Biofrontera in LeverkusenGrößter Gegenspieler des Vorstands wird Chef-Kontrolleur

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Der größte Kritiker bekommt ein wichtiges Amt: Wilhelm Zours soll im Dezember Aufsichtsratschef von Biofrontera werden. Darauf hat sich der Mehrheitsaktionär mit dem Vorstand geeinigt.

Leverkusen – Der jahrelange Machtkampf bei Biofrontera soll ein Ende haben. Am Schluss des Ringens steht ein Teil-Sieg für Wilhelm Zours. Der Heidelberger Investor, der über verschiedene Unternehmen die weitaus meisten Aktien von Biofrontera hält und den Vorstand seit vielen Jahren massiv kritisiert, wird Chef des Aufsichtsrats.

Darauf haben sich neben dem Vorstand und dem amtierender Aufsichtsrat auch die japanischen Anteilseigner der AG geeinigt: Maruho hat die zweitmeisten Aktien und gilt bislang auch als Gegner der Deutschen Balaton AG von Wilhelm Zours.

Die Japaner werden vom Biofrontera-Vorstand als strategische Partner gesehen – bei einer Strategie, die Zours in Teilen für falsch hält. Und die er mit Verve bekämpft: zum Beispiel den Plan, das mit Abstand wichtigste Produkt der Manforter in Asien und Ozeanien Maruho zu überlassen. Dem Hautkrebs-Mittel Ameluz wird mindestens in Australien und Neuseeland enormes Potenzial zugetraut. Vorstandschef und Gründer Hermann Lübbert indes setzt vor allem auf den US-Markt und sieht für die seit Gründung nur knäpplich finanzierten Firma keine Möglichkeiten, einen weiteren großen Markt so zu erschließen, dass sich dort große Gewinne machen lassen.

Fundamentale Meinungsverschiedenheiten

Ungeachtet der fundamental unterschiedlichen Auffassungen soll die Aufsicht in andere Hände übergehen: Auf der Hauptversammlung am 14. Dezember wird der Aufsichtsrat eine Kandidatenliste für die turnusmäßig anstehende Wahl des Gremiums vorlegen. Zours und Maruho haben sich „einmalig verpflichtet“, für die Bewerber zu stimmen, teilt der Vorstand von Biofrontera mit.

Das bedeutet grundlegende Änderungen: Von den derzeitigen Aufsehern steht nur noch Franca Ruhwedel auf dem Zettel. Die Wirtschaftsprofessorin von der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort ist noch nicht sehr lange im Gremium. Ganz im Gegensatz zu Ulrich Granzer, der seit 2006 Biofrontera-Aufseher ist und das Gremium auch leitet. Der studierte Pharmazeut und Berater tritt ebenso wenig wieder an wie der Mann, den Zours und seine Leute schon immer heftig attackiert hatten: John Borer, Chef der Beratungsfirma Benchmark aus den USA.

Ihm wirft Zours undurchsichtige Geschäfte im Zusammenhang mit dem ersten Biofrontera-Auftritt an der US-Börse vor – und dieser Streit ist auch nicht Bestandteil des ansonsten umfassenden Friedensschlusses.

Nur eine soll bleiben

Ausgetauscht werden hingegen fünf von sechs Aufsehern. Für das Entgegenkommen bekommt die Biofrontera-Spitze auch etwas: Frieden. Im Rahmen des nun bei einer Mediation ausgehandelten Vergleichs haben sich Vorstand, Zours und seine Deutsche Balaton-Gruppe „verpflichtet, alle zwischen ihnen anhängigen Klageverfahren durch Klagerücknahme zu beenden“, heißt es in der Mitteilung.

Der Streit um ein vor viereinhalb Jahren von der Hauptversammlung genehmigtes Kapital soll durch Zeitablauf beigelegt werden: Der Vorstand hätte die Option sowieso nur noch bis nächsten Mai ziehen können. Darauf will er verzichten.

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Im Gegenzug soll die Deutsche Balaton auf dem nächsten Aktionärstreffen Anträge vorlegen, die dem Vorstand Möglichkeiten geben, das nach wie vor defizitäre Unternehmen mit frischem Geld zu versorgen. Inwieweit der nun absehbare Rückzug von Biofrontera-Gründer und Zours-Gegner Hermann Lübbert die Einigung erleichtert hat, ist spekulativ. Fakt ist, dass Lübbert ein bisschen früher in Rente gehen will als zunächst verabredet.

Thomas Schaffer, der vieljährige Finanzchef ist schon ersetzt worden. Ihm hatte Zours regelmäßig besonders schwere Vorwürfe gemacht.