Kirche wird KitaLetzter Blick in die Geschichte der Manforter Johanneskirche

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Bald eine Kita: Christoph Engels ließ die Geschichte der Johanneskirche Revue passieren.

Bald eine Kita: Christoph Engels ließ die Geschichte der Johanneskirche Revue passieren.

Leverkusen – In den 50ern fehlte Manfort eine Kirche. Nun ist es eine Kita, die das Viertel braucht. Die Lösung scheint einfach: Die Johanneskirche wird umgebaut und soll ab 2022 Platz für bis zu 90 Kinder bieten (wir berichteten). Doch bevor der Bau auf seinen zukünftigen Zweck vorbereitet wird, blickte die Gemeinde am Dienstagabend in die Vergangenheit: Die Kirche und ihre Geschichte stand noch einmal im Mittelpunkt.

Bach-Werke auf der Orgel

Auch ihre Orgel erklang, als der Organist und Lehrer des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Stefan Kamer Werke von Bach, Offenbach und eigene Michael-Jackson-Variationen vortrug. Anlässlich des Übergangs von Kirche zu Kita eine passende Brücke zwischen klassischer Kirchenmusik und Moderne.

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In den Skizzen für den Umbau der Kirche ist sie als eine Bartning-Notkirche des Typus B mit polygonalem Altarraum beschrieben. Das bedeutet schlicht und einfach, dass ihr Chor drei Ecken und vier Seitenwände hat. Eine elegante Form für einen Bau, der ähnlich wie ein Ikea-Schrank in der Nachkriegszeit bestellt und von den Manfortern zusammengebaut wurde. Das Modell ist keine Seltenheit in Deutschland, noch etwa sechzig ähnliche Exemplare sind erhalten, wenn auch teilweise zum Café, zu Museen oder Wohnhäusern umgebaut.

„Keine ist wie die andere“, sagte Pfarrer Christoph Engels im geschichtlichen Vortrag, der beinahe einem Gottesdienstes glich. Doch seine Vergleiche zwischen Architektur und dem Zwischenmenschlichem sind nicht weit hergeholt. Denn Kirchenbauten spiegeln durchaus die in ihnen gepredigten religiösen Ideen wider.

Bartning-Kirchen lassen sich stets erkennen

Auch wenn keine Bartning-Kirche exakt wie eine andere aussah, kann man sie alle stets erkennen. Wie auch in Manfort haben sie ein Fensterband am Übergang von der Wand zum Dach, das den Betraum mit Licht flutet, und einem Dreigelenkrahmen. Otto Bartning, der Direktor der Bauhochschule Weimar, sah wie seine Kollegen des seiner Institution vorausgehenden Bauhaus den Pragmatismus im Vordergrund.

Günstig und in Massenproduktion herstellbar sollten seine Bauten sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg ideal, denn Gemeinden ohne Kirche konnten schnell durch Subventionen an Kirchen kommen.

Die Manforter wurden erhört und – nachdem sie 1952 selbst ein Fundament gebaut hatten –, wurde das Holzgerüst für ihre Kirche angeliefert. Nur die Mauern mussten sie zwischen den Pfeilern noch einfügen und die Orgel folgte kurz nach der Einweihung, die nur zehn Monate nach Baubeginn am Erntedankfest 1953 gefeiert wurde. Pfarrer Engels ließ Dienstagabend seinen Blick durch die Kirche schweifen. „Wenn wir Symbole einfach vergessen, geht unsere Kultur unter“, mahnte er. Der zeltartige Aufbau seiner Kirchen war für Bartning eine biblische Metapher. Es steht für eine Gemeinschaft auf dem Weg, wie in der Geschichte des Volks Israel. „Wir als Christenmenschen dürfen nicht stehen bleiben“, leitet Pfarrer Engels treffend ab.