Entzündeter Darm„Glas ist halbvoll“ – Oberberger Selbsthilfe-Gruppe berät seit 1987

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Erfahrener Vorstand: Sigrid Brüggen und Harry Köppel haben den Verein 1991 gegründet.

Erfahrener Vorstand: Sigrid Brüggen und Harry Köppel haben den Verein 1991 gegründet.

Oberberg – Manchmal setzen erstaunliche Zufälle besondere Dinge in Gang. Als sich Sigrid Brüggen vor rund 35 Jahren entschloss, eine Selbsthilfegruppe auf die Beine zu stellen, hatte sich zeitgleich auch Harry Köppel mit diesem Gedanken beschäftigt.

Beide wandten sich an die Krankenkasse AOK, die Mitte der 1980er Jahre Ansprechpartner für solche Projekte war – und fanden schließlich zusammen. Seit April 1987 gibt es die Selbsthilfe-Gemeinschaft Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Oberberg.

Interesse an erstem Treffen enorm

Beim ersten Treffen in Waldbröl war das Interesse der von entzündlichen Darmerkrankungen Betroffenen so groß, dass es zu wenig Stühle gab. Harry Köppel erinnert sich: „Letztlich mussten ein paar auf Getränkekisten sitzen. Der Bedarf war eindeutig vorhanden.“

Ungewöhnlich an dieser Gruppe ist, dass sie 1991 zum Verein wurde, denn für die Gründer stand fest, dass sie auf dieser Basis effektiver arbeiten könnten. Sigrid Brüggen ist aktuell Vorsitzende, Harry Köppel Beisitzer. Vorher war er Vorsitzender und Sigrid Brüggen seine Stellvertreterin. Treffpunkte sind in Waldbröl und Wipperfürth. Einmal im Monat tauscht die Gruppe sich aus.

Gruppe hat heute 70 Mitglieder

70 Mitglieder gibt es heute, dazu kommt eine Liste von 500 Betroffenen, die regelmäßig mit Informationen zu neuen Entwicklungen, mit Erkenntnissen und Tipps versorgt werden. Das sind Hinweise auf neue Möglichkeiten der Linderung der Beschwerden oder ganz praktische Tipps für Standorte von Toiletten bei Ausflügen. Denn eine Begleiterscheinung der Krankheit sind heftige Durchfallschübe.

Dass die beiden Vorstandsmitglieder auch nach mehr als 35 Jahren in der Gruppe noch hochmotiviert sind, erklären sie mit den Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So berichtet Sigrid Brüggen, es gebe ihr neue Kraft, anderen immer wieder geholfen zu haben. „Wir haben zwei jungen Erwachsenen mit ganz viel Unterstützung durchs Abitur geholfen. Das macht uns dann auch viel Freude.“

Austausch und Aufklärung helfen

Harry Köppel schildert, wie wichtig es ihm ist, seine Kenntnisse an andere Erkrankte weiterzugeben: „Durch den Austausch und die Aufklärung über die Krankheit vermitteln wir Betroffenen, dass das Leben auch mit dieser Krankheit gut sein kann.“

Der 67-Jährige geht trotz der Schübe auf Reisen, engagierte sich als Delegierter in der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa-Vereinigung (DCCV), dem Bundesverband, und hält engen Kontakt zum Waldbröler Krankenhaus.

Aok und Gastroenterologen unterstützen die Arbeit

Die Klinik hat den Verein von jeher unterstützt. „Aber wir hatten nicht nur in Waldbröl stets gute Gastroenterologen an unserer Seite. Wir werden bis heute durch die AOK unterstützt, und über den Bundesverband erhalten wir stets Aktuelles“, sagt Sigrid Brüggen.

Auch weil die Krankheit nicht ganz leicht zu diagnostizieren ist, leisten die Mitglieder der Gruppe Aufklärungsarbeit im Gummersbacher Kreiskrankenhaus. Sie informieren angehende Krankenpfleger über das Krankheitsbild und geben Tipps für den Umgang mit Erkrankten.

Info-Veranstaltungen gehören zu den Aktivitäten der Selbsthilfe-Gemeinschaft ebenso wie Wandertage und Weihnachtsfeiern. „Wir möchten positiv denken und Mut machen. Unsere Gläser sind immer halb voll, nicht halb leer“, betont Sigrid Brüggen. Schon bald, so hoffen Brüggen und Köppel, sollen Präsenztreffen wieder möglich sein. Den Kontakt bekommt man im Internet unter www.shg-oberberg.de