Nach der Flut in LeverkusenStadt stoppt Fällaktion des Deichhauptmanns an der Dhünn

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Hunderte Bäume fällt die Firma Schallenberg im Auftrag von Deichhauptmann Heiner Pohlmann an der Dhünn. Den Auftrag dazu durfte er nicht geben.

Leverkusen – Die großflächigen Fällungen am Dhünndeich wurden am Dienstag von der Stadtverwaltung gestoppt. Erreicht hat das Benedikt Rees. Der Vertreter der Klimaliste im Stadtrat hatte den Bericht im „Leverkusener Anzeiger“ zum Anlass genommen, einen dringlichen Brief an Oberbürgermeister Uwe Richrath zu schreiben.

Rees machte darauf aufmerksam, „dass es sich bei der Dhünn um ein Gebiet handelt, das der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union unterliegt und auf nationaler Ebene als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist“. 

Wenn dort in die Natur eingegriffen werde, müsse dies zuvor von den Wasser- und Naturschutzbehörden sowie den Naturschutzbeiräten abgesegnet werden. „Diese Zustimmung ist bislang nicht ersichtlich“, so Rees. Am Mittag gab ihm die Stadtverwaltung Recht: Deichhauptmann Heiner Pohlmann habe die erforderlichen Genehmigungen nicht eingeholt. Jetzt spreche man mit ihm über den Abtransport des Holzes.

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Pohlmann hatte die Fällung Hunderter Weiden an der Dhünn mit Hinweis auf den Hochwasserschutz veranlasst. Rees hatte darin eine Kompetenzüberschreitung gesehen: „Eine alleinige fachliche wie rechtliche Zuständigkeit“ sei für ihn nicht erkennbar.

Kahlschlag ohne Konzept

Die Pohlmann-Aktion sei auch mit Blick auf Erarbeitung eines gesamtstädtischen Hochwasser-Konzepts nicht hilfreich, „da ohne vorherige breite fachliche Auseinandersetzung einseitig von Seiten des Deichverbands unumkehrbare Tatsachen geschaffen werden“. 

Der Deichhauptmann hatte die Fällungen damit erklärt, dass ein einziger Baum, der vom Deich in die Dhünn gefallen wäre, bei der Juli-Flut dafür hätte sorgen können, dass auch Teile von Küppersteg, Wiesdorf und Manfort überschwemmt worden wären. Und zwar dann, wenn er an der Eisenbahnbrücke in Höhe des Forums in Wiesdorf hängengeblieben wäre. Beim Hochwasser seien unter der Brücke nur noch rund 20 Zentimeter Platz für den Durchfluss gewesen. Hätte ein Baum ihn blockiert, wäre das Wasser über den Luna-Park großflächig in die benachbarten Stadtteile gelaufen.

Aus Rees’ Sicht ist das nicht nachgewiesen. Dazu komme: Der Dhünndeich sei mit Bäumen bestückt worden, bevor es neue Empfehlungen zur Bepflanzung von Deichanlagen gab.

Schlebusch sähe gern die Säge

Unterdessen stellen sich Dhünn-Anrainer ganz andere Fragen: nämlich, warum nur in Wiesdorf und Manfort Bäume auf dem Deich gefällt werden. Thomas Ratte, der in Schlebusch massiv vom Juli-Hochwasser betroffen war, äußert die Ansicht, Deichhauptmann Pohlmann hätte vor drei Jahren etwas tun müssen. Da wurde ausgiebig darüber diskutiert, ob die Pappeln am Ufer der Dhünn für den Flut-Schutz gefällt werden müssen – am Ende sei aber nicht genug passiert: Der Plan, acht Pappeln auf dem Deich zu fällen, wurde am Ende nicht umgesetzt.

Dabei hatten die dort für den Schutz vor Hochwasser verantwortlichen Technischen Betriebe Leverkusen die Fällungen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftsbeirat als politisches Gremium abgestimmt und eine Zustimmung zu dem Kahlschlag erwirkt. Doch am Ende wurden stattdessen nur die Kronen der Schlebuscher Bäume beschnitten.

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Mit Blick auf das Szenario am 15. Juli und Pohlmanns Begründung für die Fällungen am unteren Lauf der Dhünn sagt Ratte: Genau das sei doch in Schlebusch passiert. Bäume seien von der Flut in den Fluss gezogen worden, hätten sich vor den Brücken verkeilt und so Staudämme gebildet – mit verheerenden Folgen für die Anwohner.