UmbauEines der ältesten Fachwerkhäuser Oberbergs wird zum Dorfmittelpunkt

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Ein neuer Eingang von der Parkplatzseite steht, drinnen wird mit Hochdruck gearbeitet. 

Lindlar-Hohkeppel – Der Umbau des Weißen Pferdchens läuft auf Hochtouren, derzeit geben sich die Handwerker dort die Klinke in die Hand. In der vergangenen Woche haben die Elektriker ihre Vorbereitungen abgeschlossen, am gestrigen Dienstag rückten die Fliesenleger an.

Bernd Althaus ist der Projektleiter des Heimatvereins und verbringt momentan jede freie Minute in dem Fachwerk-Schätzchen aus dem Jahr 1612. Irgendwo taucht immer ein Problem auf, das gelöst werden muss. Jüngstes Beispiel: Der 400 Jahre alte Holzboden im Obergeschoss ist zwar ein echter Hingucker. Allerdings arbeitet er derart stark, dass die Fliesenleger ihn als untauglichen Untergrund für die künftigen Duschen einstuften – eine weitere Abdeckung musste her.

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Jeder Raum in dem Fachwerkhaus von 1612 ist ein Unikat, teils sind die Räume sehr niedrig. 

Der Heimatverein baut als langfristiger Pächter das Obergeschoss zur Pilgerherberge aus. Elf Schlafplätze inklusive Duschgelegenheit, Toiletten und Gemeinschaftsküche entstehen momentan. Gefördert wird das Vorhaben mit rund 113.000 Euro aus dem Leader-Programm. „Durch die strengen Brandschutzauflagen mussten wir aber auch im Erdgeschoss ran, da die Geschosse als eine Einheit beurteilt wurden“, berichtet Althaus.

Im Weißen Pferdchen sind die ersten Räume bereits fertig

Auf Bodenniveau ist inzwischen alles fertiggestellt. Das Trauzimmer wird genutzt, ein Durchgang ist geschaffen und der Versammlungsraum im einstigen Ziegenstall stünde bereit – wenn man sich nach den Corona-Regeln denn versammeln dürfte. An mehreren Stellen schirmen nun schwere Brandschutztüren den Treppenaufgang ins Obergeschoss ab und trennen den ältesten Gebäudeteil aus dem Jahr 1612 von dem Anbau Baujahr 1688. Geschickt haben Althaus und seine Helfer diese Zugänge allerdings verkleidet und mit exakt der dunkelroten Farbe gestrichen, die überall im Haus zu finden ist. „Wir wollten das historische Aussehen unbedingt erhalten“, so Althaus.

Der künftige Eingang zur Herberge wurde bewusst auf die Parkplatzseite gelegt, um die direkten Nachbarn des Pferdchens nicht zu stören. Gleich nach dem Eintritt in das Haus werden die Pilger über eine neue Innentreppe in die 165 Quadratmeter große obere Etage wechseln – das Loch in der Decke ist bereits vorbereitet.

Zeitplan

Auf einen Termin zur offiziellen Eröffnung der Pilgerherberge will sich der Heimatverein noch nicht festlegen. „Wir wollen die Arbeiten nun zügig zu Ende führen“, sagt Bernd Althaus zum Zeitplan. Mit dem Abrücken der letzten Handwerker rechnet er im kommenden April oder Mai. (sfl)

In zwei Schlafräumen sind die Hauptarbeiten ebenfalls schon erledigt. In Nummer drei macht der Eichenholzboden noch Probleme – er ist an einigen Stellen abgesackt, außerdem soll eine Konstruktion her, die die sich langsam aber beständig nach außen wölbende Balkenkonstruktion des Hauses dauerhaft sichert.

Stichwort Balken: Aufrecht duschen kann in der künftigen Herberge nur, wer kleiner als 178 Zentimeter ist. Die Decke begrenzt die Höhe der Nasszellen, das lässt sich auch nicht ändern. „Es ist ein uraltes Haus und diesen Charme soll man ja auch erleben, wenn man hier Gast ist“, lacht Bernd Althaus und klappt den Zollstock wieder ein.

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Komplett fertiggestellt ist bereits die Bücherei von St. Laurentius, die nun ebenfalls ins Obergeschoss gezogen ist. „Zwar müssen die Leser nun die Treppe herauf, dafür gibt es hier oben viel mehr Platz“ freut sich Althaus.

Mitten in der Bücherei hat der Heimatverein den nächsten Hingucker platziert. Hier wurde ein Quadratmeter Fachwerk freigelegt. Durch eine Scheibe blickt man auf das Grundgerüst aus Weidengeflecht, das vor Jahrhunderten mit Lehm stabilisiert und schließlich mit einem Kalkputz verkleidet wurde. „Das Haus war zur jeweiligen Zeit hochmodern“, betont Althaus und erinnert daran, dass die ersten Generationen der Pferdchen-Bewohner mit ihrem eigenen Brunnen im Foyer und dem Doppel-Klosett regelrechte Pioniere gewesen seien. Genau daran will der Heimatverein wieder anknüpfen.