Auch in Wipperfürth und LindlarWarum lernen immer weniger Kinder Schwimmen?

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Ein Rettungsring im Schwimmbad.

Ein Rettungsring im Schwimmbad.

Wipperfürth/Lindlar – Immer weniger Kinder können schwimmen, mittlerweile liest man allerorten von einer „Generation der Nichtschwimmer“. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) hat Zahlen vorgelegt und warnt vor den Auswirkungen.

Aber woran liegt es, das immer weniger Kinder Schwimmen lernen? Alles nur Corona? Wir haben Experten aus der Region nach ihrer Einschätzung gefragt und auch danach, was ihrer Ansicht nach getan werden müsste. Dass Corona eine wichtige Rolle spielt, ist für Heike Radder, Vorsitzende der DLRG Ortsgruppe Wipperfürth, klar. Trotzdem ist der erste Begriff, der im Gespräch mit ihr fällt, „Bädersterben“. Das Bad in Marienheide wurde abgerissen, das in Hückeswagen ist wegen Umbau geschlossen. „Dadurch ist das Schwimmbad in Wipperfürth natürlich proppevoll“, sagt Radder.

Nichtschwimmer sind ein strukturelles Problem

Sie spricht von einem strukturellen Problem, das bereits seit 10 bis 15 Jahren besteht und bei dem viele Faktoren eine Rolle spielen. „Um das Bad in Wipperfürth mussten wir ja vor zwölf Jahren auch kämpfen“, sagt sie.

Hintergrund

Laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ist Ertrinken ein der häufigsten Todesursachen weltweit, 236 000 Menschen würden jedes Jahr im Wasser ihr Leben verlieren, darunter viele Kinder. Statistisch seien das in Europa jeden Tag 63 Menschen. lm im vorigen Jahr sind nach Angaben des DLRG in Deutschland 23 Kinder im Altersbereich bis zehn Jahre ertrunken.

Zum Welttag gegen das Ertrinken hat die DLRG ein verstärktes Handel der Bundespolitik im Kampf gegen das Ertrinken gefordert. Deutschland habe bei den präventiven Maßnahmen einen deutlichen Nachholbedarf, sagte der DLRG-Vizepräsident Dr. Detlev Mohr.

In der Pandemie haben zahlreiche Kinder nicht Schwimmen gelernt, da die Bäder geschlossen und der Schwimmunterricht von Schulen und Vereinen ausgefallen ist. Doch auch vor der Pandemie habe es an rund 25 Prozent aller Grundschulen keinen Schwimmunterricht gegeben, weil keine Bäder oder freie Zeiten zur Verfügung standen. Corona hat das Problem weiter verstärkt.

Auch für Sandra Bremer ist das Problem nicht neu. Sie ist Vorsitzende des Wasser- und Schwimmsportclubs Lindlar und dort zuständig für die Schwimmkurse. „Wir hatten auch vor Corona Siebenjährige, die nicht schwimmen können und noch nie in einem Hallenbad waren“, sagt sie. Der WSC Lindlar bietet Schwimmkurse für Kinder an fünf Tagen in der Woche an, doch die sind alle ausgebucht. Und mehr geht auch nicht, weil sowohl Ausbilder als auch Beckenzeiten fehlen.

„Wir haben eine Anfrage an den Badbetreiber gestellt, ob wir mehr Zeiten bekommen können, aber eine Absage erhalten“, so Bremer. Den Unmut der Eltern bekommen sie trotzdem ab. „Wenn wir Kurse online stellen, bekommen wir 300 bis 400 E-Mails und werden teilweise richtig beschimpft, wenn wir Anfragen ablehnen müssen“.

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Dabei sind es gerade die Eltern, die Sandra Bremer in der Pflicht sieht. „Die müssen selber mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen“, sagt sie. Das sieht auch Thomas Kratzke so. Er ist Schwimmmeister im Walter-Leo-Schmitz-Bad und Übungsleiter bei der Schwimmabteilung der LG Wipperfürth. Auch dort sind die Kurse voll und es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr.

Für Thomas Kratzke ist die Sache ganz klar. „Kinder müssen schwimmen können, bevor sie in die Schule kommen.“ Schulschwimmen? „Wie soll das funktionieren? Ein Lehrer und 30 Kinder, die alle nicht schwimmen können? Unmöglich.“ Die Eltern müssen mit ihren Kindern ins Bad, davon ist Kratzke überzeugt.