Hochwasser 2021So weit ist der Wiederaufbau in der evangelischen Gemeinde Leichlingen

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Ein leeres Gebäude mit Absperrgitter

Auch drei Jahre nach dem Hochwasser ist das Gemeindehaus der evangelischen Kirche Leichlingen außer Betrieb.

Wohl erst in zwei Jahren werden die Wiederaufbaupläne und Sanierungsarbeiten am Gemeindehaus der evangelischen Kirche Leichlingen ein Ende finden. 

„Wir fanden uns auf einer Hallig wieder“, das erzählt Pfarrer Ulrich Görn über die Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, als die Regenflut auch das Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Leichlingen traf. Was das Wasser in der Gemeinde anrichtete, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht einschätzen – schließlich kamen er und seine Frau nicht weg, gleichzeitig erreichte die Feuerwehr sie nicht. Erst später sei ihm das Ausmaß bewusst geworden. 

Zum Glück sei niemand verunglückt, sagt Görn. Viele in Leichlingen habe es schlimmer erwischt. Dennoch, die Folgen der Katastrophe spüre die Gemeinde bis heute. 

Leichlingen: Gemeindehaus bis heute außer Betrieb

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Vor allem das Gemeindehaus habe gelitten. Der Keller stand unter Wasser, „alles flog da durch die Gegend“. Zwar hatte das Wasser im Erdgeschoss nur zehn Zentimeter hoch gestanden, doch es war in die Wände hochgezogen, auch Böden und Treppen wurden zerstört. Bis heute ist das Gebäude außer Betrieb. Seniorentreffen, Eltern-Kind-Gruppen, Chorproben, selbst die Verwaltung wurden ausgelagert. Seit 2022 ist das Gemeindebüro zum Beispiel in einem Ladenlokal in der Marktstraße anzutreffen. 

Dass sich das Projekt Wiederaufbau zieht, liege auch daran, dass sich die Verantwortlichen dagegen entschieden, die über 50 Jahre alten sanierungsbedürftigen Räume einfach nach alten Standards zu rekonstruieren. Ein zukunftsorientierter Plan sollte her. Der stehe nun: Bis 2026 soll das Gemeindehaus in ein multifunktionales Zentrum umgebaut werden, das sich auch an den Vorgaben der Landeskirche, nach denen die gemeindlich genutzten Immobilien bis 2035 klimaneutral zu sein haben, orientieren soll. Zusätzlich sollen die Räume barrierefrei zu erreichen sein. 

In den online veröffentlichten Auszügen aus Gemeindebriefen von November 2023 und März 2024 werden die Kosten für den Wiederaufbau auf sieben Millionen Euro geschätzt. Die Mittel aus der Hochwasserhilfe des Landes und die Eigenmittel reichen demnach nicht aus, um den Umbau zu finanzieren. Zur Deckung der Finanzlücke sei deshalb vorgesehen, Wohnraum innerhalb des Gebäudes zu schaffen. Dafür werde die von der Gemeinde genutzte Fläche kleiner als zuvor, sagt Görn.

Wanderweg hinter dem Altenzentrum Hasensprungmühle weiterhin unbenutzbar

Ebenfalls zur Finanzierung des Gemeindehauses solle das Grundstück am Pfarrhaus so weiterentwickelt werden, dass es zur Bebauung an einen Investor abgegeben werden kann – „ein Projekt, das daher parallel läuft“, heißt es im Brief.  

Damit nicht genug. Auch die Begleichung der Schäden rund um den Hasensprungweiher hinter dem dortigen Altenzentrum – das Gelände ist ebenfalls im Besitz der evangelischen Gemeinde – stehe noch aus. Denn der Teich drohte während des Hochwassers überzulaufen und wurde in der Not abgelassen. Nicht nur das Angeln ist seither nicht mehr möglich – der See ist schließlich verschwunden – auch der Wanderweg ist nicht wiederhergestellt. „Ein Ärgernis“, sagt Görn. Wie es damit weitergeht, hänge auch von den Plänen von Stadt und Wupperverband ab, die in der Angelegenheit ein Wörtchen mitzureden hätten. 

Anglerteich und Wanderweg am Hasensprungweiher in Leichlingen

Die bei der Flut 2021 zerstörte Brücke des Wanderwegs am Nordufer des Hasensprungweihers liegt bis heute in Trümmern.

Andere Grundstücke und Gebäudeteile der evangelischen Kirchengemeinde konnten hingegen wieder instand gesetzt werden. Das Jugendhaus beispielsweise, in dem das Wasser 2021 ebenfalls kniehoch stand, „haben wir wieder hingekriegt“, sagt Görn. Einziges Manko: Es sei nicht barrierefrei.

Und auch die Schäden im Kirchengebäude hatten sie relativ schnell wieder im Griff, trotz Überflutung. „Die 250 Jahre alten Bänke stehen immer noch“, sagt Görn. Allerdings haben es die Sitzpolster nicht überlebt, die hatten sich vollgesogen und müssen noch ersetzt werden. Außerdem war die Holzvertäfelung von Feuchtigkeit durchsetzt. Nach langen Lüftungsphasen steht sie nun nur noch an einigen wenigen Stellen offen – zur Kontrolle. Lediglich die damals neue, 35.000 Euro teure Orgel war nicht so glimpflich davongekommen. Die ging für 15.000 Euro in die Reparatur und klingt nun wieder durch die Kirche, während andere Baustellen auch nach drei Jahren noch offen sind.