Hofcafé an der Lingese-TalsperreDas verrückte Kaffeekännchen ist gut besucht

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Hofcafé Linge I

Natürlich bietet Nele Dreiner in ihrem Café auch Friesentorte, denn sie stammt aus Norddeutschland.

Linge – Tatsächlich ist es eine verrückte Geschichte: Vor rund zehn Jahren musste das spätere Hofcafé an der Lingese-Talsperre um eineinhalb Meter versetzt werden. Die Holzkonstruktion der alten Scheune wurde auf Stahlrollen gesetzt, zwei Trecker zogen das Gebäude von der Grundstücksgrenze fort.

Der Marienheider Dachdeckermeister Hans-Dieter Schattschneider hatte die Idee dazu. Die Verrückaktion war aus baurechtlichen Gründen notwendig geworden, erinnert sich Nele Dreiner an den wohl nervenaufreibendsten Moment ihres „Kaffeekännchen“, wie sie ihr Café in der Marienheider Ortschaft Linge getauft hat.

Wenn die Gemeindeverwaltung davon spricht, dass eine starke Gastronomie die touristisch wertvollen Talsperren noch attraktiver machen soll, hat Nele Dreiner ihren Teil längst dazu beigetragen. Seit der Eröffnung vor fast sieben Jahren herrscht in ihrem Hofcafé meistens Hochbetrieb.

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Hofcafé Linge III

Das „Kaffeekännchen“ ist im schwedischen Stil gehalten.

Für ihren Kuchen und den Kaffee einer Hückeswagener Rösterei kommen die Gäste sogar aus dem Kölner Raum oder dem Münsterland. Die Corona-Zwangspause hat Dreiner genutzt, um ein kleines Nebengebäude ans Haus zu setzen. Dort gibt es nun besondere Eissorten einer sauerländischen Manufaktur – zwischen schwedenroten Holzfassaden und Dutzenden Kaffeekannen, Waffeleisen und anderem alten Küchengeräten.

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Schon bevor das Café eröffnete, hatten Nele Dreiner und Familie im Gebäude gegenüber ihr Zuhause. Damals überlegte sie, was mit der verfallenen Scheune anzufangen sei. Die Idee zum Kaffeekännchen war geboren. Das Handwerkszeug für den Betrieb hatte sie sich in Kindheitstagen angeeignet. Unweit der Grenze zu Schweden aufgewachsen, in einem kleinen norddeutschen Ort zwischen Schleswig und Husum, war die Müllerstochter früh fasziniert, wie Korn zu Mehl wurde – und daraus allerlei Kuchen. „Die Schleswig-Holsteiner können enorm gut backen“, weiß Dreiner, deren Backkunst zudem ostpreußische Einflüsse hat. Von dort stammten ihre Eltern.

Norddeutsche Torten stehen auch auf der Karte

Der Liebe wegen landete Nele Dreiner mit Ehemann Gereon schließlich in Marienheide. Und dort spiegelt nun jeder Kuchenteller ihre nordfriesische Herkunft wider, allein schon wegen der sehr üppig bemessenen Stücke. Echt norddeutsch sind auch viele Sorten: Friesentorte, Hagebuttentorte und Sanddorntorte wechseln sich auf der Karte über das Jahr mit Erdbeer-, Pflaumen- oder Holunderkuchen ab. Dreiner hat noch mehr im Angebot, aber eben nicht immer alles. „Wir arbeiten mit regionalen Produkten, die zur jeweiligen Jahreszeit verfügbar sind.“ Fertiger Biskuit oder „irgendein Pulverzeug“ komme ihr nicht in die Backstube.

Hofcafé Linge II

Sohn Benedikt schreibt gerade die Eiskarte.

Den Kunden schmeckt’s. Immer wieder werden die Kellner nach den Rezepten gelöchert, doch die verrät Nele Dreiner nicht. So unterliegen auch ihre sieben erwachsenen Kinder der Kuchen-Schweigepflicht. Irgendeiner der drei Jungs und vier Mädels steht immer parat, wenn der Gästeansturm im Café und auf der Terrasse mal wieder überhand nimmt.

Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass seit Wochen sehr viele Erholungssuchende an die Lingesetalsperre und eben auch ins Café kommen. Sie kompensieren den Ausfall von großen Gruppen, die sich erst neuerdings wieder etwa für die Bergische Kaffeetafel ankündigen. Sie werden auch empfangen, wenn das Kaffeekännchen montags und dienstags eigentlich geschlossen hat.