Kreiskrankenhaus WaldbrölSpezialisten warnen vor Therapieverschiebung wegen Corona

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Onkologie Waldbröl

Die Onkologen  Dr. Ute Becker (l.) und Oberarzt Dr. Andreas Brandt 

Waldbröl – Aus Sorge vor einer vierten Covid-19-Welle im Herbst warnen die Krebsspezialisten am Waldbröler Kreiskrankenhaus vor den Folgen, wenn Krebspatienten ihre Behandlung aus Furcht vor einer Ansteckung mit Coronavirus unterbrechen – oder die Krankheit deshalb zu spät erkannt wird. Dann gehe wertvolle Zeit verloren. „Nachholen kann man da nichts“, sagen Dr. Ute Becker und ihr Kollege, der Leitende Oberarzt Dr. Andreas Brandt.

Becker hat Leitung der Onkologischen Abteilung vor einem Jahr übernommen. Im Sommer 2020 machte die Pandemie zwar gerade Pause, aber ihre Pläne zur Weiterentwicklung der Onkologie musste sie trotzdem erst einmal stecken lassen – und stattdessen auch die Covid-Station mit bis zu 15 Patienten leiten.

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Krebspatienten haben ein höheres Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Durch die Behandlung ist ihr Immunsystem geschwächt, das macht sie anfälliger für weitere Ansteckungen und einen schwereren Verlauf. Dagegen setzt das Krankenhaus seine hohen Hygienestandards und Vorsichtsmaßnahmen. So kann die Krebstherapie sicher fortgesetzt werden.

Zu den Dingen, die man im vergangenen Jahr gelernt habe, sagt Chefärztin Becker, gehörten nicht nur Maskentragen und Hygienekonzepte, sondern zum Beispiel auch, dass sich Krebstherapie und Coronaschutz nicht ausschließen. So könne man etwa die Chemotherapie für eine kurze Zeitspanne aussetzen, den Patienten impfen lassen und dann in der Behandlung fortfahren. Das funktioniere gut. 80 Prozent seien inzwischen geimpft.

Trotzdem ist die Zahl der in Waldbröl behandelten Krebspatienten im Verlauf der Pandemie spürbar zurückgegangen. In der Regel hat die Onkologie in Waldbröl jährlich rund 3800 Fälle (stationär, ambulant, Notfälle und Überweisungen). In der Corna-Zeit kamen 20 Prozent weniger. Das soll sich nicht wiederholen. Denn je weiter fortgeschritten die Krankheit ist, desto schwerer ist es, sie aufzuhalten.

Möglichst frühe Diagnose

Bevor an Krebs Erkrankte zur Therapie ans Krankenhaus überwiesen werden, muss die Krankheit festgestellt werden. Und zwar möglichst früh. Auch hier haben Becker und Brandt im zurückliegenden Jahr deutliche Veränderungen bemerkt. Anzeichen für eine Perforation des Darms oder Metastasen in der Leber sind bei Darmkrebspatienten bereits deutliche Hinweise darauf, dass zuvor wertvolle Zeit verloren gegangen ist.

Zwischen den ersten Symptomen und dem Beginn einer Therapie lägen heute etwa sechs Monate. Drei wären besser, aber wegen Corona dürfe sich die Spanne nicht auf neun oder gar zwölf Monate ausdehnen, warnen die Fachleute.

Der Appell der Onkologen ist deshalb eindeutig: Symptome, die über ein, zwei Wochen anhalten, nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern möglichst bald abklären lassen.