Sencha, Matcha und Karl-HeinzHier kauft Leverkusen seit 40 Jahren Tee aus aller Welt

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Waltraut Teitscheid füllt einen grünen Tee ab.

Leverkusen – Karl-Heinz ist der Star im Laden. Karl-Heinz, der unter der Kapuze im Regen lächelt. Karl-Heinz, der Herbsttee. Ihn gibt es nur von September bis Ende November. „Einige Kunden kaufen dann direkt mehrere Kilo, um über das Jahr zu kommen“, berichtet Waltraut Teitscheid. Und auch wenn Karl-Heinz heiß geliebt wird – die eigentlichen Stars im Leverkusener Teegeschäft sind die Teitscheids.

Erstes Geschäft, dass seit 40 Jahren besteht

Vor 40 Jahren hat Bernd Teitscheid Teegschwendner in Leverkusen eröffnet, ein Jahr später ist Waltraut mit eingestiegen. Es war nicht der erste Laden unter dem Namen des fünf Jahre zuvor gegründeten Unternehmens. „Aber wir sind die ersten Franchise-Partner in ganz Deutschland, die ihr 40. Jubiläum feiern“, sagt Waltraut Teitscheid stolz.

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Für die britische Teatime.

Die ganze Familie ist „teeinfiziert“, erzählt die Mutter: Die älteste Tochter hat seit 27 Jahren ihre eigene Filiale von Teegschwendner in Würzburg, der mittlere Sohn war auch im Unternehmen, der Jüngste arbeitet im Im- und Export. Natürlich mit Tee. Neben der Filiale am Wiesdorfer Friedrich-Ebert-Platz hatten die Teitscheids 20 Jahre lang noch eine Filiale in Opladen, derzeit betreiben sie noch eine in Langenfeld, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert.

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Das Teegeschäft an sich hat sich in 40 Jahren stark verändert. „Zu Beginn hatten wir vielleicht 100 Teesorten, wenn überhaupt“, erinnert sich Teitscheid. Heute sind es mehr als 300. Ein Verkaufsschlager neben Karl-Heinz ist Südkorea Seogwang Sencha. „Das ist der Lieblingstee von meinem Mann“, sagt Teitscheid. Und weil er ihn gerne weiterempfiehlt, hat der Grüne Tee mittlerweile eine große Fanschar. Da darf der Vorrat nicht ausgehen.

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Früher gab es bei Familie Teitscheid alles rund um den gedeckten Tisch, heute konzentrieren sie sich auf Tee und das direkte Zubehör.

Grünen Tee gab es zur Anfangszeit kaum, Früchtetee gar nicht – dafür kam da gerade der Trend zu aromatisierten Tees auf. Mit der Möglichkeit der großen Auswahl in einem Fachgeschäft stieg das Interesse. „Wirkliche Teekenner haben sich mit der Zeit erst entwickelt.“

Tischwäsche und Puppen

Vom winzigen 15-Quadratmeter-Laden wenige Meter weiter zogen die Teitscheids nach sechs Jahren in das heutige Geschäft und rüsteten auf: „Der Teeladen und ein bisschen mehr“ hieß der Laden und bot alles für den gedeckten Tisch und ein schönes Zuhause. Um 2000 flogen Tischdecken und Puppen wieder raus. „Von da an haben wir uns auf unsere Kernkompetenz konzentriert, den Tee“, erklärt Teitscheid. Denn auch der brachte genug Abwechslung, oft in Form von Trends aus Amerika. Rooibos-Tee ohne Koffein (und ja: Es heißt auch bei Tee Koffein, nicht wie oft falsch verwendet Teein, klärt die Kennerin auf).

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Matcha - ein edler Trend.

Später dann Matcha. „Als die ganzen Stars plötzlich Matcha getrunken haben, hatten wir auch eine extreme Nachfrage danach“, erzähl Teitscheid. Nicht nur nach dem hochwertigen, zu Puder geriebenen grünen Tee, sondern auch nach den zugehörigen Schalen, Besen und Löffelchen. Und dann sind da natürlich die Saisontees, die es früher auch nicht gegeben hat. Aktuell heißen sie Sencha Claus, Weiße Weihnacht, Bratapfel oder gebrannte Mandel.

Vom Lockdown nicht betroffen

Das Geschäft läuft, auch wenn es mit Problemen zu kämpfen hat. Corona natürlich, auch wenn Tee als Lebensmittel gilt und daher weder von Lockdowns noch 2G-Regeln betroffen ist. Aber wenn die Fußgängerzone tot ist, hilft auch ein offener Laden wenig. „Auch, dass im Bayer-Werk über die Jahre viel weggebrochen ist, merken wir hier sehr“, sagt Teitscheid. Und Studenten vermisst sie in Leverkusen – vielleicht wird das ja besser, wenn die FH in der Neuen Bahnstadt eröffnet.

Tee und Pralinen gehen immer

Aber ein Typ Kunde ist zu Weihnachten eine verlässliche Bank. Jener, der den Laden mit den Worten „Ich brauche ein Geschenk“ betritt und auf Nachfrage nur: „Irgendwas mit Tee“ antworten kann. „Mittlerweile hat man gelernt, wie man rausbekommt, was dem Beschenkten gefallen könnte“, sagt Waltraut Teitscheid. Irgendwas mit Tee geht schließlich immer. Und im Zweifelsfall noch Pralinen dazu.