Leverkusener Pharma-Firma plant Nasdaq-StartWie Biofrontera die USA erobern will

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Erst Manfort, jetzt Woburn, USA: Biofrontera will seine US-Tochter an die Börse bringen, um das Geschäft dort anzukurbeln.

Leverkusen – Es geht voran: Biofrontera will an die US-Börse, und zwar mit seiner amerikanischen Tochter. Der Aufsichtsrat hat diesem Plan zugestimmt; der Vorstand der Pharma-Firma kann sein Projekt weiterverfolgen. 3,45 Millionen neue Aktien sollen in den USA ausgegeben werden. Für einen Preis von fünf bis sieben Dollar sollen Investoren einen Anteil an der Biofrontera Inc. mit Sitz in Woburn, Massachusetts, erwerben können. Die Aktien sollen an der New Yorker Technologie-Börse Nasdaq gehandelt werden. Einen Börsenprospekt hat Biofrontera schon eingereicht, „er ist aber noch nicht wirksam geworden“, berichtet Gründer und Vorstandschef Hermann Lübbert.

Dem aus derzeit 63 Personen bestehenden US-Team soll das frische Kapital ganz neue Möglichkeiten geben, zunächst das Potenzial von Biofronteras Hauptprodukt Ameluz zu heben. Im Vergleich zum deutschen Markt hat der US-amerikanische immer noch viel mehr Möglichkeiten. In Deutschland sind die Manforter inzwischen recht gut im Geschäft: Immerhin sieben Prozent der zuletzt gut 800.000 Behandlungen von oberflächlichem Hautkrebs wurden mit einer Creme plus Bestrahlung gemacht. Biofronteras Ameluz und die dazugehörige Lampe werden dabei in knapp zwei Dritteln der Fälle angewandt.

Marktführer in Deutschland

Das bedeutet: Die Firma ist daheim Marktführer mit sehr guten Aussichten auf steigende Behandlungszahlen. Denn Ameluz wird inzwischen von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, und oberflächlicher Hautkrebs ist eine anerkannte Berufskrankheit.

In den USA ist dagegen noch viel Luft nach oben. Dort spielen Cremes und Bestrahlungen nur bei rund zwei Prozent der Behandlungen überhaupt eine Rolle. Fast immer wird stattdessen die erkrankte Haut mit Stickstoff vereist, nämlich in rund 86 Prozent der zuletzt um die zwölf Millionen Behandlungen.

Allerdings sind auch zwei Prozent auf dem noch immer größten Pharma-Markt der Welt eine echte Verlockung: Der Anteil steht für einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Dollar.

Konkurrent Dusa klagt

In diesem Segment ist Biofrontera aber nicht allein: Der größte Konkurrent ist Dusa; das US-Pharmaunternehmen hat ebenfalls eine Kombinationstherapie aus Salbe und Licht entwickelt. Mit Dusa liegt Biofrontera seit längerem auch juristisch im Clinch: Die Manforter sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, Patentverletzungen begangen zu haben. Daneben geht es um angeblichen Verrat von Geschäftsgeheimnissen. Lange ist das Verfahren nicht in Gang gekommen. Inzwischen gibt es einen Termin: Am 29. November soll darüber in den USA erstmals verhandelt werden.

Auf dem Markt liegt Biofronteras Anteil jetzt, fünf Jahre nach der Einführung von Ameluz in den USA, bei rund 25 Prozent. Und er soll nun weiter wachsen, nachdem der Einbruch infolge der Corona-Pandemie, in der kaum jemand freiwillig eine Arztpraxis betrat, inzwischen aufgeholt wurde: Für September weist das Unternehmen in den USA 1,7 Millionen Euro Umsatz aus, das sind reichlich 200.000 Euro mehr als vor zwei Jahren. Der Corona-September 2020 taugt mit Erlösen von knapp über einer Million nicht als Referenz.

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In Europa geht es freilich auch voran: Im Juni wurden die ersten Zwei-Gramm-Tuben mit Ameluz nach Malmö geliefert. Der schwedische Vertriebspartner Galenica hat die Rechte für den gesamten skandinavischen Raum. Im Juli fiel zudem der Startschuss für den polnischen Markt. Dort, so wünschte es sich Lübbert, soll man Ameluz und die Rotlicht-Lampe ab nächstem Jahr anwenden können.