Gespenstische RuheSo verlief das erste Wochenende mit der Ausgangssperre in Oberberg

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Ausgangssperre OB1

Die Fußgängerzone in Oberberg blieb in der Nacht zu Sonntag während der Ausgangssperre leer.

Oberberg – Eine fast gespenstische Ruhe lag am Samstagabend über Oberberg. Doch die Sperrzeit, die bereits am Samstag ab 0 Uhr in Kraft getreten war, warf auch in der zweiten Nacht ihre Schatten voraus: Schon etwa eine halbe Stunde vor 21 Uhr war am Samstagabend kaum noch etwas los auf den Straßen. Auch die Fußgängerzone in Gummersbach nutzten nur einige wenige für ihren Weg nach Hause. Die Ausgangssperre gilt derzeit von 21 bis 5 Uhr für alle Bürger, die nicht dienstlich unterwegs sein müssen.

Eine Gummersbacher Familie jedoch vergnügte sich bei einem Schaufensterbummel: „Wir haben gedacht, das gilt erst ab Montag.“ Auf ihren Irrtum aufmerksam gemacht, begaben auch sie sich dann schleunigst auf den Heimweg. Eine weitere Frau war ebenfalls sehr in Eile: „Bei der letzten Ausgangssperre hat mein Sohn nach der Arbeit noch bei mir zu Abend gegessen und erst dann habe ich ihn in seine Wohnung gefahren – da waren für jeden 250 Euro Strafe fällig.“

„Ich weiß nicht, wie ich so einmal mein Abitur schaffen soll.“

Kurz nach 21 Uhr durchquerte ein Paar die Fußgängermeile und meinte entschuldigend: „Wir kommen aus dem Impfzentrum – sonst wären wir schon längst zu Hause.“ Vollkommen allein in dem entvölkerten Innenstadtbereich machte ein Mitarbeiter eines Wachdienstes seine Runde. An jedem besuchten Geschäft piepste sein Gerät: „Ich scanne die Codes an der Tür und dokumentiere so meinen Kontrollgang.“

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Das Ordnungsamt auf Kontrollfahrt.

Kurze Zeit später tauchte ein Jugendlicher auf. Sein Bus nach Hause war nicht gekommen und nun suchte er ein freies WLAN, um sich über Ersatzverbindungen zu informieren. Seine Eltern wollten ihn wegen der Ausgangssperre nicht abholen kommen und so hoffte er auf den nächsten Bus. Er bedauerte die aktuelle Situation und ein halbes Jahr Distanzunterricht: „Ich weiß nicht, wie ich so einmal mein Abitur schaffen soll.“

In langsamem Tempo durchquerte eine Patrouille des städtischen Ordnungsamtes mit dem Auto die Fußgängerzone: „Alles ruhig – die Plätze, wo sich sonst die Jugendlichen aufhalten, sind vollkommen leer.“ Ebenso verwaist waren das Zentrum von Bergneustadt und die Denklinger Klus. Nur ein paar Hundehalter absolvierten ihre abendliche Gassirunde.

Auch die Waldbröler Innenstadt war nach der Sperrstunde vollkommen menschenleer. Einsam in der Dunkelheit leuchtet die Tankstelle am Ortseingang von Hermesdorf. Eine Mitarbeiterin erklärte: „Wir sind weit und breit die einzigen, die 24 Stunden geöffnet haben – wir müssen die Benzinversorgung für Polizei und Rettungsdienst sicherstellen.“

Ausgangssperre und andere Verstöße

Die Polizei hat seit Inkrafttreten der Ausgangssperre am Wochenende fünf Ordnungswidrigkeiten festgestellt, die im Zusammenhang mit der Ausganssperre stehen. Am Samstag um 00:45 Uhr wurden in der Mohrenbacher Straße in Reichshof-Wildbergerhütte drei Personen in einem parkenden Fahrzeug kontrolliert. Es handelte sich um drei 18-Jährige aus unterschiedlichen Haushalten mit Wohnorten im Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Altenkirchen. Keiner der drei trug eine Maske. Die Polizei fertigte drei Anzeigen.

Ebenfalls am Samstag, um 22:51 Uhr, wurde die Polizei zu einer Ruhestörung in der Gummersbacher Islandstraße gerufen. Als die Polizisten eintraf, verließ ein 34-jähriger Gummersbacher das Haus. Nach Angaben der Polizei reagierte der Mann aggressiv auf die Beamten, schrie sie an und hielt den Mindestabstand nicht ein. Dabei trug er keinen Mund-Nasen-Schutz. Trotz mehrfacher Aufforderung, die Nachtruhe einzuhalten sowie auf den Hinweis der geltenden Ausgangssperre, reagierte er weiter aggressiv. Die Polizisten nahmen ihn daraufhin in Polizeigewahrsam. Er durchgeführter Atemalkoholtest verlief, nach Angaben der Polizei, deutlich positiv. Auf ihn wartet nun eine Ordnungswidrigkeitsanzeige.

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Am Sonntag kontrollierte die Polizei in Hückeswagen um 2:35 Uhr einen 20-jährigen Autofahrer aus Kierspe. Der Kierspener war der Polizei aufgefallen, weil er mit seinem Seat auf der Friedrichstraße ohne Fahrzeugbeleuchtung fuhr. Nach dem Anhalten stolperte der 20-Jährige aus seinem Wagen und versuchte zu Fuß in Richtung Bachstraße zu flüchten. Zwei weibliche Personen stiegen ebenfalls aus seinem Auto aus und flüchteten in Richtung Park. Die Polizisten ergriffen den 20-jährigen Fahrer und fixierten ihn mit Handfesseln. Ein Atemalkoholtest verlief positiv. Der 20-Jährige musste seinen Führerschein und eine Blutprobe abgeben. Zudem fertigte die Polizei eine Anzeige an. Weder der 20-Jährige noch seine beiden Begleiterinnen hatten im Fahrzeug eine Maske getragen, wie die Polizei mitteilt. Der 20-Jährige hatte an dem Tag der Polizeikontrolle Geburtstag. Nach eigenen Angaben hat er in diesen hineingefeiert.