Letztes Querbeat-Konzert vor Corona im Forum„Haben in Leverkusen viel Liebe bekommen“

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Als noch alles in Ordnung, laut und schwitzig war: Querbeat um Frontmann Jojo Berger (mit Gitarre) beim Jazztage-Auftritt 2019 auf der Bühne im Forum.

Als noch alles in Ordnung, laut und schwitzig war: Querbeat um Frontmann Jojo Berger (mit Gitarre) beim Jazztage-Auftritt 2019 auf der Bühne im Forum.

  • Querbeat schickten sich 2019 an, Arenen und Festivals zu erobern.
  • Bei den Jazztagen spielten sie das letzte Konzert ihrer damaligen Tour - und ehe das Virus sie ausbremste.
  • Jetzt senden die Brasspopper ein erstes Lebenszeichen - und Frontmann Jojo Berger blickt zurück.

Leverkusen – Querbeat arbeiten gerade an ihrem neuen Album „Radikal positiv“, das im Juli erscheint und dessen erste Single „Früher wird alles besser als du denkst“ nun veröffentlicht wurde. Es ist seit langem das erste Lebenszeichen der Kölner Brasspop-Band, die sich vor Corona angeschickt hatte, die Arenen und großen Festivals zu entern – und die gerade ob der Pandemie eine spezielle Beziehung zu Leverkusen hat. Über die spricht Frontmann Jojo Berger im Interview.

Jojo Berger, Querbeat sind plötzlich wieder da und planen die Zukunft. Aber lassen Sie und kurz zurückblicken: Sie haben am 8. November 2019 bei den Leverkusener Jazztagen gespielt…

…und das Konzert in Leverkusen war tatsächlich unser letztes richtiges Konzert in voller Besetzung und über die volle Distanz von zwei Stunden vor der Corona-Pause, die ja noch immer andauert. Wer hätte das gedacht.

Haben Sie noch Erinnerungen an den Abend damals?

Absolut. Wir sind ja ohnehin ganz sicher die einzige Band der Welt, die sowohl beim „Parookaville“-Festival als auch bei den Jazztagen auftritt! Und für uns war das gleich aus mehreren Gründen ein spezieller Abend. Meine Eltern haben meinen Bruder und mich früher immer schon mit zu den Jazztagen genommen. Ganz im Sinne der musikalischen Früherziehung. Mein erstes Konzert war, glaube ich, Tower Of Power. Da konnte ich gerade denken. Wir waren eigentlich jedes Jahr dort, wenn es die Zeit zuließ. Zudem haben wir viele Jazzer in der Band, die diese Musik an der Folkwang in Essen studiert haben. Sprich: Das Bewusstsein, dass es in Leverkusen so ein Festival gibt, ist also per se da. Es mag nicht in der, so will ich es einmal ausdrücken, sexiesten Metropole der Welt stattfinden. Aber es ist das sexieste Festival seiner Art in allen Metropolen der Welt. Es ist sehr renommiert. Was sich wiederum daran zeigt, dass wir viel Post bekamen von begeisterten, sehr jazz-affinen Freunden, als wir denen 2019 - und auch 2018, als wir ja schonmal bei den Jazztagen spielten - davon erzählten. Eine weitere schöne Erinnerung an das Konzert: Wir haben vor einigen Jahren einen Sampler namens „Cuba Colonia“ aufgenommen. Mit Songs von Kölner Bands im Latin-Style. Und am Abend der Jazztage 2019 überraschte uns unsere Plattenfirma, indem sie uns dafür eine goldene Schallplatte überreichte. Und überhaupt: Das Konzert war unser Tour- und Jahresabschluss. Und der hat sowieso immer einen besonderen Vibe.

Angenommen, Sie hätten damals gewusst, dass es ein Abschied von der Bühne für mindestens zwei Jahre sein würde, dann…

…hätten die Organisatoren in ihrem Backstage-Raum am Ende ganz sicher nicht mehr so viel Bier übrig gehabt.

Wissen Sie denn noch, welchen Song Sie bei dem Konzert als letztes Stück spielten?

Nicht genau. Aber es wird im Zweifel „Letzter Song“ gewesen sein. Dieses Stück bringen wir gerne mal am Ende eines Auftritts. Das Lied ist quasi der Soundtrack dieses seltsam verstrahlten Momentes, den man spätnachts als letzter Gast im Club erlebt: Man hat den ganzen Abend mit jemandem geflirtet, aber doch nie den richtigen Moment gefunden, um das ganze in trockene Tücher zu bringen.

Sehr gut getippt! Es war tatsächlich „Letzter Song“. Und unsere Autorin Stefanie Schmidt, die seinerzeit über das Konzert berichtete, schrieb im abschließenden Satz ihres Artikels: „Nach „Letzter Song“ zeigt sich das beste Argument für den Auftritt von Querbeat bei den Jazztagen: 2000 Menschen, die durchgeschwitzt und dampfend, aber glückselig, in die kalte Nacht gehen.“

Wunderschön! Also, wenn das der letzte Satz unseres bislang letzten Konzertes ist, dann kann ich sehr gut damit leben und die Zwangspause ein bisschen besser verschmerzen.

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Was sagt Ihnen Leverkusen über die Jazztage hinaus?

Man muss ehrlich sein: Ich als jemand, der schon ziemlich herumgekommen ist, würde Leverkusen nicht gerade zu meinen Städte-Highlights zählen... Und: Ich mag den Fußballverein nicht wirklich. Viele bei uns sind eben FC-Fans. Einige halten es mit Dortmund. Hinzu kommen ein Schalker, ein Bremer, ein Bayern-Fan. Aber: Einer von uns ist tatsächlich Bayer-04-Fan. Und ich verspreche hiermit: Wenn jemand errät, wer das ist, bekommt er oder sie bei unserem nächsten Jazztage-Konzert freien Eintritt!

Das ist ein Wort. Zuschriften bitte an uns schicken (frank.weiffen@dumont.de). Wir leiten Sie weiter.

So machen wir es! Und ich möchte noch betonen: Wir haben bislang in Leverkusen nur sehr viele Liebe bekommen und geben diese Liebe auch immer wieder gerne zurück! Wir als Band, deren Mitglieder ja zum Teil aus Bonn und Umgebung kommen, wissen auch, wie es ist, wenn man in der Nähe größerer Städte lebt und können die Leverkusener und ihre Lage gut nachvollziehen.