Corona zeigt Auswüchse der GlobalisierungLeverkusener fordern Lieferkettengesetz

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Der Eine-Welt-Laden in Wiesdorf. Alexa Detmer, Jürgen Berghaus, Norbert Hölzer, Ellen Hölzer und Ursula Rouf gehören zum Arbeitskreis Eine Welt Leverkusen.   Es braucht unbedingt ein Lieferkettengesetz, sind sich alle einig.  Gerade jetzt.

Leverkusen – Bis auf Ministerebene war das Thema „Lieferkettengesetz“ vorgedrungen. Bereits Mitte März wollten Entwicklungsminister Gerd Müller und Arbeitsminister Hubertus Heil die Eckpunkte vorstellen. Das Kanzleramt verhinderte aber laut Redaktionsnetzwerk Deutschland die Veröffentlichung. Und dann kam Corona. Der Weltladentag am 9. Mai stellt die „Initiative Lieferkettengesetz“ in den Fokus. Rund 90 Organisationen tragen das Bündnis.

In Leverkusen möchten die Mitglieder des Arbeitskreises Eine Welt verhindern, dass das Anliegen in der Versenkung verschwindet. „Die hiesigen Wirtschaftsakteure sind für ihre Lieferketten verantwortlich“, spricht Jürgen Berghaus vom Arbeitskreis direkt Leverkusener Unternehmer an. Bundesweit haben über 157 000 Menschen eine Petition unterschrieben, mit der sie die Bundeskanzlerin auffordern, das Gesetz voranzutreiben. Das Lieferkettengesetz ist Teil des Koalitionsvertrages zwischen SPD und CDU.

„Bei denen fliegt die Hütte weg“

„Die beiden Eine-Welt-Läden in Leverkusen kennen die Lieferketten der von ihnen vertriebenen Fair-Trade-Waren. Sie erfahren, wie es den Produzenten in diesen schweren Zeiten geht“, so Jürgen Berghaus zur aktuellen Relevanz des Gesetzesvorhabens. Unter den Folgen von Corona leiden vor allem Menschen, die in den ersten Stufen der Lieferkette beschäftigt sind. „Bei denen fliegt die Hütte weg“, sagt Berghaus. Wenn in Deutschland massenweise Bestellungen storniert werden und der Handel stillsteht, droht Baumwollproduzenten, Färbern und Fabrikarbeitern in anderen Ländern die Entlassung. Ohne dass sie auf eine Absicherung zurückgreifen können.

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Ein Lieferkettengesetz nimmt Unternehmen in die Verantwortung. Ob Missachtung der Menschenrechte von Arbeitern oder Umweltschäden durch die Produktion – es haftet der Arbeitgeber. „Deutsche Unternehmen, die zum Beispiel in Asien produzieren, sagen gerne, damit hätten sie nichts zu tun. Über die Lage eines indischen Arbeiters könnten sie nichts wissen. Die sollen damit zu tun bekommen“, sagt Berghaus. Das neue Gesetz würde jedes deutsche Unternehmen das Produkte aus dem Ausland einführt verpflichten, die Einhaltung von Mindeststandards zu garantieren. Kommen Firmen dieser Pflicht nicht nach, kann vor einem deutschen Gericht gegen sie geklagt werden. Es geht um moralische Verantwortung, sagt Norbert Hölzer. „Ich möchte meinen Alltag nicht mit Produkten gestalten, die unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wurden“, so der Besitzer des Eine-Welt-Laden in Schlebusch.