Experiment auf offener StraßeStände statt Autos auf den Straßen

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An der Wiehler Bahnhofstraße gab es am Samstag Gesprächsmöglichkeiten zum Thema Mobilitätskonzept.

An der Wiehler Bahnhofstraße gab es am Samstag Gesprächsmöglichkeiten zum Thema Mobilitätskonzept.

Wiehl – Statt der üblichen Autostellplätze flankierten am Samstag zwischen 8 und 20 Uhr überdachte Tische und Bänke, sogar Liegestühle die Wiehler Bahnhofstraße. Hintergrund war das Verkehrsexperiment „Flexibler Straßenraum“, der dort über die Bühne ging.

Das ungewohnte Gastro-Angebot an der frischen Luft kam an, nicht nur bei den Passanten. Thomas Golda etwa, Inhaber des Restaurants Pur, könnte sich gut vorstellen, seine Gäste öfters unter freiem Himmel an der Bahnhofstraße zu bedienen.

Nutzung temporär möglich: Konzepte aus Städten nicht völlig übertragbar

Einer seiner samstäglichen Gäste, Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker, kann sich das auch vorstellen – zumindest temporär, wie er unterstreicht. Er glaubt nicht, dass sich Mobilitätskonzepte aus Großstädten einfach auf Wiehl übertragen lassen, sagt er. Im ländlichen Raum könne man eben nicht vollständig auf das Auto verzichten. Auch Marcus Köster vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Wiehl betont den Beispielcharakter des Verkehrsexperiments. „Es geht gar nicht so sehr um die Bahnhofstraße. Es gibt keine Pläne, dass die Stellplätze hier wegkommen sollen“, stellte er klar. Ähnliche Experimente könne er sich auch an anderen Orten in Wiehl vorstellen.

Die Menschen waren am Samstag nicht nur eingeladen, am ungewöhnlichen Ort einzukehren, sondern auch, sich mit Verkehrsplanern generell über die Mobilität in Wiehl auseinanderzusetzen. Dazu waren Planer vom Büro „StadtVerkehr“ aus Hilden vor Ort, die gemeinsam mit Marcus Köster Rede und Antwort standen. Das Hildener Büro erarbeitet im Auftrag der Stadt Wiehl zurzeit das Integrierte Mobilitätskonzept. Das öffentliche Interesse ist generell groß. Schon der Rücklauf von mehr als 500 Antworten einer Befragung von rund 4000 Wiehler Haushalten sei ein sehr guter Wert gewesen, so Sebastian Schulz vom Hildener Büro. Auch Samstag war viel los, fand er. Von 10 bis 14 Uhr war der Infostand an der Bahnhofstraße besetzt, um 13.30 Uhr zog Schulz ein positives Resümee: „Das Interesse ist groß, ich hatte bisher noch keine Pause.“ Großes Thema war der Radverkehr, mehrfach sei die Frage nach der Reaktivierung der Wiehltalbahn gekommen: „Die allermeisten, die heute hier waren, sind für die Reaktivierung“, so Schulz, „oder zumindest dafür, die Rentabilität zu überprüfen.“ Auch Carsharing und die Mobilstationen treiben die Menschen um.

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Die Erkenntnisse werden jetzt ins Maßnahmenkonzept eingearbeitet, ehe es wieder der Politik vorgestellt wird. Vereinzelt hätten sich bereits Potenziale herauskristallisiert, so Schulz: „Kurze Wege, von unter einem Kilometer bis zu zweieinhalb Kilometern, werden in Wiehl überdurchschnittlich häufig mit dem Auto zurückgelegt.“ Das sei erst einmal nur eine Bestandsaufnahme und keine Kritik.

Schulz: „Jetzt ist es an uns, diesen Autoverkehrsanteil zu verringern oder zu verlagern. „Dabei geht es nicht darum, jemandem etwas wegzunehmen. Es geht darum, Alternativen anzubieten und das Radfahren attraktiver zu machen.“