UnternehmensnachfolgeSohn übernimmt nun doch Lindlarer Spedition

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Willi Kellershohn und Sohn Oliver vor einem Lkw stehend.

Den Familienbetrieb gibt es seit 1894. Willi Kellershohn ist froh, dass Sohn Oliver nun in die Firma eingestiegen ist.

Wie so viele Firmenchefs konnte Willi Kellershohn nicht damit rechnen, dass sein Sohn den Laden übernimmt. Doch dann kam alles anders.

Cowboys der Straße sind Lkw-Fahrer schon lange nicht mehr. Der Beruf hat mit diesem romantisierten Bild kaum etwas zu tun, bis vielleicht auf die Einsamkeit. Es ist ein harter Job, weiß Willi Kellershohn, Geschäftsführer der Lindlarer Spedition Kellershohn. Eine Spedition müsse heute viel mehr leisten, als nur dafür zu sorgen, dass Waren rechtzeitig von einem Ort an einen anderen gelangen, sagt der 62-jährige Firmenchef. Das Unternehmen mit seinem Hauptsitz im ehemaligen Lindlarer Bahnhof ist seit 1894 ein Familienbetrieb.

Und das wird auch in Zukunft so sein. Denn Sohn Oliver wird das Unternehmen übernehmen. Und das war nicht abzusehen, sondern eine Überraschung. Der heute 25-jährige Oliver hatte sich nach dem Abitur für ein Sportstudium in Köln entschieden. Da er eine richtige Sportskanone sei und fast jede freie Minute im Lindlarer Freizeitpark verbracht habe, sei das völlig okay gewesen, sagt Willi Kellershohn. Die Entscheidung seines Sohnes zur Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Logistik zu wechseln, sei unvorhergesehen gekommen, habe ihn aber sehr gefreut, zumal er die Berufswahl nie beeinflusst habe.

Lindlarer Sportstudent erkannte das Potenzial der Branche

Beim Sportstudium habe ihm der wirtschaftliche Aspekt gefehlt, und Corona habe sicher auch eine Rolle gespielt, sagt der 25-Jährige. Ein Praktikum beim Unternehmen Amazon habe ihm die Möglichkeiten und das Potenzial der Logistikbranche noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt, berichtet Oliver Kellershohn, der mittlerweile seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche und im elterlichen Betrieb arbeitet. Mit vielen Freiheiten, wie beide Seiten betonen. Über Familienangelegenheiten sprechen die beiden bei der Arbeit übrigens nicht.

Die Offenheit für Neues sei ihm immer wichtig gewesen versichert Vater Kellershohn. Im Unternehmen habe er schon früh Wert auf Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen für die Fahrer gesetzt. Aber seit sein Sohn in der Firma sei, gebe es auch neue, junge Kunden und Bewerbungen von jungen Menschen, die sich sicher nicht beworben hätten, wenn sie nur ihn als Firmenchef auf der Homepage gesehen hätten.

Der direkte Kundenkontakt sei sehr wichtig, das sei ihm schnell klar geworden, sagt Oliver Kellershohn. Deshalb setze man im Unternehmen auf persönliche Kundenbetreuung und schnelle Erreichbarkeit und in diesem Bereich nicht auf Rationalisierung. Bei der Lagerung und Planung sei die Digitalisierung dagegen unverzichtbar.

Willi Kellershohn freut sich über viele neue Ideen und Oliver Kellershohn über die Gelegenheit, vieles ausprobieren und damit Erfahrung sammeln zu können. Einen festen Übergabezeitpunkt haben die beiden auch schon im Visier, wollen ihn aber noch nicht verraten.


Unternehmensnachfolge

In vielen Unternehmen ist die Regelung der Nachfolge ein Problem. Insbesondere bei den Familien geführten Betrieben, von denen es in Oberberg eine ganze Menge gibt, ist es oft schwierig, geeignete Nachfolger zu finden, wenn in der eigenen Familie oder im Unternehmen keine geeignete Lösung gesehen wird.

Die Industrie- und Handelskammer zu Köln, Geschäftsstelle Oberberg, berät Firmenchefs zu ihren Handlungsoptionen bei einer Übergabe, auch bei einem Termin im Unternehmen. Ansprechpartnerin ist Angelika Nolting, (02261) 8101-9952, E-Mail: angelika.nolting@koeln.ihk.de.

Wichtig sei, dass sich die Unternehmensleitung rechtzeitig mit der Nachfolge beschäftige und nicht erst einige Monate vorher, denn es gebe auch steuerliche und rechtliche Aspekte zu beachten. (lz)