Kaum WachdiensteDLRG Gummersbach kämpft mit Nachwuchsmangel und maroder Rettungswache

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Eine Frau in rotem Fließpullover schaut durch ein Fernglas aufs Wasser.

Sandra Schröder ist Leiterin der DLRG-Ortsgruppe Gummersbach, die ihr Domizil an der Bruchertalsperre in Marienheide hat. Doch die Wache ist marode.

Weil es in Gummersbach zu wenig aktive DLRG-Mitglieder gibt, sind die Wachdienste an der Bruchertalsperre in Marienheide oft nicht möglich.

Am Samstagmorgen herrscht an der Bruchertalsperre Trubel. Neugierig bleiben Spaziergänger stehen, um das Geschehen am Ufer der Brucher, neben der Rettungswache der DLRG-Ortsgruppe Gummersbach, zu beobachten. 18 blau gekleidete Männer und Frauen bauen dort ein Floß. Dafür schleppen sie Tonnen an das Ufer, verbinden diese mit Holzstämmen und dicken Tauen und legen quer darüber wiederum flache Holzbretter. Auch Sandra Schröder beobachtet dieses Treiben neugierig, gleichzeitig aber auch etwas wehmütig.

Schröder ist seit 2019 Leiterin der DLRG-Ortsgruppe Gummersbach und an diesem Tag – im Gegensatz zur THW-Gruppe – alleine an die Rettungswache in Marienheide gekommen. „Uns fehlt der Nachwuchs“, berichtet sie ohne Umschweife, während sie der Übung der blauen Kameradinnen und Kameraden am Wasser zuschaut. „Manchmal denke ich zurück. Vor zehn Jahren sah das hier ganz anders aus an einem Wochenende. Da war die Wache so voll besetzt, dass wir sogar Leute wieder nach Hause schicken mussten“, erzählt Schröder.

DLRG Gummersbach: Bisher nur drei Wachdienste an der Bruchertalsperre 

Mindestens fünf Leute werden für den Wachdienst an der Bruchertalsperre benötigt: Zwei Rettungsschwimmer mit Silberabzeichen, Wachleiter, Bootsführer und ein Sanitäter. Doch diese fünf zusammenzubekommen ist der Gummersbacher Ortsgruppe in dieser Badesaison erst dreimal gelungen. „Wir haben auf dem Papier zwar 200 Mitglieder, aktiv sind aber nur 20“, berichtet Schröder, die neben der Leitung auch im Katastrophenschutz, der Ersten Hilfe und der Ausbildung von Rettungsschwimmern tätig ist.

Im Hallenbad Derschlag bildet Schröder Rettungsschwimmer aus, die beispielsweise beim Schulsport oder in Freibädern zum Einsatz kommen und in vielen oberbergischen Bädern händeringend gesucht werden. Das silberne Abzeichen brauchen sie, da in dieser Ausbildung auch eine Erste-Hilfe-Schulung enthalten ist.

Neben den vorgegebenen Schwimmdistanzen und Tieftauchen müssen die Anwärter auf das silberne DLRG-Abzeichen das Schwimmen in Kleidung sowie das an Land bringen einer im Wasser befindlichen Person beherrschen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. „Hier an der Brucher gehen viele Ältere gerne schwimmen“, berichtet Schröder. An warmen Tagen aber auch Familien und Jugendliche. Umso wichtiger wäre es an diesen Tagen, wenn der Wachdienst sichergestellt wäre.

Die Rettungswache der DLRG-Ortsgruppe an der Brucher ist marode

Dass die Rettungswache besetzt ist, erkennen Badende an den gehissten Flaggen sowie daran, dass das DLRG-Boot an der Anlegestelle des Segel-Clubs im Wasser bereitsteht. „Wir führen auch Kotrollfahren durch, allerdings in Maßen, obwohl wir einen Ökomotor haben“, so Schröder. Viele Notfälle habe es zuletzt glücklicherweise nicht gegeben, berichtet sie. Dennoch müsse man immer wieder Badende ermahnen, nicht von der Mauer ins Wasser zu springen. „Das kann sehr gefährlich werden“, betont Schröder. Ist die Wache nicht besetzt, muss im Notfall die 112 gewählt werden.

Was den Wachdienst an der Brucher neben dem Mitgliedermangel und der fehlenden Bereitschaft samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 19 Uhr ganze Tage an der Brucher zu verbringen, erschwert, sind auch die Gegebenheiten. Denn die Wache in Marienheide ist in einem schlechten Zustand. Mäuse haben durch undichte Stellen Schlupflöcher gefunden und die Wache für sich in Anspruch genommen. An vielen Stellen im Gebäude liegt Kot, hinter den Wänden macht sich Uringeruch breit. Der fehlende Brandschutz macht Übernachtungen im Ruheraum zudem unmöglich. Wegen zunehmendem Vandalismus auf dem Privatgelände der DLRG sind schützende Kunststoffplatten vor den Fenstern längst unumgänglich.

Für eine grundlegende Sanierung fehlt der Ortsgruppe, die sich vor allem durch Mitgliedsbeiträge finanziert, jedoch das Geld. Deshalb muss vieles in Eigenleistung renoviert werden. Doch auch dafür ist das Geld knapp, ebenso die helfenden Hände. Und teilweise fehlen auch einfach die handwerklichen Fähigkeiten sowie das erforderliche Fachwissen.

Auch das Rettungsboot bräuchte eigentlich eine witterungsfeste Unterstellmöglichkeit. „Wir wünschen uns ein Tor auf der anderen Seite der Wache, um das Boot im Notfall schneller und einfacher ins Waser lassen zu können“, sagt Sandra Schröder, die das Engagement in der DLRG ehrenamtlich macht.

Wer Interesse an einer Mitgliedschaft bei der DLRG-Ortsgruppe Gummersbach hat, kann Sandra Schröder im Rahmen der Rettungsschwimmerausbildung im Hallenbad Derschlag, freitags 18.15 bis 20.15 Uhr, ansprechen.


Großes Interesse an der Arbeit des Technischen Hilfswerks

Jeden zweiten und vierten Samstag im Monat findet eine Übung der THW-Ortsgruppe Gummersbach statt, berichtet Gruppenführer Alexander Knüppel an der Bruchertalsperre. Dass sie hier üben dürfen, ist selbstverständlich und Teil der Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen wie der DLRG. An diesem Tag wird mit dem Bau eines Floßes die Knotenkunde geübt, um im Ernstfall einen Steg bauen zu können für die Personenrettung in überfluteten Gebieten.

Eine THW-Gruppe steht auf und um ein selbstgebautes Floß herum.

Die THW-Ortsgruppe Gummersbach kam für eine Übung an die Bruchertalsperre.

Das Hochwasser an der Ahr sowie der Großbrand auf dem Gummersbacher Hömerich hat dem Gummersbacher THW Nachwuchs beschert und das Interesse an dessen Arbeit geweckt. So zählt die Jugendgruppe derzeit zwölf Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren. Insgesamt zählt die Gummersbacher THW-Gruppe rund 30 aktive Mitglieder. Diese kommen im Ernstfall in den Bereichen Bergung, Räumung sowie der neuen Fachgruppe Notinstandsetzung zum Einsatz.