Klassen weiter ohne LuftfilterWipperfürth schafft nur wenige Geräte für Schulen an

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So sehen die mobilen Anlagen eines Herstellers aus NRW aus, wie sie hier Hausmeister Jörg Schulz  in einen Klassenraum einer  Gesamtschule in Niedersachsen schiebt.

So sehen die mobilen Anlagen eines Herstellers aus NRW aus, wie sie hier Hausmeister Jörg Schulz  in einen Klassenraum einer  Gesamtschule in Niedersachsen schiebt.

Wipperfürth – Unterricht in dicken Jacken und mit Mützen – für viele Schüler dürfte das im kommenden Winter wieder der Normalfall sein. Die Hansestadt Wipperfürth verzichtet darauf, die städtischen Schulen und Kitas im großen Stil mit mobilen Lüftungsgeräten auszustatten. Denn diese Geräte dürfen das alle 20 Minuten vorgeschriebene Stoßlüften nicht ersetzen, sondern es höchstens ergänzen.

Im Haupt- und Finanzausschuss hatte die SPD zu Thema Lüftungsanlagen einen Antrag eingereicht. Die Verwaltung solle den Bedarf und die Förderfähigkeit von Lüftern prüfen und sie bei Bedarf anschaffen. Der Antrag wurde von allen Fraktionen begrüßt und einstimmig verabschiedet. Marius Marondel, Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales, erläuterte das Vorgehen der Stadtverwaltung.

Im engen Austausch mit Schulen und Kindergärten

Seit 2020 beschäftige sich die Hansestadt mit dem Thema Lüftungsanlagen und stehe hierzu in engem Austausch mit den Schulen sowie den städtischen Kindergärten in der Neye und in Dohrgaul. Unter bestimmten Voraussetzungen fördert das Land NRW die Anschaffung von Luftfiltern – aber nur für Räume, die sich nur eingeschränkt oder gar nicht über Fenster lüften lassen. Die gibt es in Wipperfürth aber nicht. 2021 habe die Verwaltung die Räume erneut überprüfen und vom Regionalen Gebäudemanagement bewerten lassen. „Die Schulen sehe keinen flächendeckenden Bedarf für Lüfter“, so Marondel.

Trotz Filter weiter Lüften

Das sagt das Bundesumweltamt zu den mobilen Lüftungsanlagen: „Es ist zu beachten, dass mobile Luftreinigungsgeräte die Notwendigkeit für das Lüften nicht ersetzen können. Die mobilen Geräte beseitigen nicht die sich in einem Schulraum durch Atmung anreichernde Luftfeuchte, das Kohlendioxid und weitere chemische Gase aus Mobiliar und Bauprodukten. Daher muss auch bei Nutzung mobiler Luftreiniger regelmäßig gelüftet werden.“ (ar)

Die Stadt habe dennoch zehn solcher Geräte als flankierende Maßnahmen angeschafft. Sie werden zum Beispiel in einer Innentoilette ohne Fenster bei den Neye-Spatzen eingesetzt. Einzelne Geräte kommen auch an den weiterführenden Schule zum Einsatz, die Grundschulen haben keinen Bedarf.

St.-Angela-Altbau hat eine Lüftungsanlage

Die Stadt Gummersbach hatte kürzlich beschlossen, für rund 1,2 Millionen Euro 383 mobile Luftfilter für Schulen und Kitas anzuschaffen, obwohl nur 50 Räume die Förderbedingungen erfüllen. Marondel rechnete vor, was dies für Wipperfürth kosten würde. Ein Lüfter koste rund 3500 Euro netto, die Wipperfürther Schulen und Kitas in städtischer Trägerschaft hätten zusammen rund 300 Räume. Für eine flächendeckende Ausstattung mit Lüftern müsste die Stadt somit rund 1 Million Euro ausgeben.

„Eine Installation von Luftfiltern auf Teufel komm raus macht keinen Sinn“, befand SPD-Fraktionschef Frank Mederlet. Er hatte vor den Sommerferien die Verwaltung um detaillierte Auskunft gebeten. Wichtig sei, dass die Stadt als Schulträger alles unternehme, was möglich sei, um den Präsenzunterricht sicherzustellen.

Christoph Goller, Fraktionschef der Grünen, beklagte allerdings, dass es am EvB-Gymnasium bei Klausuren im Winter problematisch sei. „Da friert den Schülern praktisch die Hand ab.“ Hier brauche man eine praktikable Lösung.

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Die SPD hatte ferner beantragt, die bedarfsgerechte Ausstattung mit CO2 -Ampeln zu prüfen und gegebenenfalls Geräte anzuschaffen. Sie warnen, wenn die Luft im Klassenzimmer zu schlecht ist und gelüftet werden muss. Dank einer Initiative der Wipp-Kids und mit Unterstützung der Voss-Stiftung wurden bereits viele solcher Geräte zum Stückpreis von rund 200 Euro angeschafft. Die Stadt stimme sich auch hier mit den Schulleitern ab und werde bei Bedarf weitere Geräte kaufen, erklärte Bürgermeisterin Anne Loth.

Auch am Erzbischöflichen St.-Angela-Gymnasium beschäftigt man sich mit dem Thema Lüfter. Der Altbau der Schule mit 30 Klassenzimmern verfügt über eine Lüftungsanlage, die Lüften überflüssig mache, so Schulleiter Werner Klemp. Im Neubau mit 34 Klassenzimmern setze man auf Stoßlüften. Lüften sei in allen Räumen möglich. Dank einer Spende der Wippkids verfügt die Schule in 35 Klassenzimmern über CO2 -Warnmelder, dazu kommen 15 mobile Messgeräte, die die Lehrerinnen und Lehrer mit in den Unterricht nehmen.