag die Gärtnerei Kube im ländlichen Raum, der gleiche Ort liegt heute mitten in der Stadt.

  • Früher galt Quettingen als Einkaufsstadt.
  • Heute dominieren Versicherungen, Makler und Friseure das Bild entlang der Hauptstraßen.
  • Viele Anwohner können sich gut vorstellen, in eine benachbarte Kommune umzuziehen.

Quettingen – Früher haben Gretel und Detlef Heidelberg auf dem Land gewohnt und gearbeitet. Heute sind sie mitten in der Stadt. Sie sind nicht umgezogen, Quettingen ist um sie herum gewachsen. Die Geschichte des Blumenladens Heidelberg – oder früher Kube, wie viele Alt-Quettinger noch heute sagen – ist ein Sinnbild für die Entwicklung des Stadtteils.

Auf dem Grundstück in der Maurinusstraße, auf dem heute ihr Wohnhaus und die Gärtnerei stehen, hat Gretels Vater Alfred Kube vor mehr als 90 Jahren den Betrieb gegründet. Aus der Anfangszeit Ende der 20er Jahre, als Kube aus zwei Fenstern heraus Blumen verkauft hat, gibt es keine Fotos mehr. Die ältesten Bilder sind aus den 60er Jahren, als die Gärtnerei Kube ihre Blütezeit erlebte und expandierte: Drei Gewächshäuser wurden gebaut, dazu das Verkaufslokal. Rund herum ist es grün. Eine Baumschule grenzt an das Grundstück, keine anderen Häuser sind zu sehen.

Eine Art Schlafstadt

„Heute ist Quettingen sehr zugebaut, die Entwicklung ist schon schade“, sagt Gretel Heidelberg. Sie bestätigt die Ergebnisse unserer Umfrage, in der die Einkaufsmöglichkeiten im Viertel mit der Note von 3,5 relativ schlecht bewertet wurden. „Früher gab es hier alles“, pflichtet Detlef Heidelberg bei. „Obsthändler, Metzger, Bäcker, man musste Quettingen zum täglichen Einkaufen eigentlich nicht verlassen.“

Heute dominieren für ihn Versicherungen, Makler und Friseure das Bild entlang der Hauptstraßen. Der Blumenladen liegt genau zwischen den beiden Hauptachsen der Quettinger- und der Lützenkirchener Straße. „Früher hatten wir nebenan noch Netto, da sind noch mehr Leute nach dem Einkaufen hier vorbeigekommen und haben Blumen geholt“, erinnert sich Detlef Heidelberg. Jetzt ist in den Ladenlokal ein „Cent-Shop“ gezogen, der wenig Publikumsverkehr anzieht, worunter auch die Floristen leiden. „Quettingen ist zu einer Art Schlafstadt geworden“, sagt Detlef Heidelberg.

Nebenan ist es „heimeliger als bei uns“

Meint: Die Leute wohnen und schlafen hier, zum Einkaufen und Ausgehen fahren sie in andere Stadtteile. Im Heimat-Check haben auch 36 Prozent der Teilnehmer angegeben, dass für sie ein Umzug in eine andere Kommune in Frage kommt. Ein relativ hoher Wert. Die meisten gaben Leichlingen als Ziel an. „Wir hören auch von vielen, die es nach Lützenkirchen oder Schlebusch zieht“, sagt Detlef Heidelberg. „Da ist es einfach ein bisschen heimeliger als bei uns.“ Seine Familie aber wohnt schon seit mindestens drei Generationen in Quettingen, er könne sich nicht vorstellen, hier weg zu gehen.

Auch wenn sich viel verändert hat, sind auch einige gute Seiten geblieben. Die Verkehrsanbindungen sind gut und die Lage auch. „Wir sind hier am Fuße des Bergischen Lands, man muss die Maurinusstraße nur geradeaus durchgehen und ist in einer wunderbaren Landschaft“, schwärmt Gretel Heidelberg. „Und unser Bürgerbusch ist etwas ganz besonderes, ich hoffe, er bleibt noch lange erhalten.“