„Wir sind keine Kaderschmiede“Wie die Musikschule Leverkusen junge Talente fördert

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Die Musikschule Leverkusen von außen.

1450 Schülerinnen und Schüler nehmen derzeit Unterricht an der Schule, inklusive Kurse und weiterer Angebote kommt die Musikschule auf rund 3000 Kundinnen und Kunden.

Wir stellen die größten Musiktalente in Leverkusen vor. Zum Auftakt besuchten wir die Musikschule.

Matthias Fromageot kommt mit dem Fahrrad ins Büro. Buchstäblich. Wenn wegen der Sommerferien gerade keine Kinder und Jugendlichen in den Unterrichtsräumen der Leverkusener Musikschule Geige, Klavier, Singen oder andere Instrumente lernen, hat der Leiter der Musikschule Zeit, sich um organisatorische Dinge zu kümmern, für die im Alltag weniger Zeit bleibt. Schließlich unterrichtet Fromageot als studierter Gitarrist auch selbst.

1450 Schülerinnen und Schüler lernen in der Musikschule im imposanten Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße ein Instrument. Geige und Klavier, die Klassiker, seien nach wie vor die beliebtesten, sagt Fromageot. Rechnet man die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Kursen und anderen Angeboten der Musikschule, die nicht an der Friedrich-Ebert-Straße stattfinden, dazu, kommt man laut Fromageot auf etwa 3000 Menschen, die über die Musikschule lernen.

Natürlich sind auch unter den fast 1500 Lernenden besonders begabte Musikerinnen und Musiker. 80 bis 100, die mindestens überdurchschnittlich gut seien. Solche, über die Formageot sagt, „sie könnten mehr. Da lohnt es sich genauer hinzugucken“. Wobei der Musikschulleiter immer wieder sagt, dass die Hauptsache sei, dass man an der Musikschule „Persönlichkeitsentwicklung“ betreibe. „Wir sind hier keine Kaderschmiede“. Dennoch stelle man als professionelle Einrichtung zum Beispiel auch das Berufsbild eines Musikers oder einer Musikerin vor. Trotzdem müsse ein Talent in der Jugend nicht unbedingt im Musikstudium enden. 

Matthias Fromageot ist Leiter der Musikschule Leverkusen.

Matthias Fromageot ist Leiter der Musikschule Leverkusen.

Spannend und gewinnbringend könne der Instrumentalunterricht zum Beispiel für die Kinder sein, „die unbequeme Fragen stellen“. Die in der Schule vielleicht auch mal auffallen. Solche, die nicht „stromlinienförmig“ sind. „Denn das brauchen wir nicht“, sagt Fromageot über Kreativität bei seinen Schülerinnen und Schülern. „Nerdig, aufmüpfig, introvertiert, extrovertiert“ – all das könnten großartige Nachwuchsmusikerinnen und Nachwuchsmusiker sein.

Wichtig ist für Fromageot, dass sich an der Musikschule ein Begegnungsraum für junge Menschen bildet. Auch untereinander. Wenn junge Menschen anfingen, selbstständig miteinander zu musizieren. „Es sollen Gruppengefühle und Lernsituationen entstehen“, fasst der Musikschulleiter zusammen. 

Um das hinzubekommen, richtet das Musikschulteam zum Beispiel Wochenendangebote aus, bietet Workshops zum Dirigieren, zur Bewegung, zur Bühnenpräsenz. Seine Schule verfolge die Idee der Selbstorganisation, sagt der Leiter. Heißt: „Wir geben den Rahmen.“ Fromageot freut sich, wenn seine Schülerinnen und Schüler daraus selbst zu Initiativen und Kreativität finden.

Leverkusen: Musikschulgebühren können erstattet werden

Und all das unabhängig von Kreativität und Herkunft. Über einen Antrag „Bildung und Teilhabe“ können Eltern, die Sozialhilfe oder Wohngeld beziehungsweise Kinderzuschlag beziehen, können die Musikschulgebühren zur Hälfte oder sogar komplett erstattet bekommen.

Häufig erlebt Fromageot Schülerinnen und Schüler, die in der Regelschule keinen besonderen Anreiz sehen. In der Musikschule fänden sie aber Spaß daran, an ihre eigenen Grenzen zu stoßen. „Und wir können immer einen drauflegen“, sagt er über sich und seine professionellen 76 Kolleginnen und Kollegen, die sich 36 Vollzeitstellen teilen.

Die Musikschule kämpft wie viele andere Einrichtungen auch um die Freizeit der Schülerinnen und Schüler. Gut liefen die Kinderchöre der Musikschule. Das Team organisiert auch Angebote in den Schulen. Da fielen hier und da besonders interessierte Kinder und Jugendliche auf. Und letztlich gehören auch die Eltern dazu: „Es ist schon wichtig, eine Lernkultur zu entwickeln. Und das geht nicht ohne die Eltern“, sagt Fromageot. Grundsätzlich gehe es aber darum, herauszufinden: „Was mache ich mit meiner überbordenden Kreativität.“


Leverkusen größte Musiktalente

In dieser Serie stellen wir in loser Folge junge Leverkusenerinnen und Leverkusener vor, die eine besondere Begabung für Musik haben. Wir erzählen von ihrem Werdegang, ihrem Alltag und womöglich auch darüber, wo sie mit der Musik einmal hinwollen. (nip)