Britisches UnternehmenOE Electrics will aus Gummersbach deutschen Markt erobern

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Die Mannschaft im Radlerdress.

  • Schon vor dem Brexit beschäftigte sich OE Electrics angeblich mit der Idee einer deutschen Dependance.
  • Die steht jetzt in Derschlag.
  • Seine Elektroteile fertigt das Unternehmen aber weiter in Nordengland.

Gummersbach – Das eher ungern ausgesprochene „B-Wort“ nahmen zur feierlichen Eröffnung der deutschen Dependance auf Gummersbacher Boden doch einige Redner in den Mund. Dabei hat der beabsichtigte Brexit des Vereinigten Königreichs nur sekundär damit zu tun, dass die englische Firma „OE Electrics“ nun auch auf dem Kontinent vertreten ist. Die Gummersbacher Büroleiterin des Elektroteile-Herstellers aus dem nordenglischen Wakefield, Caroline Robinson, sagt: „Die Brexit-Diskussion begann erst, als wir schon geplant hatten, uns auch in Deutschland niederzulassen.“

Bereits zu Jahresbeginn hat Robinson mit zunächst zwei für den Vertrieb zuständigen Kollegen Büroräume mit Lager an der Wehrstraße in Derschlag bezogen, um die Produkte auf dem deutschen Markt zu platzieren. OE Electrics fertigt in Wakefield unter anderem Geräte zum kabellosen Laden von Mobiltelefonen sowie Steckdosensysteme, die auch mit USB-Buchsen ausgestattet sind. Diese Systeme sind primär dafür gedacht, in Möbel wie Konferenztische eingebaut zu werden – weshalb OE Electrics eine Niederlassung in Deutschland wollte, erklärt Robinson: „Denn in 80 Prozent des globalen Möbelmarkts sind deutsche Hersteller involviert. Für uns ist es wichtig, am Anfang dieser Kette zu stehen.“

Eröffnung im Bergneustädter Phönix-Hotel

Mit dem angekündigten Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union hat die deutsche Dependance für OE Electrics an Bedeutung gewonnen. Robinson: „Einen Fuß auf dem europäischen Markt zu haben, ist natürlich wichtig, wenn der Brexit voraussichtlich Ende Oktober kommt und es vielleicht keine Handelsabkommen gibt.“

Die offizielle Eröffnung feierte das Unternehmen am Montagabend im Bergneustädter Phönix-Hotel mit hochkarätigen Gästen aus beiden Ländern, die sich bemühten, ihre Reden auch in beiden Sprachen zu halten. Der britische Generalkonsul Rafe Courage hob die starken Handelsbeziehungen des Vereinigten Königreichs mit Nordrhein-Westfalen heraus, um dann zum „B-Word“ zu kommen: Auch nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU würden eine lange Geschichte, gemeinsame Werte und Interessen beide Länder verbinden, so der Generalkonsul: „Wir bleiben Freunde und Partner.“ Diese Hoffnung äußerte auch Karl-Alois Bläser aus dem NRW-Wirtschaftsministerium. Angesichts knapp 1500 britischer Unternehmen und 25.000 Briten in NRW wünsche sich die Landesregierung, dass die Verbindungen so eng bleiben wie sie sind. Ein „Welcome to our region“ sprach Angelika Nolting von der Industrie- und Handelskammer in Oberberg aus.

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Die Eröffnung feierten Frank Gair, David Masters und Tim Hobbs aus der Chefetage von OE Electrics (2., 3. und 4. v.l.) gemeinsam mit (v.l.) Dirk Steinbach, Karl-Alois Bläser, Angelika Nolting, Bettina Hühn, Rafe Courage und Raoul Halding-Hoppenheit.

Für die Stadt sprach der 1. Beigeordnete Raoul Halding-Hoppenheit, der eine auf Fahrrädern angereiste Gruppe schon einige Stunden zuvor an der Gummersbacher Stadtgrenze empfangen hatte: Tim Hobbs, der Geschäftsführer der OE Electrics, Group Managing Director David Masters und 15 weitere Mitarbeiter waren fünf Tage lang von Wakefield aus zur Fähre nach Rotterdam und schließlich nach Gummersbach gefahren.

Ein ehemaliger Ackermann

Die Radtour war verbunden mit einer Spendensammlung für die Yorkshire Air Ambulance sowie die Helfenden Hände Oberberg, für die Bettina Hühn am Festabend teilnahm. „Die Gegend, in der wir arbeiten, ist uns wichtig“, sagte Masters. Deswegen hätten er und weitere 40 Mitarbeiter in England zu Jahresbeginn damit begonnen, Deutsch zu lernen.

Hobbs berichtete, dass die heute 250 Mitarbeiter zählende Firma mit Niederlassungen in Australien und Dubai im Jahr 1986 mit drei Beschäftigten begann. Dass sich OE Electrics ausgerechnet für Gummersbach entschied, liegt übrigens an der früheren Firma Ackermann: Der General-Manager von OE Electrics, Frank Gair, war früher selbst einer der Ackermänner.