Chance vertanLindlars Tschaikowski-Absage ist überängstlich und verkehrt

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Streicher (Symbolbild)

Lindlar – Darf man angesichts des furchtbaren Krieges in der Ukraine in Deutschland ein Konzert mit Musik des russischen Komponisten Peter Tschaikowski veranstalten? Oder setzt man damit ein Zeichen, das missverstanden werden könnte?

Diese Sorge haben ganz offenbar der Lindlarer Kulturbeirat, oder zumindest Teile davon, und Bürgermeister Dr. Georg Ludwig. Doch deshalb die öffentliche Generalprobe des Jungen Orchesters abzusagen, ist eine überängstliche, völlig falsche Entscheidung – aus mehreren Gründen.

Wasser auf Putins Mühlen

Sie nimmt Peter Tschaikowskis, der 1893 verstorben ist, und seine Musik in Sippenhaft. Einen Komponisten, der ein überzeugter Pro-Europäer und Pazifist war und eben genau nicht für das nationalistische Russland Wladimir Putins steht, sondern für die weltoffene und reiche russische Kultur. Ein genereller Boykott russischer Kunst und Künstler sei Wasser auf Putins Mühlen, kritisiert auch der ukrainische Komponist Walentin Silvestrow, selbst im März aus Kiew nach Deutschland geflüchtet. Das helfe Putin nur bei der Gehirnwäsche seines eigenen Volks.

Mit der Absage ist Lindlar kein Einzelfall, aber das macht die Sache keinen Deut besser. Ein Konzert mit Tschaikowski-Musik, ergänzt um eine feinfühlige Moderation – das wäre ein Zeichen gewesen für den Frieden und die Völkerverständigung. Diese Chance wurde leider vertan. Im Lindlarer Rathaus sieht man sich nach eigenen Angaben zu der Entscheidung „gezwungen“. Fragt sich nur, von wem?

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Vielleicht hätte die Verwaltung aber auch einfach einen Blick ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland werfen sollen. „Eine Zensur findet nicht statt. ( . . .) Kunst und Lehre sind frei“ steht dort. (Artikel 5 der Grundrechte)