Mann und MotorradBiker mit tollen Geschichten bei Prombacher Oldtimer-Treffen

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Die alte Tornax war treuer als ihr erster Besitzer Wolfgang Schewe. 1986 kamen die beiden wieder zusammen.

Die alte Tornax war treuer als ihr erster Besitzer Wolfgang Schewe. 1986 kamen die beiden wieder zusammen.

Prombach – Wolfgang Schewe aus Berkenroth ist stolz auf seine Tornax S 250 aus dem Jahr 1954 mit 15,1 PS. Auf die Eins hinter dem Komma legt er besonderen Wert, denn er hat das gute Stück aus Trümmern wieder restauriert und einen Beiwagen angebaut. Der Oldtimer hat eine bewegte Geschichte, die eng mit der des Nümbrechters verknüpft ist und die gern erzählt.

Er gehörte zu mehr als 50 Teilnehmern des Prombacher Motorrad-Oldtimer-Treffens, die am Tag der Deutschen Einheit trotz des windigen und regnerischen Wetters in den Ortsteil von Nümbrecht gekommen waren, um ihre alten Schätzchen auf der gesperrten Straße vor dem Dorfhaus zu präsentieren.

Tränen in den Augen

„Ich wollte schon immer eine Tornax fahren“, erzählt der gebürtige Wuppertaler. Als junger Kerl bewunderte er sehnsüchtig die Werksfahrer des dort ansässigen Fahrzeugherstellers beim Einfahren der Maschinen. 1959 kaufte er sich dann für 450 Mark sein eigenes Gefährt: „Vom Mund abgespart – bei 1,10 Mark Stundenlohn.“ Dennoch verkaufte er es ein paar Jahre später an einen Freund, weil der so inständig darum gebettelt hatte.

Anfang der 70er Jahre fand Schewe dann einen Beiwagen im Ufergestrüpp der Sieg in der Nähe seiner Arbeitsstelle in Hennef: „Den hatte das Hochwasser da angespült.“ Fehlte noch das Motorrad. 1986 lag Schewe im Waldbröler Krankenhaus und entdeckte in einer Oldtimerzeitschrift eine Anzeige für eine Tornax. Schewe bat seinen Sohn, sich das Motorrad in Bremerhaven einmal anzuschauen. Der nahm es mit und bereitete dem Vater eine Riesenüberraschung: „Ich hatte Tränen in den Augen, als ich die verrostete Schrottmaschine auf dem Hänger gesehen habe – es war mein altes Motorrad.“ Liebevoll hat es Schewe in den folgenden Jahren restauriert und hatte nun auch eine Verwendung für den Beiwagen im Keller. Stolz zeigt er auf den Tank und den Werkzeugkasten am Hinterrad: „Das ist echtes Chrom.“

Eine besondere Liebesbeziehung

Zum 19. Mal hat der Gemeinnützige Verein Prombach das Treffen veranstaltet. Traditionell liege der Termin am Vatertag, sagt Vorsitzender Manfred Henry Daub, doch nachdem er im vorigen Jahr wegen Corona gänzlich ausfallen musste, sei er diesmal auf den Einheitstag gelegt worden. Daub ist dankbar, dass die Gemeindewerke auch in diesem Jahr die Veranstaltung unterstützen. Das Treffen wurde von dem Prombacher DKW-Besitzer Erwin Johanns Anfang des neuen Jahrtausends ins Leben gerufen worden und erfreut sich seitdem wachsender Beliebtheit, berichtet Daub: „Im Frühjahr kommen bei schönem Wetter bis zu 150 Maschinen.“ Anmelden muss man sich nicht: „Wer kommt, der kommt.“

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Rund 250 Besucher interessierten sich für die Zweiräder vom Mofa bis zum Motorrad aus dem vorigen Jahrhundert. Die Fahrer sind zumeist auch Tüftler und nutzten das Treffen zum Fachsimpeln. Hermann Hankeln aus Denklingen ist gleich mit zwei Mofas gekommen, einer Kreidler Flory von 1981 und einer Zündapp C50 Super mit dem Baujahr 1973, die sein Freund Frank Höppner aus Witten fährt.

Mann und Motorrad, das ist eine Liebesbeziehung, das gilt auch für den Tornax-Fan Wolfgang Schewe. Das Gespann verkaufe er nun bis an sein Lebensende nicht mehr, versichert der Berkenrother. Als 19-Jähriger habe er seine Ehefrau Hannelore damit kennengelernt. Der Senior strahlt unter seinem Halbschalenhelm: „Die habe ich auch immer noch.“