Lesekultur in FrielingsdorfDer Verein Bücherwurm feiert sein 25-Jähriges

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Gründung des Bücherwurms 1996, mit Erika Lob, Lucie Rademacher, Annemarie Röhrig (stehend, v.l. Heidi Berghaus, Marita Blumberg, Christa Knippenberg und Solweig Kaulert (u.,v.l.).

Gründung des Bücherwurms 1996, mit Erika Lob, Lucie Rademacher, Annemarie Röhrig (stehend, v.l. Heidi Berghaus, Marita Blumberg, Christa Knippenberg und Solweig Kaulert (u.,v.l.).

Frielingsdorf – Der Treffpunkt Bücherwurm feiert seinen 25. Geburtstag, und das wird am Sonntag, 7. November, gefeiert. Der gemeinnützige Verein blickt auf bewegte Jahre zurück. Alles fing damit an, dass die Gemeindebücherei Lindlar im Jahr 1996 ihre Ausleihe in Frielingsdorf aus Kostengründen schloss.

Dagegen gingen die Menschen im Ort auf die Barrikaden und den Verantwortlichen derart auf die Nerven, dass der damalige Gemeindedirektor Konrad Heimes den Protestierenden „den ganzen Krempel vor die Füße schmiss und rief, ,dann geht doch in den Keller und macht euren Kram alleine’.“ So erzählen es die Vorsitzende des Vereins, Marita Blumberg, und ihre Kollegin Marita Theobald. Und genau das machten die Frauen.

Keller unter Wasser

Sie waren kaum angekommen, da stand der Keller zum ersten Mal unter Wasser. Die Dränage rund um das Gebäude war mangelhaft und einem heftigen Regenguss nicht gewachsen, damals ein riesiger Aufreger in der örtlichen Presse.

Jahre später der nächste Rückschlag: „Irgendwann kam ein Anruf vom Bürgermeister, ihr müsst sofort schließen, es gibt Probleme mit dem Brandschutz“, erzählt Marita Blumberg. Die Bücherei stand auf der Straße beziehungsweise auf dem Schulhof, denn dort führte man aus Protest gegen die Schließung die Ausleihe einfach weiter. „Wir wollten einfach in aller Munde bleiben“, sagt Marita Theobald.

Das funktionierte auch, mit dem Umzug in die heutigen Räume im vorderen Teil der Grundschule 2009 kam die Bücherei in ruhigere Gewässer und entwickelte sich zu einem kulturellem Zentrum im Ort. Man trifft sich zum Kaffee, es gab Lesungen regionaler Autoren und jährlich die Ausstellung Buch und Bild, auf der einheimische Künstler wie Iris Kappe Pohl, Sonja Ramona Siems oder Jens C. Schmitz ihre Werke im Foyer der Schule zeigten. Auch soziales Engagement wird beim Bücherwurm großgeschrieben. Bei der Flut im Juli wie auch schon beim großen Tsunami im Indischen Ozean wurde bei Spendenaktionen Geld für die Opfer gesammelt.

Crashkurs im Umgang mit dem Internet

2002 bestellte man einen „Computerbus“ und gab den Frielingsdorfern einen Crashkurs im Umgang mit dem Internet. Als 2004 Lindlar-Kultur eine Fotoausstellung mit Bildern aus dem Gemeindearchiv organisierte, dachten sich die Frauen um Marita Blumberg, „das können wir auch, aber größer“. Aus der folgenden Ausstellung entwickelte sich ein ganz besonderer Schatz, der hinter der unscheinbaren Glastür der Bücherei schlummert. In mittlerweile 20 großen Ordnern hat Blumberg Fotos aus der Dorfgeschichte gesammelt, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, hat sie thematisch geordnet und beschriftet.

Fotosammlung zur Dorfgeschichte

Immer wieder kommen Menschen zu Marita Blumberg und bringen Bilder. Aktuell ist sie auf der Suche nach Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Vereine wie die Schützenbruderschaft, die Kirchengemeinde und Firmen wie Schmidt + Clemens haben den Bücherwurm gebeten, Fotoausstellungen zu organisieren.

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In der Pandemie hat der Verein spontan einen Lieferservice auf die Beine gestellt, um die Frielingsdorfer weiter mit Lesestoff zu versorgen. Das gesellschaftliche Leben mit Ausstellungen und Lesungen ist natürlich erstmal zum Erliegen gekommen. Ein weiteres Problem kommt hinzu. Die zehn Frauen, die sich ehrenamtlich beim Bücherwurm engagieren, sind alle etwa gleich alt. „Früher war es kein Problem, für eine Ausstellung Tische und Bänke zu schleppen“, erzählt Marita Theobald. Doch das wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger, weshalb Nachwuchs sehr willkommen wäre.

Die Bücherei an der Jan-Wellem-Straße 10 ist dienstags von 16 bis 19 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.