Kunst-Auktion in LeichlingenEin Löwe von Werner Peiner wird für die Tafel versteigert

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Kein bergischer Löwe, aber ein originaler und signierter Peiner: Dieses 61 mal 46 Zentimeter große Gemälde des Malers versteigert Familie Albanus zugunsten der Leichlinger Tafel.

Kein bergischer Löwe, aber ein originaler und signierter Peiner: Dieses 61 mal 46 Zentimeter große Gemälde des Malers versteigert Familie Albanus zugunsten der Leichlinger Tafel.

Leichlingen – Mit einer Kunstversteigerung will die Leichlinger Familie Albanus in der Corona-Krise der örtlichen Tafel helfen. Und dafür hat sie ein Bild zur Verfügung gestellt, das vom prominentesten und umstrittensten Maler Leichlingens stammt, von Werner Peiner, der bis zu seinem Tod 1984 auf Burg Haus Vorst gewohnt und gearbeitet hat. Aus den von ihm hinterlassenen Kunstwerken haben die Erben ein Gemälde aus dessen Afrika-Zyklus für den guten Zweck zur Verfügung gestellt, die Darstellung eines schreitenden Löwen.

Das signierte Original stammt aus dem Jahr 1963 und misst 61 mal 46 Zentimeter. Das stolze Wildtier „ist zwar nicht der Bergische Löwe, aber wir finden, der Ausdruck des Bildes kann ein Symbol für das sein, was wir momentan alle brauchen, Kraft, Mut und den Blick nach vorn!“, erläutern Johannes und Michael Albanus, warum die Wahl auf dieses Werk ihres Großvaters fiel. Ihre Mutter Hildegard Albanus war Werner Peiners Adoptivtochter.

Höchstgebot über 600 Euro

Die Auktion haben die Brüder am Wochenende mit einem Startpreis von 400 Euro im Leichlinger Forum ins Internet gestellt. Seitdem sind mehrere Gebote bei ihnen eingetroffen. Montagabend lag das höchste bei 600 Euro. Die Versteigerung läuft zwei Wochen lang bis Sonntag, 19. April, 18 Uhr.

Johannes Albanus mit der Tafel-Vorsitzenden Helga Paul, die sich auf den Auktionserlös für das geschenkte Bild freut.

Johannes Albanus mit der Tafel-Vorsitzenden Helga Paul, die sich auf den Auktionserlös für das geschenkte Bild freut.

Der Erlös soll komplett der Tafel gespendet werden. „Auch die Leichlinger Tafel leidet unter der momentanen Situation, und wir würden uns freuen, einen kleinen Beitrag zur Sicherstellung des Betriebs leisten zu können,“ begründen die Initiatoren ihre Auktion. Die Lebensmittel-Versorger haben ihre Ausgabestelle im Frese-Park an der Moltkestraße trotz schwieriger Lage nicht geschlossen, damit Hilfsbedürftige weiter betreut werden können. Die Beschaffung von Ware ist aber problematisch geworden.

Professor Werner Peiner lebte mehr als 30 Jahre auf Haus Vorst und sei Leichlingen stets verbunden gewesen, sagen Michael und Johannes Albanus. „Er, wie auch unsere Eltern Peter und Hildegard Albanus, hätten in der heutigen Zeit das Gleiche getan, und so freuen wir uns, das Bild auch in ihrem Namen der Leichlinger Tafel überreicht zu haben. Wir würden uns sehr freuen, wenn viele Gefallen daran finden und wir einen möglichst hohen Endpreis erzielen können.“ Gebote können über Facebook direkt an Johannes Albanus gerichtet werden.

Marcus Albanus mit Gemälden aus dem Erbe Werner Peiners, an der Wand hängen weitere Tierbilder aus Afrika.

Marcus Albanus mit Gemälden aus dem Erbe Werner Peiners, an der Wand hängen weitere Tierbilder aus Afrika.

Indem sie ein Gemälde Peiners auf den Markt bringen, stoßen die Albanus-Brüder in ein kunsthistorisches Wespennest. Denn der Maler-Professor (1897–1984) ist wegen seiner Rolle im Dritten Reich verfemt. Er war Mitglied der NSDAP, genoss Protektion durch die Nationalsozialisten, hat Auftragswerke für NS-Größen angefertigt, darunter monumentale Gobelins für die Reichskanzlei, und wurde 1938 zum Leiter der Hermann-Göring-Meisterschule in Kronenburg in der Eifel berufen. 1948 erwarb und restaurierte er Haus Vorst. Produktiv bis zuletzt, blieben ihm Museen verschlossen, Ausstellungen wurden stets von Protesten begleitet.

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Dass es nun auch zur Auktion kritische Kommentare geben würde, wie geschehen, war Johannes und Michael Albanus klar. Mit der NS-Vergangenheit ihres Großvaters gehen die Erben aber souverän um. Sie verschweigen sie nicht, im Gegenteil haben sie Peiners Nachlass für wissenschaftliche Zwecke geöffnet und Arbeiten zur Erforschung von dessen Biografie und Werk im Dritten Reich gefördert. Auch in Erläuterungen zur Auktion hat Marcus Albanus die „schmerzhaften Erkenntnisse“ der eigenen Familiengeschichte jetzt erneut öffentlich gemacht. Sie scheuen die Auseinandersetzung nicht, wollen sich „die gute Tat von niemandem kaputt machen lassen“. Der Löwe solle allein die Tafel fördern, sagen sie, dafür lohne sich der Einsatz.