Es gibt kein Begreifen ohne AnfassenKinder forschen im Sensenhammer

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Anfassen und Erforschen: Im Sensenhammer wurden die Kinder zu Forscherinnen und Forschern.

Anfassen und Erforschen: Im Sensenhammer wurden die Kinder zu Forscherinnen und Forschern.

Leverkusen  – Jason ist schüchtern. Er zeigt nur auf das, was er möchte, den Mund öffnet er nicht, hält die Hand von Katharina Paszkoski fest gedrückt. „Das ist auch kein Wunder, es ist der erste Ausflug seit Corona, den wir machen können“, sagt die Erzieherin. Mit neun Vorschulkindern aus der städtischen Kita Stralsunderstraße sind sie zum Sensenhammer gekommen, zum „Aktionstag der kleinen Forscher“.

Das Motto in diesem Jahr: „Papier – das fetzt.“ An jeweils drei Stationen konnten über den Tag verteilt rund 90 Kinder aus neun Kindertagesstätten die Vielseitigkeit von Papier entdecken – es zerreißen, anmalen, daraus Hüte, Ferngläser oder Seerosen basteln. Anleitung an den Ständen geben ausgebildete Trainerinnen des Netzwerk Fortbildung, aber auch Studierende des Berufskolleg Opladen.

Komplexe Zeit

„Es ist wichtig, dass wir ganz früh anfangen, die Kinder im MINT-Bereich zu fördern und hier Akzenten setzten. Dafür reichen aber nicht solitäre Veranstaltungen, sondern es braucht Netzwerke“, sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath. Das kürzlich geschlossene Netzwerk „Haus der kleinen Forscher“ sei dafür ein gutes Beispiel: Hier kooperiert das Kommunale Bildungsbüro der Stadt (siehe Infobox) mit dem Evangelischen Familien- und Erwachsenenbildungswerk. Dazu kommen starke Partner wie das Berufskolleg, der Sensenhammer und die Sparda Bank.

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„In unserer Zeit gibt es so komplexe Zusammenhänge, dass es für Probleme keine vorgestanzten Lösungen mehr gibt“, sagt Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten. Deswegen sei es so wichtig, in Kindern den Entdeckersinn zu wecken. Was in Coronazeiten nicht so einfach ist. „Wenn das Anfassen nicht möglich ist, ist das Begreifen auch eingeschränkt“, gibt Scholten zu bedenken. Richrath bezieht sich in seiner Begrüßung auch auf die Flutkatastrophe, die unter anderem genau den Ort heimgesucht hat, an dem die kleinen Forscher nun stehen. „Es gab so viele Tränen“, erzählt der Oberbürgermeister. „Wir müssen einen Weg finden, zusammen zu leben ohne abzusaufen. Ihr müsst das hinbekommen.“ Eine große Bürde für Fünfjährige.

Jason will es selbst probieren

So steht auch Jason weiter wie festgenagelt an der Hand seiner Erzieherin und deutet nur auf die Frau hinter dem Experimentiertisch. Er selbst will das blaue Kreppband nicht anfassen. Als sie es aber ins Wasser gleiten lässt und dieses sich kurz später blau verfärbt, reißt er die Augen auf und ruft: „Blau!“ Geht näher ran. Sieht zu, wie die Farbschlieren sich verteilen. Und will es schließlich mit dem grünen Band selbst ausprobieren. Grün ist schließlich seine Lieblingsfarbe.

Eine Fortbildung für pädagogische Fachkräfte bietet das Netzwerk Haus der kleinen Forscher am Donnerstag, 18. November, an. Dabei erfahren Erzieherinnen und Erzieher, wie sie im Alltag den Blick für MINT-Inhalte schärfen und vermitteln können. Informationen und Anmeldung unter bildung@kirche-leverkusen.de, renate.mueller@stadt.leverkuse.de oder ☎ 02174 8966181 oder ☎ 0214 406 4023.