„Fridays for Future“Klimademonstration in Oberberg von einem Schüler organisiert

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Im Februar waren erstmals junge Oberberger, nämlich Waldbröler Gesamtschüler, zu einer Kundgebung nach Köln gereist.

Im Februar waren erstmals junge Oberberger, nämlich Waldbröler Gesamtschüler, zu einer Kundgebung nach Köln gereist.

  • Zum ersten Mal gibt es am Freitag die Klimaschutzdemonstration „Fridays for Future“ in Oberberg.
  • Der 15-Jährige Schüler Niklas Franken mobilisiert 300 Teilnehmer, doch der Realschulleiter spricht von einem „heiklen Termin“.
  • Eine Lehrerin zieht Joker um Schüler vor den Strafen zu bewahren.

Oberberg – Zum ersten Mal gibt es am morgigen Freitag in Oberberg eine Klimaschutzkundgebung, die „Fridays for Future“-Bewegung ist nun auch im Kreisgebiet angekommen – und dort in Waldbröl. Dafür gesorgt hat der 15 Jahre alte Niklas Franken, der dort die städtische Realschule besucht.

15-Jähriger organisiert Demo

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Er ist Cheforganisator der Protestaktion, zum weiteren Kreis der Veranstalter gehört auch seine Mutter, Ulrike Klein. „Wir haben immer wieder gemerkt, dass es in Waldbröl ein starkes Interesse an den ,Fridays for Future’ gab, aber eben keine eigene Veranstaltung“, erklärt der Jugendliche. „Und Städte wie Köln oder Siegburg sind eben sehr weit weg, wenn man zum Beispiel aus Waldbröl kommt.“

Was bisher geschah

Jugendliche von allen Schulen im Kreisgebiet sind dazu aufgerufen, sich morgen ab 9 Uhr in Waldbröl an der Heidberghalle, Vennstraße, zu versammeln. Um 9.45 Uhr soll sich der Protestzug in Bewegung setzen, durch das Stadtzentrum marschieren und mit einer Zwischenstation vor dem neuen Bürgerdorf am Alsberg, Nümbrechter Straße, den Marktplatz erreichen. Dort ist für 12 Uhr eine Kundgebung geplant, das Ende ist dort gegen 12.50 Uhr vorgesehen.

Eine solche Demonstration hat es in Oberberg bisher nicht gegeben. Zum ersten Mal waren im Februar 14 Jugendliche von der Städtischen Gesamtschule in Waldbröl nach Köln aufgebrochen, um sich dort an einer „Fridays for Future“-Demonstration zu beteiligen. Im März waren es dann mehr als 30 Schüler und Lehrer vom Aggertal-Gymnasium in Engelskirchen, die gemeinsam in die Domstadt reisten und so die Möglichkeit nutzten, mit einer Exkursion offiziell und sozusagen legal an einer solchen Protestaktion teilzunehmen. Mit von der Partie waren weitere Jugendliche aus Oberberg – die allerdings auf eigene Faust. (höh)

Auf Nachfrage dieser Zeitung berichtet Polizei-Sprecherin Monika Treutler, dass diese Demonstration ordnungsgemäß angemeldet worden ist, sie sei mit 300 Teilnehmern kalkuliert. Geworben wird für den „Friday for Future“ über Onlinedienste, zum Beispiel Instagram.

„Der Termin sei aber heikel“

Dass die Bänke in den Schulen morgen deutlich leerer sein könnten als üblich, wissen die Leitungen der drei weiterführenden Schulen in Waldbröl. „Der Termin sei aber heikel“, urteilt Frank Bohlscheid, Direktor des Hollenbergs.

Denn dieser Freitag ist der letzte Schultag vor den Pfingstferien, die bis Dienstag gehen. „Vor allen Ferien müssen die Schüler immer eine Krankschreibung vom Arzt vorlegen, bleiben sie vom Unterricht fern.“ Damit solle etwa verhindert werden, dass Eltern früher in den Urlaub düsen, weil Flugtickets vor den Ferien oft günstiger seien, erklärt der Pädagoge.

Realschulleiter spricht von „einem Lauf über rohe Eier“

Alle Waldbröler Schulleitungen haben sich auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt: Allen Schülern, die an der Demonstration teilnehmen, werden unentschuldigte Fehlstunden ins Zeugnis geschrieben, im Kommentar auf dem Leistungsnachweis soll dann aber der Grund für diese Stunden notiert werden.

„Zudem haben die Schüler zugesagt, dass sie sich auf Namenslisten eintragen, wenn sie am ,Friday for Future’ teilnehmen“, ergänzt Kirsten Wallbaum-Buchholz, Leiterin der städtischen Gesamtschule, und führt aus: „So wollen uns die Schüler zeigen, dass sie wirklich für den Klimaschutz unterwegs gewesen sind und nicht zu Hause auf dem Sofa gelegen haben, um fernzusehen.“ Stefan Schriever, den Rektor der Waldbröler Realschule, „ist das alles eine unglückliche Situation und erneut ein Lauf über rohe Eier“:

„Auf der einen Seite muss die Schulpflicht eingehalten werden, auf der anderen hat jeder von uns das Recht auf eine freie Äußerung der Meinung.“ Schriever weiß, dass seiner Schüler federführend ist beim „Friday for Future“ und dass der geplante Aktionstag „vor allem in der achten Klasse viel Zuspruch findet“. Einige Schüler hätten ihr Fehlen bereits angekündigt, sagt er.

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Lehrerin will Schüler vor Strafen bewahren

Unterdessen überlegt seine Kollegin Kirsten Wallbaum-Buchholz noch, ob sie sozusagen den Joker zieht und kurzerhand für den morgigen Freitag eine „Klima-Exkursion“ plant. Einen solchen Ausflug hatte die Kölner Bezirksregierung im vergangenen Februar den Schulen eingeräumt, um ihnen wenigstens eine offizielle Teilnahme an einer solchen Kundgebung zu ermöglichen.

Zwar sind die Schulleitungen zur (politischen) Neutralität verpflichtet, doch machen sie keinen Hehl daraus, dass sie durchaus Sympathie haben für das Engagement ihrer Schüler. Dem Vernehmen nach soll es – außer dem Vermerk von Fehlstunden – keine Strafen geben.

Eltern befürworten das Vorhaben

So sieht es auch Ulrike Klein, die Mutter des Cheforganisators. „Wir finden es als Eltern gut, dass sich Niklas für seine Meinung einsetzt und nun auch anderen die Chance bietet, diese öffentlich kundzutun.“ Ob Niklas Franken in Oberberg weitere „Fridays for Future“ organisiert, wolle er frühestens am Freitagnachmittag entscheiden, schildert der Realschüler. Das hänge davon ab, wie viele Schüler und Mitstreiter nach Waldbröl kommen. „Waldbröl ist eine große Stadt, warum sollte das also nicht auch hier klappen?“, überlegt der 15-Jährige vor dem Auftakt.

Vernetzt mit der bundesweiten „Fridays for Future“-Bewegung seien die Oberberger noch nicht, wie „Fridays for Future“-Sprecherin Carla Reemtsma aus Münster auf Anfrage mitteilt. „Bisher haben wir mehr als 600 Ortsgruppen bundesweit“, beschreibt die das Netzwerk, das sich immer weiter verzweige.