Für Feuersalamander und Co.Kräfte bündeln für den Artenschutz in Oberberg

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Ein Feuersalamander krabbelt durch das nasse Laub.

Feuersalamander lieben es feucht. In Oberberg finden sie noch gute Lebensbedingungen.

Kreisumweltausschuss und Fachleute beschäftigen sich mit dem Thema Biodiversität in Oberberg. Es geht um den Erhalt von Lebensräumen.

Was haben Schwarzstorch, Geburtshelferkröte und Feuersalamander gemeinsam? Alle drei sind gefährdete Arten, finden in Oberberg aber gute Lebensbedingungen. Damit das so bleibt und eine große Artenvielfalt in Oberberg auch künftig möglich ist, sind konkrete Maßnahmen erforderlich. Der Kreisausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat sich mit dem Thema „Biodiversität“ und dem Erhalt von Lebensräumen beschäftigt. Dabei kamen neben dem Oberbergischen Kreis und der Biologischen Station Oberberg auch die Vertreter verschiedener Fachverbände aus Land- und Forstwirtschaft und dem Naturschutz zu Wort.

Was sagt der Kreis?

Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalentwicklung um Umwelt gab einen Überblick zum Thema „Biodiversität“ nebst Zahlen. Über 43.000 Tier-, Pflanzen und Pilzarten kommen in NRW vor, davon stehen 45 Prozent auf der „Roten Liste“ und gelten damit als gefährdet, vom Aussterben bedroht oder sind bereits ausgestorben. Besonders wertvoll sind alte Laubwälder, junge Niederwälder und Feuchtwälder mit Sumpf und Auwald. Unter den Grünlandflächen sind Glatthafer-, Feucht- und Nasswiesen so wie Magerweiden von hoher Bedeutung. Wichtig aus Naturschutzsicht sind zudem Heideflächen und Hangmoore sowie Bäche.

In Oberberg wandern neue Arten ein. Manche, wie die Wespenspinne und die Feuerlibelle, als direkte Folge der Klimaerwärmung, andere, wie Wolf und Biber, unabhängig davon. Gleichzeitig breiten sich Neophyten wie das Drüsige Springkraut und die Herkulesstaude immer weiter aus. Mit Projekten wie der „Modellregion Landwirtschaft und Naturschutz“ bemüht sich der Kreis um Kooperationen zwischen Interessengruppen. Leuchtturmprojekte wie der Naturgarten im Lindlarer Freilichtmuseum sollen zum Nachahmen anregen.

Was sagt die Biologische Station Oberberg (BSO)?

Matthias Wirtz-Amling leitet die BSO. Auch sie arbeitet mit vielen Partnern zusammen, so gibt es etwa in mehreren Naturschutzgebieten Kooperationen mit Jägern. Eine wichtige Rolle spielt der Vertragsnaturschutz, an dem sich aktuell 247 landwirtschaftliche Betriebe aus ganz Oberberg beteiligen, Tendenz steigend. Die BSO hat viele Aufgaben. Unter anderem sammelt sie Samen von gefährdeten Pflanzen, vermehrt sie und bringt die Setzlinge gezielt in Naturschutzgebieten aus. Die Biologische Station Oberberg kartiert artenreiche Wegränder und setzt sich dafür ein, dass diese seltener gemäht werden. Im ehemaligen Steinbruch in Lindlar-Bolzenbach gelang die Ansiedlung der seltenen Gelbbauchunke.

Was sagen die Naturschützer?

Heinz Kowalski (Naturschutzbeirat), Claus Wittke (Nabu), Malte Haase (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) und Rainer Ufer (Naturschutzbund Deutschland) sind sich einig, dass mehr für die Artenvielfalt in Oberberg getan werden muss, die bisherigen Maßnahmen seien nicht ausreichend. Kowalski kritisierte vor allem den nach wie vor zu hohen Flächenverbrauch, es brauche einen „Grean Deal Oberberg“ mit allen Beteiligten. Claus Wittke nannte erschreckende Zahlen zum fortschreitenden Artensterben. Fließgewässer müssten sich ausbreiten können, wichtig sei auch die Fortschreibung der Landschaftsplanung. Malte Haase betonte die Bedeutung artenreicher Wälder im Kampf gegen den Klimawandel, die Politik müsse mehr tun, um Holz als Baustoff zu fördern. „50 bis 70 Prozent der Arten in Oberberg sind gefährdet“, mahnte Rainer Ufer eindringlich. Tiere und Pflanzen seien auf größere zusammenhängende Flächen angewiesen, andernfalls finde kein genetischer Austausch statt. Für mehr Artenschutz müssten alle an einem Strang ziehen.

Was sagen die Landwirte und Waldbesitzer?

Ursula Jandel (Landwirtschaftskammer) betonte, dass schon heute viele Landwirte extensiv wirtschaften würden. Die Kammer biete den Bauern eine Biodiversitätsberatung an und arbeite eng mit der Biologischen Station zusammen. „Wir leben seit Generationen in einer von der Landwirtschaft gestalteten Kulturlandschaft“, betonte Franz Bellinghausen (Kreisbauernschaft). Ohne die Arbeit der Landwirte würden wertvolle Lebensräume verschwinden.

Für den Waldbauernverband NRW betonte Berno Freiherr von Landsberg-Velen die Bedeutung eines freiwilligen Vertragsnaturschutzes. „Wir brauchen mehr monetäre Anreize und weniger Ordnungsrecht.“

Die Grünen hatten beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Die Fraktionen von CDU, FDP/FWO/DU und UWG hatten gemeinsam einen Antrag eingereicht, mit dem Ziel, ein Biodiversitätskonzept für den Oberbergischen Kreis zu entwickeln. Nach längerer Diskussion wurde der Antrag einstimmig angenommen. „Entscheidend ist, alle Akteure einzubinden und zu Maßnahmen zu kommen, sonst können wir uns das Ganze schenken“, sagte Seb Schäfer (Grüne).