Gute Resonanz in OberbergViele Heranwachsende nehmen Impfangebot gerne wahr

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Schulunterricht hinter Masken, ständige Schnelltests und selbst erlittene Quarantänen: Viele Heranwachsende wollen geimpft  werden.

Schulunterricht hinter Masken, ständige Schnelltests und selbst erlittene Quarantänen: Viele Heranwachsende wollen geimpft  werden.

Oberberg – Impfen oder lieber nicht? Für Jona ist das keine Frage. „Es ist doch klar: Nur wenn sich möglichst viele gegen Corona impfen lassen, hat das alles mal ein Ende“, sagt der Zwölfjährige mit Blick auf Schulunterricht hinter Masken, viel zu viele Schnelltests und auch selbst erlittene Quarantänen. Sein großer Bruder Paul (14) nickt zustimmend: „Außerdem will ich mich ja auch sicher fühlen.“

270 Impfungen für Jugendliche am ersten Tag

In das Gummersbacher Impfzentrum werden die beiden Jungen am Mittwoch von ihrer Mutter Elvira Schäfer begleitet. Kaum hatte sie gelesen, dass nun auch Impfungen für Heranwachsende zwischen 12 und 15 Jahren möglich sind, hatte sie über das Impfportal des Oberbergischen Kreises einen Termin für ihre Söhne vereinbart. So wie viele weitere Eltern in dieser Woche.

Ralf Schmallenbach, Kreisgesundheitsdezernent und Chef des Impfzentrums, ist dankbar für die große Resonanz: „Allein am ersten Impftag für Jugendliche am Samstag hatten wir ja 270 junge Impfwillige.“ Bis zur Wochenmitte kamen knapp 200 dazu. Und der Terminkalender für die kommenden Tage sei auch schon gut gefüllt, ergänzt Stephan Hahn, Einsatzleiter der Kassenärztlichen Vereinigung.

Viele Infektionen

Angesichts steigender Corona-Zahlen appelliert der Oberbergische Kreis, die Hygiene-Maßnahmen einzuhalten und sich impfen zu lassen. Es komme wieder vermehrt zu Ansteckungen im häuslichen Bereich, auch bei Feiern und Festivals. Die noch ansteckendere Delta-Variante sei mittlerweile stark verbreitet. Überdurchschnittlich seien jüngere Oberberger betroffen. Auch solche, die von den Partymeilen an der Mittelmeerküste zurückkehrten. Für die Nachverfolgung legten sie laut Kreis lange Kontaktlisten vor – doch viele Infektionswege bleiben bei der Ermittlung unklar. (ag)

Was der zwölfjährige Jona anspricht, unterstreicht Schmallenbach: „Der Pandemie ist nur Einhalt zu gebieten, wenn viele Geimpfte zu einer Herdenimmunität beitragen.“ Und dabei zählten natürlich auch die nun angesprochenen Jugendlichen, sagt Schmallenbach: „In der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen haben wir ja rund 10.000.“

Impfmüdigkeit in der mittleren Altersgruppe

Doch bis zur Herdenimmunität ist es auch im Kreis noch ein weiter Weg: Bislang hätten gerade mal 51 Prozent der Bürger einen vollständigen Impfschutz, rund 60 Prozent zumindest die erste Impfung erhalten. Impfmüdigkeit herrsche derzeit besonders in der mittleren Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen.

Der Kreis schickt deswegen ein Impfmobil durch die Kommunen, um die Menschen zu erreichen: In Nümbrecht ließen sich am Mittwoch mehr als 120 Menschen immunisieren, in Waldbröl am Donnerstag mehr als 100.

Dabei ist die Immunisierung anders als noch vor wenigen Wochen keine Frage der Vakzin-Verfügbarkeit mehr. Impfstoff sei genug vorhanden, sagt KV-Mann Hahn. Mehr als 90 Prozent der Impflinge bekommen nun den Stoff von Biontech. Den Ladenhüter Astrazeneca hat das Gummersbacher Impfzentrum gar nicht mehr auf Lager.

Ausführliche Aufklärung über Forschung und Empfehlungen durch Kinderärzte

Biontech gibt es auch für die Heranwachsenden. Die Spritze erhalten sie von Kinder- und Jugendärzten sowie Allgemeinmedizinern, die auch sonst Heranwachsende behandeln. Die Gummersbacher Pädiaterin Dr. Corinna Banek impft nicht nur in ihrer Praxis, sondern hilft auch im Zentrum, führt die notwendigen Beratungs- und Aufklärungsgespräche und setzt schließlich den Pieks.

Die Gespräche und den Einsatz von Pädiatern hat die Ständige Impfkommission zur Voraussetzung für die Jugend-Impfungen gemacht, erklärt Banek. Denn die Stiko spreche eine Empfehlung zur Impfung nur denjenigen 12- bis 15-Jährigen aus, die selbst ein Leiden haben oder in deren Familienkreis ein Erkrankter ist, der sich nicht selbst impfen lassen kann. Hintergrund sei, dass noch keine kompletten Forschungsergebnisse vorliegen. Der Staat gehe da auf Nummer sicher.

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Die Stiko sagt aber nicht, dass sich die anderen 12- bis 15-Jährigen nicht impfen lassen sollen, so Banek. All das wird in den Patientengesprächen thematisiert. Erst wenn alle Sorgeberechtigten und vor allem der zu impfende Jugendliche ihr Okay geben, wird das Vakzin injiziert.

Keine großen Bedenken wegen der Impfung hat Hannes (13), der seine Mutter Katharina Weigand mit ins Impfzentrum gebracht hat. Gesund sei er, und mit Hilfe der Impfung wolle er das auch bleiben, sagt Hannes: „Natürlich will ich auch irgendwann keine Corona-Tests mehr in der Schule machen, ohne Sorge Freunde treffen und ohne Probleme verreisen.“ Wenngleich Risiken nie ganz ausgeschlossen werden können – zumindest für die Jugend, die ins Impfzentrum kommt, überwiegen die Vorteile klar.

Termine können Eltern im Internet buchen. Nur am morgigen Samstag braucht es keinen Impftermin.

www.obk.de/impftermin