Herbstsynode am SamstagKirchenkreis An der Agger tagt das erste mal Digital

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Superintendent Michael Braun bei den Dreharbeiten auf dem Nümbrechter Aussichtsturm (o.) und in der Müllenbacher Kirche (u.).

Superintendent Michael Braun bei den Dreharbeiten auf dem Nümbrechter Aussichtsturm (o.) und in der Müllenbacher Kirche (u.).

Oberberg – Es ist eine Premiere. Als die Kamera läuft, ist Michael Braun doch ein wenig aufgeregt. Gleich wird der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises An der Agger über die Bewahrung der Schöpfung sprechen, hoch oben auf der obersten Plattform des Nümbrechter Aussichtsturms Auf dem Lindchen. Golden leuchtet das Laub des Homburger Ländchens in der Herbstsonne, mittendrin Schloss Homburg wie frisch herausgeputzt, sanfte Hügel, blitzblanke Dörfer. Der Ausblick ist grandios. Einen besseren Ort könnte man sich für die Botschaft kaum vorstellen.

Die Wanderer, die ebenfalls die Aussicht genießen wollen, fragen sich etwas irritiert, was da oben gerade passiert: Die Filmaufnahmen gehören zu den Vorbereitungen auf die Herbstsynode des Kirchenkreises, die am kommenden Samstag zum ersten Mal in komplett digitaler Form stattfinden wird.

Videos der Kandidaten für Kreissynodalvorstand

Und der Take auf dem Aussichtsturm ist Teil des Berichts des Superintendenten. „Normalerweise würde ich rund eine Stunde lang zu rund 120 bis 150 Personen sprechen. Wir wollen aber auf jeden Fall eine flächendeckende Infektion vermeiden. Daher die Entscheidung des Kreissynodalvorstands, die Synode als Videokonferenz durchzuführen“, erläutert Braun.

Zwar fehle diesmal das Miteinander, das Wiedersehen, die sozialen Kontakte, bedauert er. Aber: Neue, kreative Wege in der besonderen Situation seien gefragt – und warum sollte man da nicht auch die medialen Vorteile nutzen? So wurden bereits die Videos mit der Vorstellung der Kandidierenden für den Kreissynodalvorstand und die stellvertretenden Landessynodalen aufgenommen, stimmungsvoll in Szene gesetzt vor einem großen goldenen Kreuz in den Räumen des Kirchenkreises. „Einige waren ganz souverän, andere mussten sich erstmal mit der ungewohnten Situation vor der Kamera anfreunden“, verrät Klaus Dripke, der für die Aufnahmen und den Schnitt des Materials verantwortlich ist.

Auf alle Eventualitäten vorbereitet

Kurz und prägnant muss alles sein, jedes Wort muss sitzen, weiß auch der Superintendent: Sein Bericht wird am Ende 15 Minuten kurz sein, die Kandidatenvideos drei Minuten, die ganze Synode einen Vormittag lang dauern anstatt anderthalb Tage – und alles muss perfekt vorbereitet sein. „Je kürzer das Ergebnis, umso länger die Vorbereitung“, seufzt Braun.

Technische Fragen gehörten dazu, wie etwa zum Umgang mit Gästen im digitalen Raum und vertraulichen Abstimmungen. Auch eine Umfrage bei den Teilnehmern, ob sie wohl mit dem digitalen Format zurechtkommen. „Nur zwei trauten es sich nicht zu, fünf hatten bisher noch an keiner Videokonferenz teilgenommen“, berichtet Braun. Für sie und alle anderen gab es am Freitag eine Übungsstunde, praktisch als Generalprobe. In Planspielen haben sich seine Mitarbeiterinnen schon auf alle Eventualitäten vorbereitet: Was ist, wenn der Server kracht? Wenn die Leitung nicht steht? Wenn ein unvorhergesehener Antrag kommt?

Dreh im Turm der evangelischen Kirche Gummersbach

Im Notfall gibt es einen Plan B. Dann kann aus dem Evangelischen Gemeindehaus in Dieringhausen weiter gestreamt werden. Die Grußworte von Landrat Jochen Hagt und Kreisdechant Christoph Bersch werden digital erwartet. Auch den Eröffnungsgottesdienst wird Pfarrer Gisbert von Spankeren in Hülsenbusch vorher aufnehmen. „Aber ohne Singen und gemeinsames Beten, das klingt digital einfach scheußlich“, schränkt der Superintendent schmunzelnd ein.

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Die Aufnahmen auf dem Lindchen sind im Kasten. Weiter geht es zum Taufstein nach Müllenbach. Vieles ist zurzeit nicht möglich. So könnten etwa Taufen nicht in der gewohnten Form stattfinden, erklärt Braun die Wahl des Drehortes, den er selbst wie die anderen auch ausgewählt und zuvor als Neu-Oberberger und begeisterter Wanderer „entdeckt“ hat.

Der Turm der evangelischen Kirche in Gummersbach, der zurzeit erneuert wird, Drehort Nummer drei, ist für ihn ein Symbol für Veränderung: Das Äußere wird neu gestaltet, aber der Kern, die Botschaft bleibt. Als „Hausaufgabe“ können sich die Teilnehmer die 13 Kandidatenvideos schon vorher angucken, ebenso den Bericht des Superintendenten. Ehe es am Samstag um 8.30 Uhr heißt: Einloggen zur Herbstsynode.