Die Kraft der AggerSpannende Führung zur Stromerzeugung im Industriemuseum Engelskirchen

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Kraftwerksführung Ermen und Engels, Sabine Schachtner erklärt die Funktionsweise des Generators

Sabine Schachtner erklärt die Funktionsweise des Generators.

Was und wie in der ehemaligen Baumwollspinnerei Ermen & Engels in Engelskirchen produziert wurde, erfuhren 20 Besucher bei einer Führung. 

„Heute ist ein schöner Tag“, sagte Anneliese Vetterkind vom LVR-Industriemuseum Ermen & Engels in Engelskirchen am Sonntag beim Blick aus dem Fenster, wo sich ungemütlicher Nieselregen aus schweren, grauen Wolken über den Engels-Platz ergoss. Sie freute sich über mehr als 20 Gäste, die zu der Kraftwerksführung „Unter Spannung“ in die ehemalige Baumwollspinnerei gekommen waren: „Bei schönem Wetter sind es fast nie so viele – da gehen alle ins Freibad.“

In einer geschichtlichen Einführung schilderte Museumsführerin Sabine Schachtner anschaulich, dass Firmengründer Friedrich Engels, der Vater des gleichnamigen deutschen Gesellschaftstheoretikers, Anfang des 19. Jahrhunderts in Manchester, dem damals weltweit bedeutendsten Zentrum der Baumwollverarbeitung, die Bedeutung dieses Rohmaterials erkannt habe.  Mit dem niederländischen Fabrikanten Peter Ermen gründete er dann 1837 eine Fabrik in Engelskirchen. Diese sei im Jahr 1844 in Betrieb gegangen und habe bis 1979 produziert.

Wasserkraft, niedrige Löhne und gute Anbindung an Köln

Dass die Wahl auf diesen Ort gefallen war, sei nicht zufällig gewesen. Dort habe es mit der Agger die Möglichkeit zur Nutzung von Wasserkraft gegeben, eine gute Anbindung an Köln war auch gegeben, und vor allem seien die Löhne für die ländliche Bevölkerung sehr niedrig gewesen.

Die meisten Menschen seien in der Landwirtschaft tätig gewesen, was aber aufgrund hoher Regenmengen und karger Böden nicht allzu einträglich gewesen sei, erzählte Schachtner. Die Mitarbeiterschaft habe vorwiegend aus Frauen bestanden, doch auch Jugendliche hätten Arbeit gefunden. Ende der 1860er Jahre habe es etwa 160 Beschäftigte gegeben, um die Jahrhundertwende rund 600.

Beim Rundgang durch das Kraftwerk erklärte Schachtner, dass die ursprünglich verwendeten Wasserräder Anfang des 20. Jahrhunderts durch Turbinen mit einer maximalen Leistung von je rund 250 Kilowatt ersetzt worden seien, die jeweils 5000 Liter pro Minute geschluckt hätten. Dafür sei ein großer Stauteich oberhalb des Unternehmens angelegt worden.

Überschüssiger Strom wurde nachts an die Nachbarn abgegeben

Im Nebenraum zeigte sie den Generator, der die abgegebene Leistung der Turbinen in elektrische Energie umgewandelt habe. Nachts etwa sei auch überschüssiger Strom an umliegende Haushalte abgegeben worden.

„Bis heute konnte ich mir nicht vorstellen, was eine Turbine ist und wie Strom erzeugt wird“, meinte Christa Morgenstern nach der Führung begeistert und ergänzte schmunzelnd: „Ich wusste nur, dass der Strom aus der Steckdose kommt.“ Und ihr Mann Hans-Joachim lobte: „Die Frau hat das klasse gemacht – sie hat alles so flüssig und verständlich erklärt.“