Was kann die Landespolitik in Oberberg tun?Das erwarten die Krankenhausmanager

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Welche Erwartungen sie an die Politik haben, schildern zwei Krankenhausmanager.

Welche Erwartungen sie an die Politik haben, schildern zwei Krankenhausmanager.

Gummersbach/Engelskirchen – Am 15. Mai wählt auch Oberberg den neuen Landtag. Was kann das Land vor Ort tun? Wir haben nachgefragt. Nicht bei Kandidaten, nicht bei Parteien, sondern bei Menschen hier, die Experten sind. Zum Auftakt unserer Serie vor der Wahl sprechen wir über Gesundheitspolitik mit den Leitern von zwei Krankenhäusern.

Wer Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, und Jan-Philipp Kasch, Regionaldirektor der GFO-Klinik Engelskirchen, sprich: des St. Josef Krankenhauses, fragt, was sie vom Land erwarten, kann sich die Antwort eigentlich schon selbst geben: Natürlich geht es für die oberbergischen Krankenhausmanager vor allem ums Geld.

Bereits deutlich mehr ausgegeben

Diese Antwort, genauer beziffert auf 1,85 Milliarden Euro im Jahr in ganz NRW, bekam auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Bodo Löttgen zu hören, als er die beiden neulich in Gummersbach traf. So hoch erklärt Klein, neben seinem Job im Klinikum auch 1. Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), sei der ermittelte Bedarf für eine ausreichende Investitionsförderung, um in den insgesamt 341 Häusern die Substanz erhalten und erneuern zu können. Die aktuelle Landesregierung, so Klein, habe zwar schon deutlich mehr ausgegeben als ihre Vorgängerin, aber eben immer noch nicht genug. Denn für solche Investitionen – so will es der Föderalismus – ist das Land zuständig. Wenn es um anderes Geld, nämlich die Finanzierung der Betriebskosten, geht, müssen sich die Krankenhäuser an den Bund halten. Und Geld – egal welches – bestimmt die Arbeit von Klein, Kasch und ihren Kolleginnen und Kollegen. Vor allem während Corona: Über die Ausgleichszahlungen, die am Ostermontag ausgelaufen sind, sagt Klein: „Wir hatten Hilfsinstrumente, die uns relativ gut durch die Pandemie gebracht haben.“

Kandidaten auf dem Podium in Wiehl

Am Mittwoch, 27. April, ab 19 Uhr im Forum der Volksbank in Wiehl diskutieren wir mit den Kandidaten im Wahlkreis Oberbergischer Kreis II. Mit dabei sind Bodo Löttgen (CDU), Tobias Schneider (SPD), Dominik Trautmann (FDP), Susanne Valentin (AfD), Marc Zimmermann (Bündnis 90/Die Grünen) und Jan Köstering (Die Linke). Wenn Sie live dabei sein wollen, melden Sie sich bis Freitag per E-Mail an. Für die Veranstaltung gilt 3G (tagesaktueller Test) sowie Maskenpflicht bis zum Platz. Im Saal soll Abstand gewährleistet werden. Ab Montag geben wir Bescheid, ob Sie kommen können. Möchten Sie den Kandidaten eine Frage stellen? Schicken Sie uns auch die per E-Mail. (kmm)

Aber die Pandemie sei noch nicht vorbei, sagt auch Kasch: „Von einem Normalbetrieb sind wir noch weit entfernt.“ Das Leistungsspektrum der Häuser sei weiter stark eingeschränkt. Zum einen falle die Belegschaft aus, weil nach wie vor viele an Corona erkranken oder zumindest in Quarantäne müssten.

Viele infizierte Patienten

Und dann seien da eben nach wie vor viele infizierte Patienten – wenn auch nicht mehr auf Intensivstationen, so doch auf Normalstationen. Klein: „Das bedeutet für den Stationsbetrieb zusätzlichen Aufwand für den Schutz und psychischen Druck für die Mitarbeiter durch die nach wie vor bestehende Infektionsgefahr.“ Und: Es belegt Betten, die für andere Behandlungen, mit denen sich die Häuser finanzieren, nicht zur Verfügung stehen. „Wie es da weitergeht, wissen wir noch nicht.“

Probleme, die nicht nur das Klinikum Oberberg betreffen, sondern auch eine kleinere Klinik wie die in Engelskirchen, sagt Kasch: „Da sind wir uns ganz ähnlich.“ Im Gegenteil: Für kleinere Häuser sei die Frage der Finanzierung ihrer Arbeit sogar bedrohlicher – bis hin zur Existenz. „Dabei sind wir ein wichtiger Teil der Grundversorgung“, sagt Kasch. Das heißt für ihn: Um eine Region wie Oberberg in der Fläche zu versorgen, soll es nicht nur größere Häuser die des Klinikums in Gummersbach und Waldbröl geben: „Wenn ich mir die Karte so ansehe, passt das so, wie es jetzt ist, ganz gut.“ Weitere Schließungen von Häusern wie zuletzt bei der GFO selbst in Lindlar und viel früher schon in Ründeroth und Bergneustadt, seien deshalb für ihn nicht sinnvoll, sagt Kasch.

Kliniken müssen umdenken

Wie das geht? Nicht nur mit Geld. Auch die Kliniken müssten umdenken, sagen die beiden Krankenhausmanager. „Die Frage ist, ob jeder alles anbieten muss“, sagt Kasch. Dafür müsste man sich eventuell aber auch gegenseitig absprechen, vielleicht sogar kooperieren. „In der Pandemie haben wir das regelmäßig getan“, erklärt Klein. Und davor? Der Geschäftsführer des Klinikums denkt kurz nach und räumt dann ein, dass es ein gewisses Konkurrenzdenken gegeben hat: „Der Wettbewerb war vom System durchaus aber auch gewollt und wurde gefördert.“

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Und nun? Komme es natürlich auf die Politik an. Auf das System, das sie etabliert. Und natürlich aufs Geld. „Die entscheidende Frage wird sein, ob man in der Pandemie die Fehlentwicklungen erkannt hat. Aber auch, ob man am Ende doch wieder nur ein besseres System will, das aber nicht mehr kosten darf.“