StadtjugendratLeverkusener Jugendliche wollen sich nicht von der Politik wegsparen lassen

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Jugendliche mit Plakat

Das Vorbereitungsteam macht Werbung für den 3. Jugendstadtrat in Leverkusen

Zum dritten Jugendstadtrat stehen einige Veränderungen an.

Sparen ist das große aktuelle Thema in der Leverkusener Stadtpolitik. Die Organisatoren des dritten Jugendstadtrates haben dazu eine klare Meinung: „Wir wollen den Jugendlichen eine Stimme geben und den Erwachsenen klarmachen: Nur, weil wir nicht wählen können, heißt das nicht, dass ihr bei uns alles wegsparen könnt“, sagt Moritz Hüttner. Der 16-Jährige war bereits bei der ersten Auflage des Jugendparlamentes als Teilnehmer dabei und verstärkt nun schon im zweiten Jahr das Organisationsteam. 

Das wird immer selbstständiger. Im ersten Jahr haben der bei der Stadt für Kinder- und Jugendbeteiligung verantwortliche Simon Frädrich und sein Team noch viel Organisatorisches und Inhaltliches vorgegeben. Mittlerweile sind es die Jugendlichen selbst, die das Projekt weiterentwickeln. 

Mit Politikern dauerhaft in Kontakt

Auch Laura Rehm ist bereits zum dritten Mal dabei. „Die Teilnahme hat Spaß gemacht, aber noch besser finde ich, jetzt den neuen Jugendlichen zu helfen und meine Erfahrungen zu teilen“, sagt die 18-Jährige, der es wichtig ist, eine politische Meinung zu haben und diese auch zu vertreten. Deswegen findet sie besonders wichtig, dass die „echten“ Politiker sich weiter für den Jugendstadtrat interessieren und nicht nur auf die Finanzen schauen. „Mit einigen Politikern, die ich über den Jugendstadtrat kennengelernt habe, stehe ich heute noch in Kontakt, und das sind ganz liebe Menschen“, sagt sie.

Man lernt, andere von seiner Meinung zu überzeugen, auch über Fraktionsgrenzen hinaus
Johann Adam

Aber worum geht es noch beim Jugendstadtrat? „Man kann sich in die Politiker hineinversetzen“, sagt Bennett Friedrich (14). „Man lernt, andere von seiner Meinung zu überzeugen, auch über Fraktionsgrenzen hinaus“, ergänzt Johann Adam (15). „Wir haben auch Ideen, wo man sparen kann“, sagt Marwin Klos (17). Zumindest nicht an Schultoiletten, dafür hatte sich Klos nach dem zweiten Jugendstadtrat in der Politik vehement eingesetzt – und Recht bekommen. Auf die Initiative und engagierte Ansprache des Jugendstadtrates hin war eine Prioritätenliste an zu sanierenden Schultoiletten erstellt worden. Wie schnell diese in Zeiten der Haushaltssperre abgearbeitet werden kann, steht in den Sternen – oder eher, der Taskforce. Aber an der Arbeit der Jugendlichen liegt das nicht.

Änderungen im 3. Jugendstadtrat

Einige Änderungen hat sich das Organisationskomitee für dieses Jahr überlegt: Die Teilnehmenden teilen sich nicht mehr in Parteien ein, sondern in Strömungen: konservativ, sozial, liberal und ökologisch. „Die ursprüngliche Idee war ja einmal, den Stadtrat mit seinen Mehrheitsverhältnissen 1:1 abzubilden“, erklärt Frädrich. Das hat aber nie so richtig geklappt und außerdem für Ärger bei kleinen Parteien und Einzelvertretern gesorgt, die sich in dem Planspiel nicht abgebildet sahen. „Zudem wollen wir uns ein bisschen von der Parteienpolitik lösen und mehr thematisch arbeiten“, erklärt Timo Schmitz (17).

Jugendliche bei Abstimmung im Ratssaal

Der Höhepunkt des Jugendstadtrates ist die finale Sitzung im Ratssaal.

Zudem setzt der Jugendstadtrat in diesem Jahr mehr auf Digitalisierung. Zum einen in der Vorbereitung und Werbung über soziale Medien, überdies auch bei der Veranstaltung selbst: Pro vier Teilnehmer soll ein Tablet zur Verfügung stehen. Neu ist auch, dass Interessierte in ihre Anmeldung mindestens einen Motivationssatz schreiben soll, warum sie teilnehmen wollen.

Und in Sachen Sparen gehen die Jugendlichen mit gutem Beispiel voran: Im Haushalt war ursprünglich ein Budget von 6000 Euro für Planung und Durchführung des Jugendstadtrates eingeplant. „Wir haben noch keine Ansagen bekommen, dass wir das nicht bekommen, die Jugendlichen haben sich aber von sich aus Gedanken gemacht, wo sie kürzen können“, sagt Frädrich. Zum Beispiel Pizza statt teurem Catering und Verzicht auf Papierausdrucke und farbige Poster – so konnte das Budget schon auf 3000 Euro reduziert werden. Allerdings gibt es auch dafür noch keine hundertprozentige Zusage.  


So läuft die Anmeldung

Der 3. Jugendstadtrat findet von 5. bis 7. November statt. Mitmachen können alle Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren, die Teilnahme ist kostenlos, der Fachbereich Kinder- und Jugend unterstützt bei der Befreiung von der Schule an diesen Tagen. In der Anmeldung per E-Mail sollte in wenigen Sätzen das Interesse begründet werden. Anmeldefrist ist der 11. Oktober. 

Zeitplan: Bei einer Auftaktveranstaltung am 30. Oktober, 18 bis 20 Uhr, werden nach einem Kennenlernen im Ratssaal die Fraktionen gebildet und Betreuende zugeteilt. Am 5. November folgt nach einer Begrüßung zunächst ein Demokratietraining und dann erste Fraktionssitzungen mit Wahl der Vorsitzenden und weiteren Funktionen. Am Mittwoch folgen weitere Fraktions- und Ausschusssitzungen, in den die Inhalte diskutiert und in Anträge formuliert werden. Diese werden bei der abschließenden Ratssitzung am 7. November debattiert und abgestimmt. Alle Anträge, die eine Mehrheit finden, werden an die Politik übergeben und im Turnus von 14. November bis 16. Dezember verhandelt. Alle Teilnehmende sind außerdem zu einem Besuch im Düsseldorfer Landtag am 5. Dezember eingeladen.

jugendstadtrat@stadt.leverkusen.de