Der weite Weg zum digitalen Bürgerbüro

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„Wir können das!“ So lautet die klare Ansage von Stefan Wolf, seit wenigen Wochen neuer Geschäftsführer der IVL (Informationsverarbeitung Leverkusen), einer gemeinsamen Tochter der Stadt mit der Energieversorgung Leverkusen (EVL), im Personal- und Organisationsausschuss des Stadtrates. Dass die Digitalisierung der Stadtverwaltung Leverkusen bis hin zu einem Online-Bürgerbüro noch ein harter, schwieriger Weg wird, müsse den Beteiligten allerdings bewusst sein. Aber dieser Schritt ist wohl – auch da fällt einem wieder die Kanzlerin ein – alternativlos. Denn viele Arbeitsabläufe müssen überprüft und neu organisiert werden, um schneller und effektiver zu sein.

Oberbürgermeister Uwe Richrath unterstrich diese Erfordernis mit Hinweis auf die personellen Engpässe, die der Stadt wie dem öffentlichen Dienst überhaupt bevorstehen. Zahlreiche Mitarbeiter der Verwaltung werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und können dann nicht mehr ersetzt werden, ganz einfach weil es an Nachwuchs fehlt. „Das ist eine demografische Entwicklung, die auch bei Polizei und Feuerwehr dramatische Personallücken reißt.“ Die Arbeit der Verwaltung müsse folglich von weniger Leuten geschultert werden, mit Hilfe der Technik eben. Auch sind die Serviceansprüche der Bürger im digitalen Zeitalter gestiegen, sind Behördengänge mit Nummernziehen und Wartezeiten absolut nicht mehr zeitgemäß.

Dabei soll nun die IVL helfen. Deren neuer Chef bringt viel Erfahrung in der IT-Branche mit, bestellte dieses Arbeitsfeld unter anderem bereits bei SAP, der Deutschen Post, Eon, der Stadt Solingen und der Gebühreneinzugszentrale (GEZ). Seinem neuen Unternehmen in Leverkusen bescheinigt er, als Dienstleister „extrem gut aufgestellt“ zu sein und sehr hohe Sicherheitsstandards errichtet zu haben. Allerdings warnte er auch: Die Anforderungen der Digitalisierung würden in naher Zukunft bereits die allermeisten Kommunen völlig überfordern. Wenn diese nicht völlig in die digitale Abhängigkeit von Bund und Ländern geraten wollten, müssten sie stark auf ihre digitale Souveränität und Daseinsvorsorge achten. Die IVL empfahl er dabei als „Lotsen bei der technischen und taktischen Orientierung“.

Das „Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen“ (OZG) – Motto: „Vater Staat wird Vater Smart“ – stelle hohe Anforderungen daran, wie Kommunalverwaltungen digital mit den Bürgern in Kontakt treten dürfen. Wolf: „Sehr wichtig ist die Frage der Identifizierung der Nutzer. Da würde sich die künftige Handy-Authentifizierung anbieten. Vielleicht sollten wir diese noch abwarten.“

In jedem Fall sei Nutzerfreundlichkeit das A und O beim künftigen Bürgerkontakt übers Internet. „Das darf nicht komplizierter werden als eine Buchbestellung bei Amazon, sonst haben wir verloren“, warnte Wolf. Entsprechende Vorbereitungen in der Verwaltung laufen bereits, auch mit Unterstützung der Gemeindeprüfungsanstalt und der Beratungsgesellschaft Partnerschaft Deutschland (PD). Über das umzusetzende Konzept, über dem eine Arbeitsgruppe von Rat und Verwaltung grübelt, muss am Ende vom Stadtrat politisch abgesegnet werden. Rein von der technischen Seite her sei dies kein Problem. Denn die IVL mit ihren rund 70 qualifizierten Mitarbeitern kann das, weiß ihr Chef.

Stefan Wolf, Geschäftsführer IVL