Gedenken ist notwendiger denn je

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Am jüdischen Friedhof in Nümbrecht versammelten sich am Samstagabend rund 80 Bürger, um sich an die Verbrechen vor 81 Jahren zu erinnern.

Am jüdischen Friedhof in Nümbrecht versammelten sich am Samstagabend rund 80 Bürger, um sich an die Verbrechen vor 81 Jahren zu erinnern.

Nümbrecht – Mehr denn je erschien es den Veranstaltern notwendig, daran zu erinnern, was Deutsche ihren jüdischen Mitbürgern vor 81 Jahren antaten. Am jüdischen Friedhof in Nümbrecht wurde zum 9. November auf den antisemitischen Terror der Nationalsozialisten im Jahr 1938 zurückgeblickt – genau einen Monat nach dem Anschlag auf eine Synagoge und den Morden in Halle. Die Redner in Nümbrecht warnten: Damit sich Pogrome und Morde nicht wiederholen, müsse die Gesellschaft wachsam sein und Zivilcourage zeigen.

Knapp 80 Menschen waren dem Aufruf der Gemeinde, der deutsch-israelischen Freundeskreise Nümbrecht-Mateh Yehuda und Wiehl-Jokneam sowie der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gefolgt.

Nümbrechts stellvertretender Bürgermeister Fabian Scheske begrüßte die „Erinnerungs- und Verantwortungsbereiten“. Kreisdechant Christoph Bersch erinnerte daran, dass Nazis auch in Nümbrecht jüdisches Leben auslöschten. Es gelte, den Völkermord nicht aus dem Gedächtnis zu verdrängen oder gar Geschichte zu verfälschen, sagte Bersch. Sätze wie „Das ist doch schon so lange her“ oder „Irgendwann muss doch mal Schluss sein“ verhöhnten die Opfer von damals und machten blind für die Gefahren von heute. Der rechte Anschlag in Halle und das Wahlergebnis von Thüringen wertete der katholische Geistliche als Belege dafür, wie unverzichtbar das Gedenken sei.

Waldbröler Gymnasiasten stellten Zitate der AfD-Politiker Björn Höcke und Alexander Gauland an den Beginn ihrer Ansprache. Dass Hitler und die Nationalsozialisten nach Auffassung des AfD-Vorsitzenden „nur eine Vogelschiss“ in 1000 Jahren deutscher Geschichte sind, nannten die Schüler eine beispiellose Verharmlosung. Wie schon zuvor Bersch mahnten auch sie, solchen Aussagen entschieden entgegenzutreten. Wer Rechten nicht widerspreche, lasse sie im Gefühl, im Recht zu sein. Pastor Peter Muskolus rief dazu auf, wach zu bleiben, „weil Menschen jederzeit bereit sind, das Unrecht neu aufleben zu lassen“. Frank Norbeteit und Wolfgang Birkholz von der christlich-jüdischen Gesellschaft legten einen Kranz nieder, bevor Marion Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda ein jüdisches Gebet sprach und Diakon Rolf Faymonville auf der Klarinette ein letztes getragenes Lied spielte.